Vampirgeflüster
1930er-Jahren, und zeigte eine Familie Schwarzer, die sich für den großen Anlass des Fotografiert-Werdens extra schick angezogen hatte. Sie sahen aus wie Bauern. Wenigstens war ich immer noch in meiner Welt, dachte ich, wenn auch vielleicht nicht mehr lange.
Weil es mir gelang, lächelte ich Elf Eins und Elfe Zwei an. »Mein Urgroßvater wird euch töten«, stieß ich hervor und brachte es sogar fertig, erfreut darüber zu klingen. »Wartet nur ab.«
Eins lachte und warf sein schwarzes Haar mit der Geste eines Dressman zurück. »Der findet uns nie. Der ergibt sich lieber und tritt ab, als dich auf langsame und schmerzvolle Weise sterben zu sehen. Er liiiiiebt die Menschen ja so.«
»Der hätte schon vor langer Zeit ins Sommerland abtreten sollen«, warf Zwei ein. »Der Umgang mit den Menschen wird uns schneller umbringen als wir sowieso schon aussterben. Breandan will die Elfenwelt versiegeln, dann sind wir in Sicherheit. Niall ist einfach nicht mehr aktuell.«
Herrje, als wäre er ein Auslaufmodell oder so was.
»Ihr habt also einen Boss und seid nicht selbst der Kopf der Operation.« Mir war irgendwie klar, dass ich stark benebelt war, wahrscheinlich infolge des Zaubers, der mich ausgeknockt hatte. Doch selbst die Gewissheit, dass ich nicht ganz bei mir war, hielt mich nicht vom Reden ab - schade eigentlich.
»Wir haben Breandan Treue geschworen«, sagte Eins stolz, als wäre das die Erklärung für alles.
Doch statt den Namen mit dem Erzfeind meines Urgroßvaters in Verbindung zu bringen, sah ich Brandon vor mir, einen früheren Mitschüler, der ein super Footballspieler gewesen war. Er war auf die Louisiana Tech University gegangen und später zur Luftwaffe. »Hat er die Armee wieder verlassen?«
Die beiden starrten mich völlig verständnislos an. Was ich ihnen nicht unbedingt vorwerfen konnte. »Und was sieht der Plan vor?«, fragte ich Eins.
»Wir warten, bis Niall Breandans Forderungen nachkommt«, sagte er. »Und dann wird Breandan die Elfenwelt versiegeln, und wir müssen uns nie wieder mit solchen wie dir abgeben.«
In diesem Augenblick klang das wie ein ganz großartiger Plan, und einen Moment lang stand ich auf Breandans Seite.
»Niall will also nicht, dass das geschieht?«, fragte ich und versuchte, ruhig zu sprechen.
»Nein, er will solche wie dich auch weiterhin besuchen können. Solange Fintan das Wissen um dich und deinen Bruder vor ihm verbarg, verhielt Niall sich völlig normal. Doch als wir Fintan beseitigten -«
»Eins nach dem anderen!«, rief Zwei und lachte.
»Niall konnte sich genug Informationen beschaffen, um dich ausfindig zu machen. Wir aber auch. Und irgendwann haben wir dann sogar das Haus deines Bruders gefunden, vor dem in einem Pick-up ein Geschenk wartete. Und mit diesem Geschenk haben wir uns dann ein wenig amüsiert. Später sind wir deinem Geruch bis zu deiner Arbeit gefolgt und haben die Ehefrau deines Bruders dort zurückgelassen, damit alle ihre Abscheulichkeit sehen konnten. Und jetzt werden wir uns ein wenig mit dir amüsieren. Breandan hat gesagt, wir können mit dir machen, was wir wollen, solange wir dich am Leben lassen.«
Vielleicht erwachte mein träger Geist langsam etwas, denn ich begriff, dass sie die Handlanger des Erzfeindes meines Urgroßvaters waren, meinen Großvater Fintan ermordet und die arme Crystal ans Kreuz geschlagen hatten.
»Das würde ich an eurer Stelle nicht tun«, erwiderte ich ziemlich verzweifelt. »Denn was ist, wenn dieser Breandan schließlich doch nicht bekommt, was er will? Was ist, wenn Niall gewinnt?«
»Das ist höchst unwahrscheinlich«, sagte Elfe Zwei. Sie lächelte. »Wir haben vor, zu gewinnen, und wir haben vor, uns dabei bestens zu amüsieren. Vor allem, weil Niall dich bestimmt sehen will. Er wird einen Beweis dafür wollen, dass du noch am Leben bist, ehe er sich ergibt. Du musst also immer noch atmen können... doch je schrecklicher deine Notlage ist, desto eher wird dieser Krieg vorüber sein.« Sie hatte die längsten und spitzesten Zähne, die ich je gesehen hatte. Und manche waren mit silbrig blitzenden Kappen versehen. Echt gruselig.
Beim Anblick dieser Zähne, dieser schrecklich blitzenden Zähne, fielen die letzten Reste des Zaubers, mit dem diese Elfen mich gebannt hatten, von mir ab - was erst recht schrecklich war.
Denn so war ich in der nächsten Stunde, die die längste meines Lebens wurde, bei vollem Bewusstsein.
Es verstörte mich - und schockierte mich zutiefst -, dass ich derartige
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