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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Haus so verlassen wirkte.
    Szenario eins: Tray hatte immer noch unter der Wirkung des Vampirbluts gestanden und Amelia ermordet. Und jetzt saß er im Haus und dachte darüber nach, wie er am besten Selbstmord beging. Vielleicht wartete er aber auch auf mich, um mich ebenfalls zu ermorden.
    Szenario zwei: Tray hatte sich von seiner Vampirblut-Vergiftung erholt, und als Amelia auf seiner Türschwelle erschien, hatten sie beschlossen, ihren freien Nachmittag zu Flitterwochen umzufunktionieren. Was hieß, dass sie gar nicht glücklich wären, wenn ich sie jetzt stören würde.
    Szenario drei: Amelia war vorbeigekommen, hatte niemanden angetroffen und machte jetzt zu Hause Abendbrot für sich selbst und mich, da sie mich jeden Moment zurückerwartete. Diese Idee würde zumindest erklären, warum Amelias Auto nicht vor dem Haus stand.
    Ich versuchte, mir noch andere Abläufe vorzustellen, doch mir wollte nichts mehr einfallen. Also griff ich zum Handy und rief bei mir zu Hause an. Ich hörte meine eigene Stimme auf dem Anrufbeantworter. Dann versuchte ich es auf Amelias Handy. Nach dreimal Klingeln sprang die Mailbox an. So langsam gingen mir die Ideen aus. Ein Anruf war nicht ganz so aufdringlich wie ein Klopfen an der Tür, dachte ich mir, und wählte als Nächstes Trays Nummer. Ich konnte sogar das entfernte Klingeln im Haus hören ... aber es ging keiner dran.
    Dann rief ich Bill an. Ich dachte kaum eine Sekunde nach, ich tat es einfach.
    »Bill Compton«, ertönte die vertraute, kühle Stimme.
    »Bill«, begann ich - und stockte.
    »Wo bist du?«
    »Ich sitze in meinem Auto draußen vor Tray Dawsons Haus.«
    »Der Werwolf, der die Reparaturwerkstatt für Motorräder hat?«
    »Richtig.«
    »Ich komme.«
    Es dauerte keine zehn Minuten, bis er da war. Sein Wagen hielt hinter meinem. Ich stand noch auf dem Seitenstreifen, weil ich die Kiesauffahrt zu Trays Haus nicht hinauffahren wollte.
    »Ich bin ratlos«, sagte ich, als Bill an meiner Beifahrerseite einstieg. »Ich hätte dich vielleicht nicht anrufen sollen. Aber ich schwöre bei Gott, dass ich total ratlos bin.«
    »Du hast Eric nicht angerufen.« Es war eine einfache Feststellung.
    »Er hätte zu lange gebraucht.« Und dann erzählte ich Bill, was mir passiert war. »Ich kann kaum glauben, dass ich Amelia einfach vergessen habe«, sagte ich, beschämt über meine Selbstbezogenheit.
    »Es ist gestattet, nach einem solchen Tag auch mal etwas zu vergessen, Sookie«, sagte Bill.
    »Aber doch nicht so etwas«, erwiderte ich. »Und es könnte sein, dass ... Ich kann da nicht hineingehen und zwei Tote auffinden. Ich bring's nicht fertig. Den Mut habe ich nicht mehr.«
    Er beugte sich zu mir herüber und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Was ist schon ein weiterer Toter für mich?« Und dann war er aus dem Auto heraus und ging in dem schwachen Licht, das durch die Vorhänge der Nachbarn fiel, lautlos auf das Haus zu. An der Haustür blieb er stehen und horchte aufmerksam. Er hörte wohl nichts, denn er öffnete die Tür und trat ein.
    Bill war kaum verschwunden, da klingelte mein Handy. Ich schreckte derart auf, dass ich mir fast den Kopf an der Autodecke gestoßen hätte. Und weil ich das Telefon hatte fallen lassen, musste ich es erst wieder aufklauben.
    »Hallo?«, sagte ich voll Angst.
    »Hey, hast du angerufen? Ich war unter der Dusche«, rief Amelia, und ich sank vornüber aufs Lenkrad. Danke, lieber Gott, danke, danke, danke, dachte ich nur.
    »Geht's dir gut?«, fragte Amelia.
    »Ja, mir geht's gut. Aber wo ist Tray? Ist er bei dir?«
    »Nein. Ich bin zu ihm gefahren, aber er war nicht zu Hause. Eine Weile habe ich noch auf dich gewartet, doch du bist auch nicht aufgetaucht. Und dann habe ich mir gedacht, dass Tray wohl zum Arzt gegangen ist und du vielleicht in der Arbeit aufgehalten wurdest oder so was. Ich bin noch mal in die Versicherungsagentur gefahren und erst vor einer halben Stunde nach Hause gekommen. Was ist denn los?«
    »Ich komme auch bald«, sagte ich. »Verriegle die Türen und lass keinen rein.«
    »Die Türen sind verriegelt, und keiner klopft.«
    »Lass auch mich nicht rein«, sagte ich, »wenn ich das Passwort nicht nennen kann.«
    »Na klar, Sookie«, erwiderte Amelia. Es war unüberhörbar, dass sie meinte, jetzt würde ich wirklich übertreiben. »Wie lautet das Passwort denn?«
    »Elfenhosen«, sagte ich. Keine Ahnung, wie ich darauf kam. Es schien mir nur höchst unwahrscheinlich, dass irgendwer auf der Welt dieses Wort benutzen

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