Vampire's Kiss
Huhn in meinem Magen in einen kalten Klumpen verwandelte.
Ich beugte mich vor und stemmte die Ellenbogen auf die Tischplatte. »Ich habe das mitgekriegt.«
»Was mitgekriegt?«, fragte Ronan mit Unschuldsmiene.
»Wie ihr euch eben angesehen habt.« Obwohl sie sich wahrscheinlich ständig in die Augen schauten, wenn sie so etwas wie eine Beziehung hatten, und mir das bisher nur entgangen war.
Diesmal dauerte der Blick, den sie wechselten, etwas länger.
Ich legte die Gabel weg. Der Appetit war mir vergangen. »Und was bedeutet das nun wieder?«
Amanda stapelte ihr Geschirr ordentlich auf dem Tablett, bevor sie antwortete. »Dass du besser darauf achten solltest, was du sagst, Schätzchen.«
»Und gut daran tätest, dich um deine eigenen Angelegenheiten zu kümmern«, ergänzte Ronan.
Emma tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und schob ihren Stuhl zurück.
Ich warf ihr einen flehenden Blick zu. »Wohin gehst du? Ich bin doch eben erst gekommen.«
Sie ließ ihren Blick durch den Speisesaal wandern, als rechnete sie damit, dass ein paar Eingeweihte unter den Tischen lauerten. »Ich nehme ihren Rat ernst. Und … ich weiß nicht, Drew. Vielleicht solltest du das auch tun.«
Was war mit meiner Freundin los? Mit der tapferen Emma, die mir das Leben gerettet hatte, als sie nachts in der Wildnis an meiner Seite blieb, ein Kaninchen am Spieß briet und den dämonischen Draug tötete? Aber dann sah ich, wie ihre Augen einen Moment lang auf Yasuo ruhten, ehe sie hastig die Lider senkte.
Vielleicht hatte meine Freundin einen Grund, nicht aufzufallen. Vielleicht war sie wegen eines gewissen japanisch-amerikanischen Vampir-Anwärters mit Baby-Fängen plötzlich für gute Ratschläge zugänglich. Und ich schwor mir, sie ins Verhör zu nehmen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab.
Ich ließ die Schultern hängen. Mit einem Mal kam ich mir ziemlich allein vor. »Ich werde in Zukunft besser aufpassen. Bis später.«
Emma hatte den Tisch kaum verlassen, als ich mich weit vorbeugte und eindringlich fragte: »Also, was ist los?«
Ronan und Amanda mimten Ahnungslosigkeit.
»Bitte«, drängte ich. »Ich kann förmlich sehen, wie sich eure Gedanken im Kreis drehen. Was verschweigt ihr mir?«
Amanda lehnte sich zurück. »Also schön, damit du endlich Ruhe gibst.« Sie atmete tief durch und setzte eine weise, geduldige Miene auf, als müsste sie mir die Geschichte mit den Bienchen und den Blümchen erklären. »Es ist richtig, dass manche Mädchen … Bindungen eingehen. Mit bestimmten Vampiren. Diese Mädchen neigen dann zur Eifersucht. Entwickeln eine Abwehrhaltung gegen mögliche Rivalinnen.«
Sie brachte das rüber, als sei es eine Lappalie, aber ich wusste, dass sie auf eine ganz große Sache anspielte. Wollte sie etwa andeuten, dass sich Eingeweihte mit Vampiren einließen? »Das klingt ja ganz so, als ob einige der Mädels … verbotene Affären hätten.«
»Das klingt nicht nur so – das ist so.« Sie zog spöttisch eine Augenbraue hoch. »Ich habe mich selbst nie gebunden, deshalb weiß ich nichts Genaueres darüber. Aber ich denke, ihre Gehässigkeit hat zum Teil mit der Körperchemie zu tun – irgendeine Veränderung, die das Blut bewirkt – und zum Teil mit ganz normaler Stutenbissigkeit.«
Ich warf Ronan einen fragenden Blick zu, aber sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske, und er widersprach Amanda nicht. Also waren diese Enthüllungen für ihn nicht neu.
Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf, die meisten in der Richtung Können Vampire …? Sind sie überhaupt in der Lage, mit Mädchen …? Und so fort. Schließlich stellte ich die am wenigsten verfängliche Frage: »Hatte Masha was mit Alcántara? Oder hat sie immer noch was mit ihm?«
Ronan schaute Amanda an und zuckte dann mit den Achseln. »Wir wissen es nicht.«
»Und wenn ich du wäre, würde ich auch nicht nachbohren«, setzte Amanda hinzu. »Die reißen dir sonst den Kopf ab.«
Heilige Scheiße. Ein Schauer lief mir über den Rücken. »Die Vampire?«
»Die Mädels , Schätzchen. Die Mädels würden dich kaltmachen.«
»Sieh mal, nicht alle Eingeweihten sind wie unsere Amanda hier«, sagte Ronan und tätschelte ihr freundschaftlich die Hand.
Nicht alle Eingeweihten hatten unerlaubte Affären mit Suchern, meinte er wohl? Gab es hier überhaupt Leute, die etwas lernen wollten, oder war ich der einzige naive Nerd, auf immer und ewig dazu verdammt, Single zu bleiben? »Herrgott, ich komme mir vor wie auf der
Weitere Kostenlose Bücher