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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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schwieg einen Moment und sagte dann: »Ich bin hier geboren.«
    »Du bist was ?«
    »Lass es gut sein, Annelise.«
    Aber wie konnte ich? Ebenso gut hätte er verkünden können, er käme vom Mars. Ich hielt seinen Blick fest, versuchte die Wahrheit in seinen Augen zu erkennen. Er hatte schon einmal erwähnt, dass er von hier kam und seine Schwester hier gestorben war, doch ich hatte angenommen, dass er irgendwann auf der Insel gestrandet war. Nicht, dass er hier seine Wurzeln hatte.
    Wusste Amanda über seine Herkunft Bescheid? Ganz bestimmt. Vielleicht hatte er sie sogar heimlich seinen Leuten vorgestellt.
    Ich kriegte das alles nicht mehr auf die Reihe. »Deine Familie ist hier? Und du … du besuchst sie ab und zu? Beispielsweise sonntags oder zu Weihnachten?«
    Sein Blick verriet Schmerz.
    Ich hatte einen wunden Punkt berührt und hätte meine Worte gern zurückgenommen. »Entschuldige.« Eine größere Welle brachte den Kahn ins Schwanken, und ich hielt mich krampfhaft am Bootsrand fest. »Aber …« Ich wusste, dass ich das Thema nicht vertiefen sollte, musste aber einfach mehr darüber in Erfahrung bringen. »Wenn ihr Einheimische seid, du und deine Schwester, und wenn sie zu den Acari gehörte und du ein Sucher bist – gibt es dann auch Vampire, die von hier stammen?«
    »Natürlich«, sagte er kurz angebunden.
    Natürlich. Daran war überhaupt nichts natürlich. Er hatte schon mehrfach seinen Argwohn gegenüber den Vampiren geäußert, aber wenn er einige von ihnen seit seiner Kindheit kannte – Vampire mit dem gleichen Akzent wie er, mit den gleichen Freunden und Nachbarn … »Vertraust du ihnen mehr als den anderen? Ich meine, wenn ihr alle von hier kommt …«
    »Diejenigen, die ich kannte, haben die Umwandlung zu Vampiren nicht überlebt. Obwohl … ein Stammesältester vom Clan McCloud scheint es geschafft zu haben. Zumindest erzählen sich das die Leute.« Seine Miene wurde verschlossen, als käme ihm erst jetzt zu Bewusstsein, was er da ausplauderte. »Keine Fragen mehr«, sagte er kategorisch. »Wir sind zum Training hergekommen. Wenn du rechtzeitig zum Abendessen zurück sein willst, müssen wir endlich anfangen.«
    Ronan gab mir ruhig seine Anweisungen für das Schwimmen im tiefen Wasser, als habe er nicht eben eine Bombe platzen lassen. Ich meine, auf dieser Insel lebten Menschen . Menschen, die eine Gemeinschaft bildeten. Umgeben von Vampiren, Draugs und was sonst noch alles auf der Lauer lag. Welchen Schutz besaßen sie? Oder waren sie den Untoten hilflos ausgeliefert?
    Ich fröstelte.
    »Tauch unter, bevor du frierst«, befahl er.
    »Ähh?«
    »Du kannst dich nicht ewig drücken. Also ab ins kühle Nass mit dir! Bringen wir es hinter uns.« Er hatte die Ruder eingeholt und saß mit verschränkten Armen auf der schmalen Bank. »Und denk daran, was ich dir über Wassertreten und gleichmäßiges Atmen erklärt habe. Im tiefen Wasser ist einfach alles anders. Da sind diese Techniken wichtig.«
    Ich warf einen Blick über den Bootsrand. »Null Sicht«, murmelte ich.
    »Du schaffst das, auch wenn du keine Beckenkacheln siehst.«
    Das klang so streng, dass ich lachen musste. »Himmel, das klingt, als wärst du wegen deiner Kindheit sauer auf mich.«
    »Du bist unmöglich.« Er schüttelte den Kopf, aber aus seinen Zügen wich die Härte. »Ich habe dir bis jetzt so gut wie gar nichts von meiner Kindheit erzählt. Und ich werde das auch niemals tun.«
    »Außer ich springe ins Wasser?«
    Seine Augen funkelten belustigt. »Traust du dich nicht?«
    Wieder warf ich einen Blick über den Bootsrand. Wie konnte es sein, dass Wasser so eiskalt aussah? »Wer hat gesagt, dass ich mich nicht traue? Ich mag da nicht rein, das ist alles.«
    »Das hilft nichts. Du musst.«
    Ich zog meine Sprüche ab, aber insgeheim fürchtete ich doch, dass meine Feigheit den Sieg davontragen könnte. Dann jedoch fiel mir unser Gespräch vom Mittag wieder ein, und mir kam eine Idee. »Vielleicht könntest du ja deinen Trick anwenden.« Ich bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Das würde uns beiden die Sache erleichtern.«
    »Meinen Trick?« Der verärgerte Blick passte zu seinem ausdruckslosen Tonfall. »Was soll das schon wieder!«
    »Bitte! Bring mich irgendwie dazu, diese Wasserscheu abzulegen!« Allmählich steigerte ich mich in eine echte Panik hinein. Vielleicht tauchte ich ja mit Hilfe einer Art Hypnose freiwillig in das schwarze, unermesslich tiefe und eiskalte Wasser. »Komm! Versuch es mit deiner

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