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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sondern Calvin. Calvin reichte mein Wort als Beweis, einem Gericht jedoch reichte es nicht.
    »Unsere Ehe wurde nie vollzogen«, sagte Mel. Seine Stimme klang fast normal. »Was für sie okay war. Sie hatte ihr eigenes Ding laufen. Wir hatten nie ... konventionellen Sex.«
    Ich fand allein das schon deprimierend und konnte mir kaum vorstellen, wie schwierig das alles für Mel gewesen sein musste. Aber als ich daran dachte, wie Crystal an dieses Kreuz genagelt ausgesehen hatte, erstarb plötzlich all meine Sympathie.
    »Warum hast du Crystal das angetan?«, fragte ich. An der Wut, die sich in all den Gedanken um mich herum anstaute, erkannte ich, dass die Zeit für Fragen dem Ende zuging.
    Mels Blick ging an mir und meinem Bruder vorbei, weg von seinem Anführer und von der Schwester und dem Cousin seines Opfers. Er schien ihn auf die winterkahlen Äste der Bäume zu richten, die rund um den stillen, braunen Teich standen. »Ich liebe Jason«, sagte er. »Ich liebe ihn. Und sie hat ihn und sein Kind wie Dreck behandelt. Und dann hat sie mich verhöhnt. Sie kam an dem Tag hierher ... ich war vorbeigekommen, weil ich Jason bitten wollte, mir beim Aufbauen von ein paar Regalen zu helfen. Sie tauchte auf, als ich Jason gerade eine Nachricht auf einen Zettel schrieb, und sie sagte ... sie sagte schreckliche Sachen. Und dann forderte sie mich zum Sex auf. Sie wollte es den Leuten in Hotshot erzählen, wenn ich's mit ihr treibe, und sagte, dann könnte ich wieder dort wohnen und Jason könnte zu mir ziehen. Sie fragte: › Ich hab sein Baby hier drin, macht dich das gar nicht heiß? ‹ Es wurde immer schlimmer und schlimmer. Die Ladefläche des Pick-up war hinten offen, weil ich ziemlich lange Holzbalken geladen hatte, und sie ging irgendwie rückwärts hin und legte sich drauf, und ich konnte sie sehen. Es war... sie war... sie sagte dauernd, was für ein Waschlappen ich bin und dass Jason sich nie was aus mir machen wird... und dann schlug ich zu, so hart wie ich konnte.«
    Dawn Norris drehte sich zur Seite weg, als müsste sie sich übergeben. Doch sie presste die Lippen schmal zusammen und richtete sich wieder auf. Jacky war nicht so stark.
    »Sie war aber nicht tot«, stieß mein Bruder zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie hat noch am Kreuz geblutet. Und das Baby hat sie erst verloren, als sie schon dranhing.«
    »Das tut mir sehr leid.« Mel wandte den Blick vom Teich und den Bäumen ab und sah meinen Bruder an. »Ich dachte, der Schlag hätte sie getötet - wirklich. Ich hätte sie nie draußen liegen lassen und wäre ins Haus gegangen, wenn ich sie nicht für tot gehalten hätte. Ich hätte nie zugelassen, dass jemand anders sie sich schnappt. Was ich getan hatte, war schlimm genug, und ich hatte ihren Tod gewünscht. Aber ich habe sie nicht ans Kreuz genagelt. Bitte, glaub mir das. Was immer du wegen dieses Schlags auch von mir denkst, so etwas hätte ich nie getan. Ich dachte, wenn ich sie woanders hinbringe, dann hält keiner dich für den Mörder. Ich wusste, dass du an dem Abend ausgehst, und dachte noch, dann hättest du sogar ein Alibi. Es war ja ziemlich klar, dass du die Nacht mit Michele verbringen würdest.« Mel lächelte Jason an, mit einem so zärtlichen Blick, dass es mich schmerzte. »Ich habe sie auf der Ladefläche des Pick-up liegen lassen und mir im Haus einen Drink eingeschenkt. Und als ich wieder rauskam, war sie weg. Ich konnte es gar nicht fassen. Wie konnte sie aufstehen und weggehen? Es war kein Blut mehr zu sehen, und die Holzbalken haben auch gefehlt.«
    »Warum das Merlotte's?« Calvins Frage klang wie ein Knurren.
    »Keine Ahnung.« Mels Gesicht wirkte beinahe erhaben vor Erleichterung, dass er die ihn belastende Schuld endlich eingestanden hatte: dass er ein Verbrechen begangen hatte und meinen Bruder liebte. »Calvin, ich weiß, dass ich sterben muss, und ich schwöre dir, dass ich keine Ahnung habe, was mit Crystal passiert ist, nachdem ich ins Haus gegangen bin. Ich habe ihr diese entsetzliche Sache nicht angetan.«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte Calvin. »Aber wir haben dein Schuldbekenntnis, und nun nehmen die Dinge ihren Lauf.«
    »Das akzeptiere ich«, erwiderte Mel. »Jason, ich liebe dich.«
    Dawn drehte ihren Kopf kaum merklich, so dass sie mir in die Augen blicken konnte. »Sie gehen besser«, sagte sie. »Wir haben etwas zu erledigen.«
    Und so ging ich mit dem Gewehr in der Hand davon, ohne mich noch einmal umzudrehen, auch nicht, als

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