Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
in der Lage zu gehen?“, fragte Leo in höflichem Tonfall. „Wir sollten unsere Gastgeber nämlich nicht noch länger warten lassen und uns nach drinnen begeben.“
Langsam drehte sie den Kopf zu dem Gebäude, vor dem sie angehalten hatten. Es handelte sich um ein altes viktorianisches Haus mit einer breiten, weiß gestrichenen Veranda. Dann bemerkte sie mehrere Nebengebäude sowie Maisfelder, und ihr wurde schwer ums Herz. Das hier war mit Sicherheit nicht sein Haus, und ihre „Gastgeber“ empfingen sie ganz bestimmt nicht aus freien Stücken. Sie hatte das ungute Gefühl, dass ihr das Schlimmste erst noch bevorstand.
13
„Komm schon, ich habe einige Überraschungen für dich vorbereitet, und ich weiß, wir werden viel Spaß haben.“ Leonius packte Dani am Arm und zog sie mit sich die Stufen zur Veranda des alten Farmhauses hinauf, da sie sich nicht so schnell bewegte, wie es ihm passte. Sie zuckte zusammen, als sie seinen festen Griff spürte, zeigte ansonsten aber keine Reaktion, schließlich wollte sie nichts tun oder sagen, was seinen Spaß an diesem Albtraum noch gesteigert hätte.
„Da wären wir.“ Leo beugte sich vor, öffnete die Haustür und schob Dani nach drinnen. Sie kniff die Augen zu, da ein grelles Licht von der Decke schien, das bewirkte, dass ihr Schmerzensblitze durch den Kopf jagten.
Der Duft von Zimt und Äpfeln stieg ihr in die Nase, woraufhin sie die Augen wieder einen Spaltbreit öffnete. Sie standen mitten in einer altmodischen Küche mit weißen Regalen und weiß gestrichenen Holzdielen, auf dem Tisch stand eine Teekanne in Form eines Gockels, dazu Salz und Pfefferstreuer in der Gestalt von kleinen Kühen. Dann entdeckte sie die Quelle des süßen Dufts: Ein Kuchen, der erst vor Kurzem aus dem Ofen geholt worden war, stand zum Abkühlen auf einem Rost.
„Ich habe vom Wald vor eurem Haus aus zugesehen, wie du mit Decker in die Scheune gegangen bist“, ließ Leonius sie fast beiläufig wissen. „Ihr seid so lange da drin geblieben, dass ich mich im Schutz des Regens genähert habe. Als ich sah, was ihr beide da getrieben habt, wusste ich, dass mir genug Zeit blieb, um nach einem Platz in der Nähe zu suchen, wo ich dich nach der Entführung unterbringen könnte. Dass du das Grundstück verlassen und zum Einkaufszentrum fahren würdest, hatte ich allerdings nicht erwartet. Ich bin davon ausgegangen, dich nachts aus dem Haus holen zu müssen.... Jedenfalls“, fuhr er nach einem Augenblick fort und dirigierte sie zum anderen Ende des Tischs, „war ich sehr angetan, als ich dieses Haus hier entdeckte. Es ist hübsch und gemütlich, und außer dem Ehepaar, das hier lebt, muss ich mich um niemanden kümmern. Zuerst war ich ein wenig besorgt, weil es gleich nebenan liegt.“ Vor dem Kuchen blieb er stehen und strich mit einem Finger über die Kruste, von der sich ein Stück löste, obwohl die Berührung nur federleicht gewirkt hatte. Er musste darüber lächeln. „Als ich herkam, hat die alte Frau gerade den Kuchen aus dem Ofen geholt. Ich beschloss, das als ein gutes Omen zu nehmen und das Risiko einzugehen.“
Dani wurde hellhörig, als er die alte Frau erwähnte, und fragte sich prompt, was wohl aus ihr geworden war. Dann erst begriff sie, was er gerade gesagt hatte. Sie mussten sich in unmittelbarer Nähe des zukünftigen Hauptquartiers der Jäger befinden. Gleich nebenan! Wenn ihr die Flucht gelänge....
„Dein Herz schlägt schneller“, bemerkte Leo amüsiert. Als sie ihn erschrocken ansah, erklärte er: „Mein Gehör ist ausgezeichnet. Das ist bei uns allen so. Und dein Herz rast. Was denkst du wohl im Augenblick?“ Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr. „Könnte es sein, dass du an eine Flucht denkst? Willst du weglaufen? Etwa zu Decker?“ Daraufhin brach er wieder in schallendes Gelächter aus und schüttelte erfreut den Kopf. „Du bist so unterhaltsam.“ Er führte sie unter einem weiten Türbogen hindurch ins nächste Zimmer.
Es musste sich um das Wohnzimmer handeln, doch da kein Licht brannte, konnte sie so gut wie nichts erkennen. Leo schien dieses Problem nicht zu haben. Dani erinnerte sich daran, dass Decker davon gesprochen hatte, dank der Nanos nachts besser sehen zu können. In einem angewiderten Tonfall fragte Leonius: „Ganz im Kolonialstil, findest du nicht auch?“
Sie sah ihn an und glaubte zu erkennen, wie er die Nase rümpfte.
Dann vertraute er ihr an: „Ich habe die Typen aus dieser Zeit gehasst. Ein Haufen nervöser und
Weitere Kostenlose Bücher