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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dass ich Jason schon seit Wochen aus dem Weg ging. Crystals Tod hatte diese Wut allerdings beiseitegeschoben, zumindest für den Moment.
    »Das macht ihr jetzt nichts mehr aus«, sagte ich.
    Calvins schäbiger Pick-up hielt auf der anderen Seite meines Wagens, und schneller, als ich gucken konnte, stand er vor mir, während auf der Beifahrerseite Tanya Grissom herauskletterte. Ein Fremder sah mich an aus Calvins Augen. Normalerweise waren sie von goldgrüner Farbe, doch jetzt leuchteten diese Augen beinahe vollständig golden, so dass kaum noch Weißes zu sehen war. Seine Pupillen waren stark erweitert. Er trug nicht mal eine leichte Jacke. Doch ich fror bei seinem Anblick nicht allein aus diesem Grund.
    Ich hob die Hände. »Es tut mir so leid, Calvin«, sagte ich. »Aber Sie müssen wissen, dass Jason es nicht getan hat.« Ich sah auf (nicht allzu sehr, er war nicht besonders groß) und blickte in seine unheimlichen Augen. Calvin war etwas grauer und auch etwas fülliger geworden, seit ich ihn kennengelernt hatte. Aber er wirkte noch immer grundsolide, verlässlich und robust.
    »Ich muss an ihr riechen«, sagte er, ohne auf meine Worte einzugehen. »Sie müssen mich auf den Parkplatz da hinten lassen, damit ich an ihr riechen kann. Dann werde ich es wissen.«
    »Dann kommen Sie, wir wollen es ihnen gleich sagen«, erwiderte ich, weil ich das durchaus für eine gute Idee hielt, ihn aber auch von Jason fernhalten wollte. Immerhin war Jason klug genug, auf Abstand zu bleiben. Ich nahm Calvin beim Arm, und wir gingen um das Gebäude herum, bis wir vom Absperrband um den Tatort aufgehalten wurden.
    Bud Dearborn trat von der anderen Seite an das Band heran, als er uns sah. »Calvin, ich weiß, wie erschüttert Sie sein müssen, und der Tod ihrer Nichte tut mir wirklich leid«, begann er, doch Calvin zerriss mit blitzschnell ausgefahrenen Krallen das Band und steuerte schnurstracks auf das Kreuz zu.
    Er hatte noch keine drei Schritte getan, da traten ihm die beiden FBI-Agenten in den Weg. Und plötzlich lagen sie alle drei auf dem Boden. Schreie ertönten, ein Handgemenge folgte, und schließlich hielten Bud, Andy und Alcee Calvin fest, wobei Lattesta und Weiss trotz ihrer misslichen Lage zu helfen versuchten.
    »Calvin.« Bud Dearborn schnaufte. Er war nicht mehr der Jüngste, und es war nicht zu übersehen, dass es ihn all seine Kraft kostete, Calvin zu bändigen. »Sie dürfen dort nicht hin, Calvin. Sie verwischen alle Spuren, die wir sichern können, wenn Sie nicht von der Leiche wegbleiben.«
    Ich wunderte mich, wie sehr Bud Dearborn sich beherrschte. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er Calvin mit seinem Schlagstock oder einer Taschenlampe eins über den Schädel zieht. Stattdessen reagierte er so mitfühlend, wie es einem Mann in dieser angespannten Situation nur möglich war. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass ich nicht die Einzige war, die das Geheimnis des Dorfes Hotshot kannte. Bud klopfte Calvin mit seiner faltigen Hand tröstend den Arm, vermied es aber, Calvins Krallen zu berühren. Als Spezialagent Lattesta sie bemerkte, atmete er hörbar ein und stieß einen undeutlichen Warnlaut aus.
    »Bud«, sagte Calvin, und seine Stimme klang eher wie ein Kurren, »wenn ich jetzt nicht dorthin darf, dann muss ich nachher an der Leiche riechen, wenn ihr sie herunterholt. Ich will versuchen, die Fährte desjenigen aufzunehmen, der das getan hat.«
    »Ich will sehen, was ich tun kann«, erwiderte Bud ruhig. »Doch jetzt müssen wir Sie erst mal hier wegbringen, damit alle Beweise gesichert werden können, Beweise, die vor Gericht standhalten. Sie müssen sich von ihr fernhalten. Okay?«
    Ich hatte nie viel von Bud gehalten und er auch nicht von mir, doch in diesem Augenblick stieg er in meiner Achtung.
    Es dauerte eine Weile, dann nickte Calvin. Ein Teil der Anspannung wich aus seinen Schultern. Und alle, die ihn festhielten, lockerten ihren Griff.
    »Warten Sie vorne«, sagte Bud, »wir rufen Sie dann. Sie haben mein Wort.«
    »Okay«, erwiderte Calvin, und dann ließen die Polizisten ihn los. Calvin ließ es zu, dass ich ihm den Arm um die Schultern legte und ihn wieder vor die Bar zu unseren Autos führte. Tanya wartete schon auf ihn, ihre Anspannung war jeder Faser ihres Körpers zu entnehmen. Sie hatte genau wie ich erwartet, dass Calvin zusammengeschlagen werden würde.
    »Jason hat es nicht getan«, sagte ich noch einmal.
    »Ihr Bruder ist mir egal«, erwiderte Calvin und richtete wieder diese seltsamen

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