Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
Mall verirrt haben sollte. Sam war vor mindestens einer halben Stunde mit einem der Männer nach Hause gefahren, die Kleidung und die Küchenutensilien im Gepäck. Lebensmittel hatten sie an diesem Abend nicht mehr eingekauft.
„Ich stimme Decker zu. Zwei Männer bleiben mit einem SUV hier, bis die Mall geschlossen ist, nur für den Fall, dass sich Dani doch verlaufen hat und wir sie nicht finden konnten“, wies Lucian an, während Decker Sams Wagen aufschloss und einstieg. „Der Rest macht sich wieder auf die Suche nach dem Abtrünnigen und Stephanie.“
Gerade hatte Decker den Schlüssel ins Zündschloss gesteckt, da ging die Beifahrertür auf, und Lucian stieg ein. Auf Deckers fragenden Blick hin erklärte dieser: „Ich fahre mit dir. Justin rast wie ein Verrückter.“
Decker musste sich ein Grinsen verkneifen, denn das entsprach so gar nicht der Wahrheit. Wenn nötig, konnte Justin Gas geben, aber er war eigentlich ein wirklich guter Fahrer. Es musste also einen anderen Grund geben, warum sein Onkel bei ihm mitfuhr. Vermutlich machte er sich Sorgen, wie Decker die jüngsten Ereignisse verkraftete, und wollte ihn nicht aus den Augen lassen.
„Ich mache mir nie Sorgen“, meinte Lucian brummig und legte den Gurt an.
Decker lachte ungläubig. „Ja, ich weiß. Du bist ein kaltherziger Mistkerl.... und du liest immer noch meine Gedanken.“ Darauf erwiderte Lucian nichts.
„Aufwachen.“
Dani blinzelte und stellte fest, dass sie zusammengesunken auf dem Beifahrersitz des Pickups saß. Sie fühlte sich geschwächt, ihr war übel, und ihr Kopf dröhnte ganz fürchterlich. Sie wollte sich aufsetzen, zuckte aber zusammen und kniff die Augen zu, da sich alles vor ihr zu drehen begann. „Ja, ich weiß. Ich habe zu fest zugeschlagen, und jetzt fühlst du dich nicht gut“, kam ein ungeduldiger Kommentar von rechts. „Aber wir haben alle unser Päckchen zu tragen. Jetzt komm schon, reiß dich zusammen und steig aus. Wir sind da.“
„Wo ist ‚da‘?“, fragte sie benommen und zwang sich, wieder die Augen aufzumachen. Zum Glück geriet diesmal die Welt nicht in Bewegung. Sie wandte sich vorsichtig zur Seite und musterte den Mann, der neben dem Wagen stand und ihr die Tür aufhielt. „
Wer
sind Sie?“
Erstaunt zog er die Brauen hoch und schnalzte scheinbar entrüstet mit der Zunge. „Habe ich etwa vergessen, mich vorzustellen? Das war aber äußerst nachlässig von mir. Gestatten? Leonius Livius II.“ Dabei machte er eine tiefe Verbeugung, die wirkte, als hätte er sie am Hof irgendeines Königs gelernt. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: „Du darfst ruhig Leo zu mir sagen.“
„Lassen Sie mich raten“, gab sie zurück. „Sie sind in der Renaissancezeit geboren und aufgewachsen, richtig?“
„Nicht schlecht, aber leider nein. Ich bin viel früher geboren“, versicherte er ihr. „Allerdings habe ich diese Ära wirklich gemocht. Die langen Ballkleider waren sehr elegant und verbargen die Schnittwunden, die ich den Damen zufügen musste, um mich zu ernähren. Wenn ich darauf achtete, eine Frau nicht zu stark zur Ader zu lassen, hatte ich monatelang etwas von ihr.“
Dani musste an die beiden toten Frauen denken, die im Graben neben der Lichtung gelegen hatten, und sie fragte sich, ob die beiden wohl auch monatelang am Leben gelassen worden waren, damit diese Bande ihnen immer wieder etwas Blut abzapfen konnte. Möglicherweise geschah Stephanie gerade das Gleiche. „Bei den knappen Kleidungsstücken, die ihr Frauen heutzutage tragt, ist das ja nicht mehr möglich.“
Sie warf einen Blick auf ihr ausgeleiertes T-Shirt und die Shorts und fand, dass er durchaus recht hatte. Sie hatte nur kurz in den Graben gesehen, dennoch glaubte sie bemerkt zu haben, dass den beiden Frauen überall dort Schnittwunden zugefügt worden waren, wo große Adern verliefen. „Um eine Frau heutzutage noch länger bei sich zu behalten, muss man sie entweder verstecken oder mit ihr als Punker verkleidet durch die Gegend ziehen. Meine Söhne scheint das nicht zu stören, aber ich finde diesen Stil primitiv und geschmacklos.“ Mit einem Schulterzucken fügte er hinzu: „Aber man tut nun mal, was man tun muss.“
„Diese Männer auf der Lichtung waren alle Ihre Söhne?“
„Sie
sind
meine Söhne, ganz richtig.“
Dani ging darüber hinweg, dass er das Präsens derart betonte. „Auch derjenige, der meine Schwester entführt hat?“
„Ah, ja, die süße Stephanie. Sie ist übrigens hübscher als du“,
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