Vampire und andere Kleinigkeiten
wollte. Doch mit seiner stämmigen Gestalt, dem dunklen Haar und dem Schnauzbart glich Milos in dem Einteiler am ehesten noch dem Akrobaten eines drittklassigen Zirkus.
Aufgeregtes Gemurmel ging durch die Menge.
Calvin sagte: »Was ... so ein Mist.« Colonel Flood nickte einmal knapp, wie um zu sagen: ganz meine Meinung.
Der Barkeeper warf sich hoheitsvoll in Pose, und nach einer Schrecksekunde verneigte Eric sich vor dem kleineren Vampir. »Mein Fürst«, begann er, »ich bin tief bewegt. Dass Ihr uns die Ehre erweist... dass Ihr wirklich gekommen seid ... in dieser Nacht aller Nächte... ich bin überwältigt.«
»So ein verdammter Angeber«, wisperte Pam mir ins Ohr. In der allgemeinen Verwirrung nach der Enthüllung des Barkeepers war sie hinter mich getreten.
»Meinst du?« Ich betrachtete das Spektakel des ergeben stammelnden Eric, der jetzt auch noch auf ein Knie niedersank.
Mit einer harschen Geste gebot Dracula Schweigen, und Eric klappte mitten im Satz den Mund zu.
Wie auch jeder andere Vampir im Fangtasia. »Ich bin nun seit einer Woche inkognito hier«, begann Dracula würdevoll und mit hartem, aber nicht unattraktivem Akzent, »und habe diese Vampirbar so sehr schätzen gelernt, dass ich ein Jahr zu bleiben gedenke. Ich erwarte Blutzoll während meines Aufenthaltes hier, damit ich einen Lebensstil pflegen kann, wie ich ihn zu Lebzeiten gewöhnt war. Dieses Royalty in Flaschen mag eine akzeptable Notlösung sein, aber ich, Dracula, füge mich nicht dem modernen Brauch, synthetisches Blut zu trinken, sondern bedarf einer Frau pro Tag. Diese hier wird es für den Anfang tun.«
Er zeigte auf mich, und Colonel Flood und Calvin traten augenblicklich neben mich, eine Geste, die ich ungemein zu schätzen wusste. Die Vampire wirkten betreten - ein Ausdruck, der so gar nicht in ihre untoten Gesichter passte. Nur Bills Miene war völlig ausdruckslos.
Erics Blick folgte Vlad Tepes' Wurstfinger, und da sah er, wer das »Happy Meal« sein sollte. Immer noch halb auf dem Boden kniend, starrte er Dracula von unten herauf an. Ich konnte seine Miene überhaupt nicht deuten und spürte, wie mich Angst überkam. Was hätte Charlie Brown getan, wenn der große Kürbis das kleine rothaarige Mädchen hätte fressen wollen?
»Und was meinen finanziellen Unterhalt betrifft, der Zehnte aller Einkünfte aus dem Nachtclub sowie ein Haus dürften für meine Bedürfnisse ausreichen, ein paar Diener natürlich eingerechnet: deine Stellvertreterin oder dein Club-Manager, einer von beiden ...« Pam stieß ein so grollendes Fauchen aus, dass sich mir sämtliche Nackenhaare aufstellten. Clancy blickte drein, als hätte jemand seinen Hund getreten.
Pam fummelte an der Dekoration des Tisches herum, die mein Rücken verbarg. Eine Sekunde später drückte sie mir etwas in die Hand. »Du bist hier der Mensch«, flüsterte sie.
»Komm, Mädchen«, sagte Dracula und winkte mich heran. »Ich habe Hunger. Komm her, dir wird Ehre erwiesen vor all den hier Versammelten.«
Sowohl Colonel Flood als auch Calvin ergriffen meinen Arm, doch ich sagte leise: »Setzen Sie Ihr Leben nicht aufs Spiel, das ist es nicht wert. Die Vampire töten Sie, wenn Sie den Kampf aufnehmen. Keine Sorge.« Mit einem Blick in ihre Augen machte ich mich los, während ich sprach. Ich versuchte, Zuversicht auszustrahlen. Keine Ahnung, was genau bei ihnen ankam, aber sie begriffen, dass ich einen Plan hatte.
Ich versuchte, auf den schwarz glänzenden Barkeeper zuzugleiten, als wäre ich völlig verzückt. Und da Dracula keinen Augenblick an seiner Macht zweifelte und nicht ahnen konnte, dass diese Wirkung der Vampire bei mir nicht verfing, kam ich damit durch.
»Meister, wie konntet Ihr Eurem Grab in Targoviste entfliehen?«, fragte ich und bemühte mich, so bewundernd und schwärmerisch zu klingen wie möglich.
Ich ließ die Arme zu beiden Seiten herabhängen, sodass der rosefarbene Chiffon meine Hände bedeckte.
»Das haben mich schon viele gefragt«, erwiderte der Fürst der Finsternis und neigte gnädig den Kopf, als Eric ihm mit gerunzelter Stirn wieder den Blick zuwandte. »Aber diese Geschichte muss warten. Meine Schöne, wie froh bin ich, dass dein Nacken schon entblößt ist. Komm näher zu mir... ARRRGH!«
»Das ist für das dämliche Gefasel!«, rief ich, und meine Stimme zitterte, weil ich versuchte, ihm den Pfahl so tief wie möglich ins Herz zu treiben.
»Und das für die Demütigung«, fügte Eric hinzu und schlug hilfsbereit mit der Faust auf
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