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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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meine Worte sorgfältig ab und gestand dann: »Ich glaube, er war im Begriff, mich zu küssen.«
    Das scheuchte sie aus ihrer Trägheit auf. »Wolltest du denn, dass er dich küsst?«
    »Keine Chance. Das … das denke ich zumindest.« Mein Geschwafel verriet, dass ich selbst nicht genau wusste, was ich wollte. Zum ersten Mal in meinem Leben begehrte mich ein Mann – und dann musste es ausgerechnet ein Untoter sein. Ich war ein echtes Glückskind. »Ich will meinen ersten Kuss nicht von einem Vampir bekommen.«
    Sie beleuchtete das Problem eher nüchtern. »Ich frage mich, ob seine Lippen kalt sind.«
    »Und seine Zunge … endkrass.« Wir schüttelten uns beide. »Möglich wäre das durchaus.«
    Sie nickte ernst. »Vampire sind doch tot, oder?«
    »Genau genommen schon.«
    Das ließ uns eine Weile verstummen, bis Emma unerwartet losprustete.
    Ich starrte sie verwundert an. »Was ist?«
    »Ich muss immer an diesen Ball denken«, sagte sie mit einem Feixen, das völlig untypisch für sie war. »Vielleicht bittet er dich ja, mit ihm da hinzugehen.«
    »Der Ball.« Ich warf ihr einen wütenden Blick zu. »Erinnere mich bloß nicht daran. Meinst du, die geben Abendkleider aus? Quasi eine Art Ausgehuniform?«
    »Schwarz und bodenlang.«
    »Genau. Im Stil von Morticia.« Ich kicherte jetzt ebenfalls. »Und schwarze Umhänge mit superhohen Samtkrägen. Damit könnten wir rumhopsen wie Frankensteins Bräute.«
    »Wie ich höre, hast du sogar schon ein paar sehr elegante Schritte gelernt.«
    »Du klingst wie –« Ich erstarrte und rammte ihr dann den Ellenbogen in die Rippen. »Das hat dir Yasuo erzählt.« Ich ließ mich tiefer in die Couch sinken und runzelte die Stirn. »Das ist doch das Allerletzte. Wahrscheinlich läuft er in diesem Moment quer durch die Botanik und macht mich mit seinen Berichten von diesem blöden Tanzkurs lächerlich.«
    Eine Gruppe Eingeweihter kam lärmend in den Aufenthaltsraum und lenkte unsere Gedanken wieder auf die Probleme der Gegenwart. Emma warf mir einen nervösen Blick zu.
    Ich setzte mich kerzengerade auf und legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Arm. »Denk daran – keine Angst zeigen!«, wisperte ich ihr zu. »Wir hängen hier einfach ab. Das steht uns ebenso zu wie ihnen.«
    Sie breiteten sich auf der anderen Seite des Raumes aus und taten so, als wären wir nicht da. In ihren engen Overalls, die ihre straffen Muskeln voll zur Geltung brachten, lümmelten sie auf den Couches, Armlehnen und Kanten von Beistelltischen herum. Ihre lautstarke Unterhaltung übertönte unsere Stimmen.
    Emma sah mich flehend an. »Können wir nicht auf unsere Zimmer gehen und dort weiterreden? Was ist, wenn Masha auftaucht?«
    »Mit Masha werde ich locker fertig.« Das klang ein wenig angeberisch, aber ich wusste, dass ich recht hatte. »Hör zu, Em. Wir dürfen jetzt nicht klein beigeben. Diese Mädels wittern Angst. Wenn wir vor ihnen die Flucht ergreifen, löst das nur so was wie einen Jagdinstinkt bei ihnen aus.«
    Ich spürte, dass mich jemand anstarrte, und drehte mich um. Trinity war am Ende des Korridors aufgetaucht. Sie verschränkte die Arme, als sie uns bemerkte, und kräuselte verächtlich die Lippen, ehe sie sich zu ihren Freundinnen gesellte.
    Ihr Blick ließ uns keine Sekunde lang los. Sie nahm in einem der Sessel Platz, die Beine überkreuzt, die Hände um die Lehnen gekrallt. Dann zog sie langsam eine lange, dünne Stahlklinge aus dem Stiefel, die wie eine Kreuzung aus Feile und Dolch aussah. Den Kopf ein wenig schräg gelegt, stach sie mit dem Ding mechanisch auf die Armlehne ein, immer und immer wieder. Sie ließ es wie eine Spielerei aussehen, aber wir erkannten die an uns gerichtete Drohung.
    Ich spürte die Panik, die in Emma aufstieg. Um ihre Anspannung ein wenig zu lockern, zischte ich ihr aus dem Mundwinkel zu: »Gefallen ihr die Möbel nicht?«
    Emma begann ihre Sachen zusammenzupacken. »Im Ernst – lass uns einfach von hier verschwinden!«
    Ich hatte eine Hand beruhigend auf ihren Arm gelegt. »Wenn wir jetzt gehen, legen sie uns das als Schwäche aus. Wir müssen bleiben. Komm, zieh dein Messer!«
    »Mein was?«
    »Dein Messer. Du weißt schon, dieses imposante Jagdmesser, das du immer mit dir rumschleppst.« Es war riesig, mit brutal gezackter Klinge, und das letzte Mal hatte sie es gezogen, um mich aus der tödlichen Umklammerung eines Draug zu retten. Ich lächelte ihr zu. »Mit dem Ding hast du schon schlimmere Gegner erledigt.«
    Eine steile Falte bildete sich

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