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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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Sie sprinteten im Gegenwind durch den Sand oder machten Liegestütze in der Brandung. Das Training war knallhart.
    Eine Bewegung im Wasser fiel mir ins Auge. Es war Ronan auf einem Surfbrett. Amanda entdeckte ihn im gleichen Moment wie ich, und wir beobachteten ihn schweigend. Die See war ruhig und ohne Schaumkronen, mit hohen blaugrauen Wellen, die sich unter einem sonnenlosen Himmel aufbäumten. Ronan ritt auf einem mächtigen Wogenkamm in Richtung Strand, elegant und kraftvoll zugleich.
    »Traumhaft, der Junge«, sagte Amanda leise.
    Als er die Wellenbrecher erreichte, hechtete er in die Brandung, stemmte sein Longboard in die Höhe und trug es an Land wie ein Stück Treibholz, das er unterwegs gefunden hatte.
    »Yeah. Er hat schon was.« Ich konnte mich nur mühsam von dem Anblick losreißen. Er gehörte Amanda. Ich dagegen musste mich mit einem Vampir begnügen, der auf blaue Flecken stand.
    Kindisch, sicher, aber die Geschichte nervte mich. So wie es mich nervte, dass sie mich wie ein dummes Schulmädchen behandelte, das null Lebenserfahrung besaß. Meine nächsten Worte waren unüberlegt. »Vielleicht würde es dir auch nicht schaden, besser auf deinen Umgang zu achten und dich ein wenig den Gepflogenheiten auf der Insel anzupassen.«
    Sie warf mir einen zornigen Blick zu. »Du anmaßende kleine Schlampe! Aus welcher Ecke hast du das jetzt?« Sie trat einen Schritt zurück, als könnte sie es nicht ertragen, neben mir zu stehen. »Egal, was du zu wissen glaubst, Trinity hatte schon recht. Du überschätzt dich. Ich war bis jetzt nett und geduldig mit dir, aber das heißt nicht, dass ich mir deine Unverschämtheiten gefallen lasse oder dass ich mich deinetwegen in Gefahr bringen werde, dass sich irgendjemand für dich in Gefahr bringen wird. Es gibt hier keine Seilschaften. Keine Bündnisse. Du musst für dich allein sorgen. Es wird Zeit, dass du dir deine Worte besser überlegst. Und dass du dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmerst.«
    Ronan hatte uns erspäht und kam den Felsenpfad herauf. »Ladys?« Seine zögernde Begrüßung passte zu dem fragenden Blick, den er uns zuwarf.
    »Von wegen Ladys! Kümmere dich allein um dieses Gör, das du hierhergebracht hast!« Amanda schob sich an ihm vorbei und stürmte in Richtung Strand.
    »Warte!«, rief er ihr nach.
    Nach ein paar Schritten kam Amanda seiner Aufforderung widerwillig nach. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und hielt den Oberkörper sehr gerade. Sie war total angefressen. Allem Anschein nach hatte ich sie an einem empfindlichen Nerv getroffen.
    Ronan verrenkte sich halb die Arme, bis er den Rückenreißverschluss seines Neoprenanzugs zu fassen bekam. Er zog ihn zur Hälfte auf und schälte sich aus den Ärmeln. Das gedämpfte Licht umspielte seine breiten Schultern und die muskulösen Oberarme mit dunklen Schatten. Da ich ihn nicht allzu neugierig anstarren wollte, konzentrierte ich mich auf seine Hände, die ein Geheimfach an der Innenseite des Anzugs ertasteten und darin herumkramten.
    Aber mir blieb fast die Luft weg, als ich sah, was er da ans Licht holte. Es war ein dunkel angelaufener Messingschlüssel, ein total altmodisches Teil – lang und dünn, mit einem reich verzierten Griff und einem plumpen, stark gezackten Bart –, bei dem ich unwillkürlich an ein Spukschloss denken musste.
    Eine unbändige Neugier packte mich, als ich sah, wie er Amanda den Schlüssel entgegenstreckte. Was in aller Welt hatte das zu bedeuten? Wozu brauchte sie das Ding? Um ein Verlies zu öffnen? Ein Stadttor? Sein Herz?
    Amanda bedachte mich mit einem eisigen Blick, ehe sie sich Ronan zuwandte. Immer noch wütend, riss sie den Schlüssel an sich, verstaute ihn in ihrer Jackentasche und bedankte sich mit einem kurzen Nicken. Dann deutete sie höhnisch in meine Richtung. »Tu mir einen Gefallen und erkläre dieser Gehirnamputierten, weshalb sie nicht mit Vampiren rummachen sollte.« Damit wandte sie sich ab und lief zum Strand hinunter.
    »Was war das eben?« Ronans Miene wirkte plötzlich sehr verschlossen. Er sah mich scharf an. Das stahlgraue Licht verlieh seinen grünen Augen einen eigenartigen Glanz, und sein dunkles, noch feuchtes Haar stand strubbelig nach allen Seiten ab.
    Er sah so jung und lässig aus, dass plötzlich eine warme Zuneigung in mir aufstieg. War er wütend? Oder war es ihm verdammt egal, was ich so trieb?
    Es hatte keinen Sinn, wenn ich mir darüber den Kopf zerbrach. Also kam ich direkt zur Sache. »Alcántara hätte mich fast

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