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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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die anderen Panther begannen, Mel in Stücke zu reißen. Hören konnte ich es allerdings.
    Schon nach einer Sekunde erstarb sein Schreien.
    Ich legte Jasons Gewehr auf die hintere Veranda und fuhr zur Arbeit. Irgendwie war es jetzt nicht mehr wichtig, einen Bodyguard zu haben.

       Kapitel 16
    Ich konnte nur darüber staunen, wie unverdrossen ich den Leuten, die auf dem Heimweg von der Arbeit ins Merlotte's kamen, Bier, Daiquiris und Wodka Collins brachte. Seit Stunden schon arbeitete ich, servierte, lächelte und flitzte herum, und war bislang nicht ein einziges Mal zusammengebrochen. Okay, ich musste vier Gäste bitten, ihre Bestellungen zu wiederholen. Und zweimal war ich an Sam, der etwas zu mir sagte, vorbeigeeilt, ohne zu antworten - das wusste ich, weil er mich irgendwann anhielt und es mir erzählte. Doch ich brachte die richtigen Teller und Drinks an die richtigen Tische, und mein Trinkgeld bewegte sich im normalen Rahmen, was bedeutete, dass ich freundlich wirkte und nichts wirklich Wichtiges vergessen hatte.
    Du hältst dich so tapfer, sagte ich mir selbst. Ich bin so stolz auf dich. Du musst das nur durchstehen. In einer Viertelstunde kannst du nach Hause fahren.
    Wie viele Frauen hatten sich mit solchen Aufmunterungen wohl schon über die Runden geholfen, fragte ich mich. Das junge Mädchen, das auf dem Schulball den Kopf hochhielt, obwohl sein Tanzpartner nur Augen für die Klassenkameradin hatte; die Kollegin, die bei einer Beförderung übergangen worden war; die Frau, die sich eine schlimme Diagnose anhören musste und dennoch die Fassung nicht verlor. Und Männer kannten solche Tage sicher auch.
    Doch nicht allzu viele Leute dürften einen Tag genau wie diesen gehabt haben.
    Ich hatte natürlich nicht vergessen, mit welch seltsamer Beharrlichkeit Mel behauptet hatte, dass er für Crystals Kreuzigung, und damit letztlich für ihren Tod, nicht verantwortlich sei. Mels Worte hatten aufrichtig geklungen. Und es gab ja auch wirklich keinen Grund, warum er ein Geständnis zurückhalten sollte, wenn er sowieso schon so viel gestanden und Frieden darin gefunden hatte. Aber warum sollte jemand die halbtote Crystal und die Holzbalken mitnehmen und eine so abscheuliche Tat begehen? Nur jemand, der Crystal abgrundtief hasste, konnte so etwas tun, oder vielleicht jemand, der Mel oder Jason hasste. Es war ein unmenschlicher Akt, und ich glaubte Mel, der die Tat auch kurz vor seinem Tod noch geleugnet hatte.
    Ich war so froh, als ich mit der Arbeit endlich fertig war, dass ich wie auf Autopilot nach Hause fuhr. Und so fiel mir erst, als ich meine Auffahrt schon fast erreicht hatte, wieder ein, dass ich Amelia vor Stunden versprochen hatte, zu Tray zu kommen.
    Herrje, das hatte ich komplett vergessen.
    Aber angesichts des Tages, den ich hinter mir hatte, war es eine lässliche Sünde - solange es Amelia gut ging. Doch als ich daran dachte, wie schlecht Tray ausgesehen und dass er Vampirblut getrunken hatte, durchzuckte mich Panik.
    Ich sah auf meine Armbanduhr: Ich war schon mehr als eine Dreiviertelstunde zu spät dran. Und so wendete ich und fuhr wie vom Teufel gejagt zurück Richtung Stadt.
    Unterwegs versuchte ich mir einzureden, dass ich gar keine Angst hatte. Was mir aber nicht allzu gut gelang.
    Es standen keine Autos vor dem kleinen Haus. Die Fenster waren dunkel. Und aus dem Carport hinter dem Haus konnte ich die Stoßstange von Trays Pick-up hervorlugen sehen.
    Ich fuhr daran vorbei und wendete auf einer Seitenstraße ungefähr eine halbe Meile entfernt. Verwirrt und beunruhigt kehrte ich zurück und hielt am Straßenrand an. Das Haus und die anschließende Werkstatt lagen außerhalb der Stadtgrenze von Bon Temps, waren aber nicht abgelegen. Trays Grundstück war etwa 2500 Quadratmeter groß, und sein kleines Haus und der große Metallbau, in dem sich seine Reparaturwerkstatt befand, standen gleich neben einem ähnlichen Ensemble, das Brock und Chessie Johnson gehörte, die eine Polsterei betrieben. Brock und Chessie hatten sich für den Abend offenbar schon in ihr Haus zurückgezogen, denn im Wohnzimmer brannte Licht. Und gerade als ich hinsah, zog Chessie die Vorhänge zu, was die meisten Leute hier draußen nicht für nötig hielten.
    Der Abend war dunkel und still. Der Hund der Johnsons bellte, doch das war das einzige Geräusch. Es war noch zu kalt für den Chor der Insekten, der die Nacht oft zum Leben erweckte.
    Ich malte mir verschiedene Szenarien aus, die erklären könnten, warum das

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