Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich über Calvin und die kleine Gemeinde draußen an der trostlosen Wegkreuzung. Hotshot bestand nur aus einer Ansammlung kleiner Häuser, die allerdings eine Menge Geheimnisse bargen. Crystal hatte Hotshot entfliehen wollen, hatte sich dort jedoch immer am sichersten gefühlt.
    Mein Blick glitt noch einmal zu der geschundenen Gestalt am Kreuz. Crystal war bekleidet, doch ihre Sachen waren zerrissen, als ihre Arme und Beine Pantherform annahmen, und alles war voller Blut. Ihre von Nägeln durchdrungenen Hände und Füße waren geradezu verkrustet. Seile hielten ihren Leib am Querbalken fest, damit ihr Fleisch durch das Gewicht ihres Körpers nicht von den Nägeln riss.
    Ich hatte bereits eine Menge furchtbarer Dinge gesehen, doch dieses hier war vielleicht das mitleiderregendste. »Die arme Crystal«, murmelte ich und spürte, wie mir Tränen über die Wangen rannen.
    »Du mochtest sie nie«, sagte Andy Bellefleur. Wie lange er wohl schon neben mir stand, fragte ich mich, und betrachtete die zerstörten Überreste jener Frau, die noch vor Kurzem gesund und lebendig gewesen war. Andys Wangen waren mit Bartstoppeln übersät, und seine Nase leuchtete rot. Er hatte eine Erkältung, nieste und entschuldigte sich, um ein Taschentuch zu benutzen.
    D'Eriq und Antoine sprachen mit Alcee Beck. Alcee war der andere Detective der Polizei von Bon Temps, was für die Aufklärung des Falls nicht allzu viel versprach. Er würde Crystals Tod nicht sonderlich bedauern.
    Andy verstaute sein Taschentuch in der Hosentasche und sah mich wieder an. Ich blickte in sein müdes, breites Gesicht. Er würde sein Bestes tun, um den Täter zu finden, das wusste ich. Ich vertraute Andy. Der quadratisch gebaute Polizist war nur wenig älter als ich und noch nie der stets lächelnde Typ gewesen. Er war ein ernsthafter und argwöhnischer Mann. Schwer zu sagen allerdings, ob er seinen Beruf gewählt hatte, weil er zu ihm passte, oder ob sein Charakter sich an seinen Beruf angepasst hatte.
    »Wie ich höre, hatten Jason und Crystal sich getrennt«, begann er.
    »Ja. Sie hat ihn betrogen.« Das wusste jeder. Und ich würde nicht anfangen, etwas anderes zu behaupten.
    »Und das, obwohl sie schwanger war?« Andy schüttelte den Kopf.
    »Ja.« Ich hob die Arme. So war sie nun mal gewesen.
    »Das ist ja krank«, sagte Andy.
    »Ja, ist es. Eine Affäre mit dem Baby des Ehemanns im Bauch zwischen sich und dem ... das ist einfach eklig.« Gedacht hatte ich das schon öfter, aber noch nie ausgesprochen.
    »Wer war denn der andere Mann?«, fragte Andy beiläufig. »Oder die anderen Männer?«
    »Du bist der Einzige in Bon Temps, der nicht weiß, dass Crystal mit Dove Beck gebumst hat«, erwiderte ich.
    Und er begriff auch gleich wieso. Andy sah zu Alcee Beck hinüber und dann wieder mich an. »Hab's begriffen«, sagte er. »Wer hat sie so sehr gehasst, Sookie?«
    »Wenn du an Jason denkst, dann denk gleich noch einmal nach. Das hätte er seinem eigenen Baby niemals angetan.«
    »Wenn sie sich solche Freiheiten herausgenommen hat, war das Baby vielleicht gar nicht von ihm«, meinte Andy. »Und vielleicht hat er das herausgefunden.«
    »Es war von ihm«, sagte ich mit einer Bestimmtheit, die ich nicht unbedingt auch empfand. »Aber selbst wenn nicht, selbst wenn ein Bluttest beweist, dass es nicht von Jason war ... er würde auch nie das Baby eines anderen umbringen. Die beiden wohnten ja nicht mal mehr zusammen. Crystal war zu ihrer Schwester gezogen. Warum sollte er sich in solche Schwierigkeiten bringen?«
    »Und warum hattest du Besuch von FBI-Agenten?«
    Okay, jetzt ging diese Befragung also in eine andere, eindeutige Richtung. »Sie hatten ein paar Fragen zu der Explosion in Rhodes«, erklärte ich. »Ich habe das von Crystal erfahren, während sie bei mir waren. Und da sind sie gleich mitgekommen, wohl aus beruflichem Interesse. Lattesta, der Mann, hält es übrigens für ein Verbrechen aus Hass und Vorurteilen.«
    »Interessante Idee«, sagte Andy. »Das ist zweifellos ein Verbrechen aus Hass und Vorurteilen, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob es auch eins ist, das das FBI untersuchen sollte.« Und damit ließ er mich stehen, um mit Agentin Weiss zu sprechen. Lattesta sah an der Leiche hinauf und schüttelte den Kopf, als hätte er ein Ausmaß an Brutalität vor Augen, das er niemals für möglich gehalten hätte.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Weil ich zurzeit aber fürs Merlotte's verantwortlich war und das Verbrechen auf dem

Weitere Kostenlose Bücher