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Vampire und andere Kleinigkeiten

Vampire und andere Kleinigkeiten

Titel: Vampire und andere Kleinigkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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zugesagt, ihm zu helfen. Ich machte den Mund auf, um das richtigzustellen, doch er redete sofort los. »Als ich letzte Woche in die Agentur kam, hatte irgendwer die Akten durchgesehen.«
    »Arbeitet Marge Barker noch für Sie?«
    Er nickte. Ein verirrter Sonnenstrahl ließ seine Brillengläser aufblitzen. Es war Oktober und immer noch warm im Norden von Louisiana. Greg zog ein schneeweißes Taschentuch hervor und tupfte sich die Stirn ab. »Und meine Frau, Christy; sie kommt dreimal die Woche einen halben Tag ins Büro. Marge arbeitet ganztags.« Christy, Gregs Ehefrau, war so lieb wie Marge ätzend war.
    »Woher wussten Sie, dass jemand die Akten durchgesehen hatte?«, fragte Amelia, drehte den Schraub-verschluss des Nagellackfläschchens zu und stellte es auf den Couchtisch.
    Greg holte einmal tief Luft. »Ich vermutete schon seit einigen Wochen, dass irgendwer nachts in der Agentur war. Aber es fehlte nie etwas. Nichts war verändert. Mein Schutzzauber war okay. Doch als ich vor zwei Tagen ins Büro kam, war eine der Hängeregistraturen unseres größten Aktenschranks herausgezogen. Wir schließen die Schränke nachts natürlich ab«, erklärte er. »Wir haben eins dieser Aktenschranksysteme, die sich automatisch verriegeln, wenn man die oberste Registratur abschließt. Bei den Kundenakten handelt es sich letztlich fast immer um sensible Unterlagen. Und Marge geht jeden Abend vor Geschäftsschluss extra noch einmal herum und verschließt alle Schränke. Was, wenn irgendwer ahnt... was ich tue?«
    Ich konnte gut verstehen, dass Greg das eine Heidenangst einjagte. »Haben Sie Marge gefragt, ob sie sich noch erinnern konnte, auch diesen Schrank abgeschlossen zu haben?«
    »Natürlich habe ich sie das gefragt. Aber sie wurde bloß wütend - Sie kennen ja Marge - und sagte, dass sie so etwas nie vergessen würde. Auch meine Frau hat an dem Nachmittag gearbeitet, konnte sich aber nicht erinnern, ob sie Marge die Schränke hat abschließen sehen. Ach, da fällt mir ein: Terry Bellefleur kam schon wieder in letzter Minute vorbei, um noch mal die Versicherung für seinen verdammten Hund durchzugehen. Vielleicht hat er ja gesehen, wie Marge sie abschloss?«
    Greg klang so gereizt, dass ich Terry unwillkürlich in Schutz nahm. »Greg, Terry gefällt's selbst nicht, wie er sich verhält, wissen Sie«, sagte ich und versuchte, meiner Stimme einen sanften Klang zu geben.
    »Er hat für unser Land gekämpft, und das hat ihn ziemlich fertiggemacht. Wir sollten nachsichtig mit ihm sein.«
    Einen Augenblick lang sah Greg verärgert drein. Doch dann entspannte er sich. »Ich weiß, Sookie«, sagte er. »Er macht bloß so ein Theater um diesen Hund.«
    »Was hat es denn damit auf sich?«, fragte Amelia.
    Zugegeben, auch ich bin manchmal ziemlich neugierig, aber bei Amelia ist es schon fast eine Art Zwang, alles über jeden wissen zu müssen. Das telepathische Talent hätte an sie gehen sollen, nicht an mich. Sie hätte vermutlich sogar Spaß daran gehabt und es nicht als eine Art Behinderung betrachtet.
    »Terry Bellefleur ist Andys Cousin«, erklärte ich, weil ich wusste, dass Amelia Andy, einen Detective der Polizei, schon mal im Merlotte's getroffen hatte.
    »Er kommt nach Ladenschluss und macht die Bar sauber. Manchmal springt er auch für Sam ein. Wenn auch vielleicht noch an keinem der Abende, an denen du gearbeitet hast.« Auch Amelia half gelegentlich im Merlotte's aus.
    »Terry war in Vietnam, geriet in Gefangenschaft und hat eine ziemlich schlimme Zeit durchgemacht.
    Er hat nicht nur äußerlich Narben davongetragen, sondern auch innerlich. Und mit dem Hund hat es Folgendes auf sich: Terry liebt Jagdhunde und kauft sich immer wieder diese teuren Catahoulas, denen aber dauernd irgendwas zustößt. Seine jetzige Hündin hat vor kurzem Junge geworfen. Und nun macht er sich große Sorgen, dass ihr und den Welpen etwas zustoßen könnte.«
    »Soll das heißen, dass Terry etwas labil ist?«
    »Phasenweise geht es ihm schlecht«, erwiderte ich. »Aber manchmal geht's ihm auch prima.«

    »Oh«, sagte Amelia, und man sah förmlich eine Glühbirne über ihrem Kopf aufleuchten. »Der Typ mit dem langen rotbraunen Haar, der langsam grau wird und eine Stirnglatze kriegt? Mit den Narben auf der Wange? Und dem großen Pick-up?«
    »Genau der«, erwiderte ich.
    Amelia wandte sich Greg zu. »Sie sagten, dass Sie schon seit mehreren Wochen das Gefühl haben, es sei nach Geschäftsschluss noch jemand bei Ihnen in der Agentur gewesen.

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