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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Grundstück der Bar stattgefunden hatte, war ich entschlossen zu bleiben.
    Alcee Beck rief: »Alle Anwesenden, die nicht zur Polizei gehören, verlassen diesen Bereich! Alle Polizisten, die nicht am Tatort gebraucht werden, sammeln sich bei den vorderen Parkplätzen!« Als sein Blick auf mich fiel, wies er auch mich mit dem Finger nach vorne. Also ging ich und lehnte mich an meinen Wagen. Obwohl es kalt war, hatten wir alle noch Glück, denn es war sonnig und windstill. Ich stellte meinen Mantelkragen auf, so dass er meine Ohren bedeckte, und holte meine schwarzen Handschuhe aus dem Auto. Ich zog sie an, und dann wartete ich.
    Die Zeit verging. Ich sah verschiedene Polizisten kommen und gehen. Als Holly zu ihrer Schicht erschien, erzählte ich ihr, was passiert war, und schickte sie mit den Worten nach Hause, dass ich sie anrufen würde, sobald mir erlaubt wurde, die Bar aufzumachen. Ich wusste nicht, wie ich sonst hätte vorgehen sollen. Antoine und D'Eriq waren schon vor einiger Zeit gegangen, ich hatte ihre Handynummern in mein Handy eingespeichert.
    Dann tauchte Jasons Pick-up auf und kam mit quietschenden Reifen neben meinem Wagen zum Stehen. Mit einem Satz sprang er heraus und stand vor mir. Wir redeten schon seit Wochen nicht mehr miteinander, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um unseren Streit zu klären.
    »Stimmt das?«, fragte mein Bruder.
    »Es tut mir leid. Ja, es stimmt.«
    »Und das Baby auch?«
    »Ja.«
    »Alcee ist auf die Baustelle gekommen«, erzählte Jason benommen. »Hat mich gleich gefragt, wann ich sie zuletzt gesehen hab. Ich hab seit vier oder fünf Wochen nicht mit ihr geredet, ihr nur mal Geld für den Doktor geschickt und für ihre Vitamine. Bloß einmal hab ich sie gesehen, bei Dairy Queen.«
    »Mit wem war sie dort?«
    »Mit ihrer Schwester.« Bebend atmete er einmal ganz tief ein. »Glaubst du ... war's sehr schlimm?«
    Hier gab es nichts mehr zu beschönigen. »Ja«, sagte ich.
    »Dann tut's mir echt leid, dass sie so sterben musste«, erwiderte Jason. Er war nicht daran gewöhnt, vielschichtige Gefühle zu äußern, und wirkte unbeholfen angesichts dieser Kombination von Trauer, Bedauern und Verlust. Er sah fünf Jahre älter aus. »Sie hat mich so verletzt, ich war absolut sauer auf sie, aber ich hätte nie gewollt, dass sie leidet oder Angst hat. Wir wären wohl weiß Gott keine guten Eltern geworden, aber wir haben nicht mal die Chance gekriegt, es auszuprobieren.«
    Ich konnte all seinen Worten nur zustimmen.
    »Warst du letzte Nacht allein?«, fragte ich schließlich.
    »Nein, ich hab Michele Schubert vom Bayou mit nach Hause genommen«, sagte er. Das Bayou war eine Bar in Clarice, nur ein paar Meilen entfernt.
    »Ist sie die ganze Nacht geblieben?«
    »Ich hab ihr heute Morgen Rühreier gemacht.«
    »Gut.« Einmal wenigstens zahlte sich Jasons Dasein als Frauenheld aus - Michele war ein geschiedener Single ohne Kinder und noch dazu ziemlich unverblümt. Wenn irgendwer der Polizei bereitwillig darüber Auskunft geben würde, wo sie gewesen war und was genau sie gemacht hatte, dann Michele.
    »Die Polizei hat schon mit ihr geredet«, erzählte Jason mir.
    »Das ging aber schnell.«
    »Bud war gestern Abend auch im Bayou.«
    Der Sheriff hatte Jason also gehen sehen und sich auch gemerkt, mit wem er die Bar verlassen hatte. Bud hätte den Job als Sheriff nie so lange behalten, wenn er nicht ein kluger Kopf wäre. »Hm, das ist gut«, sagte ich, weil mir nichts anderes einfiel.
    »Glaubst du, dass sie ermordet wurde, weil sie eine Werpantherin war?«, fragte Jason zögernd.
    »Vielleicht. Sie hatte sich schon teilweise verwandelt, als sie getötet wurde.«
    »Arme Crystal«, sagte Jason. »Sie hätte nie gewollt, dass andere sie so sehen.« Und zu meiner Überraschung rannen ihm Tränen über die Wangen.
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Also holte ich ein Papiertaschentuch aus der Box in meinem Wagen und drückte es ihm in die Hand. Ich hatte Jason seit Jahren nicht weinen sehen. Hatte er beim Tod unserer Großmutter eigentlich geweint? Vielleicht hatte er Crystal wirklich geliebt. Vielleicht war es doch nicht nur verletzter Stolz gewesen, der ihn dazu trieb, sie öffentlich als Ehebrecherin bloßzustellen. Jason hatte es nämlich so hingedreht, dass ihr Onkel Calvin und ich sie auf frischer Tat ertappten. Ich war derart empört und wütend darüber gewesen, dass er mich zur unfreiwilligen Zeugin gemacht hatte - und über die Konsequenzen -,

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