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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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mich.
    Jetzt war ich absolut sicher, dass ich sterben musste.
    Ich begann zu halluzinieren. Ich sah Bill, was überhaupt keinen Sinn ergab. Er stand wahrscheinlich hinter meinem Haus und wunderte sich, wo ich abgeblieben war. Er war in einer Welt, die Sinn ergab. Aber ich hätte schwören mögen, dass ich ihn hinter diesen Kreaturen, die sich gerade mit einem Paar Rasierklingen vergnügten, heranschleichen sah. Er hatte den Finger über den Mund gelegt, als wollte er mich auffordern, zu schweigen. Und weil er sowieso nicht dort stand und meine Kehle viel zu heiser war zum Schreien (ich konnte nicht mal mehr anständig schreien), fiel mir das nicht schwer. Ein schwarzer Schatten folgte ihm, ein Schatten, den eine helle Flamme krönte.
    Elfe Zwei stach mich mit einem scharfen Dolch, den sie gerade aus ihrem Stiefelschaft gezogen hatte, ein Dolch, der blitzte wie ihre Zähne. Sie beugten sich beide über mich, um keine meiner Reaktionen zu versäumen. Ich konnte nur einen krächzenden Laut von mir geben. Mein Gesicht war tränen- und blutverkrustet.
    »Sie quakt wie ein kleiner Frosch«, sagte Eins.
    »Hör sie dir an. Quake, kleiner Frosch. Quake für uns.«
    Ich öffnete die Lider und sah ihnen direkt in die Augen, zum ersten Mal seit ziemlich langer Zeit. Dann schluckte ich und nahm all meine verbliebenen Kräfte zusammen.
    »Ihr sterbt«, krächzte ich mit absoluter Gewissheit. Doch das hatte ich zuvor schon gesagt, und sie schenkten meinen Worten diesmal nicht mehr Aufmerksamkeit als beim ersten Mal.
    Ich zwang mich, die Mundwinkel zu einem Lächeln zu heben.
    Dem Elf blieb gerade noch Zeit genug, entsetzt die Miene zu verziehen, ehe etwas Gleißendes ihm zwischen Kopf und Schultern fuhr. Und dann brach er zu meiner unermesslichen Freude in zwei Teile auseinander und ein Schwall frischen, roten Blutes ergoss sich über mich. Es regnete auf mich herab und weichte sogar die Blutkrusten wieder auf, die meine Haut bedeckten. Doch mein Blick blieb klar, und ich konnte sehen, wie eine bleiche Hand Elfe Zwei am Nacken packte und herumwirbelte. Und vor allem ihr Entsetzen, als sich weiß funkelnde Zähne, die fast genauso spitz waren wie ihre eigenen, in ihren langen Hals gruben, bereitete mir größte Genugtuung.

       Kapitel 18
    Ich lag nicht im Krankenhaus.
    Doch ich lag in einem Bett, wenn auch nicht in meinem eigenen. Und ich war etwas sauberer als zuvor, und trug Verbände, und hatte Schmerzen ... geradezu unerträgliche Schmerzen.
    Was die Sauberkeit und die Verbände betraf - oh, wie so wünschenswert. Was die Schmerzen betraf - tja, das war zu erwarten, verständlich und würde nicht ewig dauern. Wenigstens versuchte jetzt keiner mehr, mir noch schlimmere Schmerzen zuzufügen, als ich ohnehin schon hatte. Da ging's mir doch vergleichsweise bereits hervorragend, fand ich.
    Mein Gedächtnis wies einige Lücken auf. So wusste ich zum Beispiel nicht mehr, wie ich aus jener Bruchbude hierhergekommen war. Ich erinnerte mich nur noch an rasend schnelle Bewegungen und Stimmengewirr, konnte das alles aber nicht zu einer sinnvollen Geschichte zusammensetzen. Ich wusste noch, dass Kidnapper Eins der Kopf abfiel und irgendwer Kidnapper Zwei in den Hals gebissen hatte, und hoffte, dass die Elfe genauso mausetot war wie der Elf. Aber sicher war ich mir nicht. Hatte ich Bill wirklich gesehen? Und was war dieser Schatten hinter ihm gewesen?
    Ich hörte ein Klick, Klick, Klick und drehte, nur ganz leicht, den Kopf. Claudine, mein Schutzengel, saß strickend an meinem Bett.
    Doch der Anblick der strickenden Claudine erschien mir genauso unwirklich wie der Anblick Bills im Folterkerker, so dass ich beschloss, lieber noch ein wenig zu schlafen - ein feiger Rückzug, ich weiß. Aber ich fand, der stand mir zu.
    »Sie wird wieder gesund«, sagte da Dr. Ludwig. Ihr Kopf erschien an der Seite meines Bettes, was mir endgültig klarmachte, dass ich nicht in einem modernen Krankenhausbett lag.
    Dr. Ludwig kümmerte sich um all die Fälle, die nicht in einem normalen Krankenhaus für Menschen behandelt werden konnten, weil das Personal bei ihrem Anblick schreiend davonrennen würde oder das Labor nicht in der Lage wäre, ihr Blut zu analysieren. Ich konnte Dr. Ludwigs dickes, welliges braunes Haar sehen, als sie um mein Bett herum zur Tür ging. Dr. Ludwig hatte eine tiefe Stimme. Ich nahm an, dass sie ein Hobbit war - nein, eigentlich nicht. Aber sie sah auf jeden Fall so aus. Auch wenn sie Schuhe trug. Das tat sie doch, oder? Und

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