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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ich es doch nicht aus, weil ich mir plötzlich nicht mehr so sicher war.
    »Vielleicht tun sie das«, sagte ich stattdessen, und es lief mir eiskalt den Rücken herunter. Ich holte tief Luft. »Aber da sie die Vampire nicht verfolgt haben - die meiste Zeit jedenfalls -, werden sie sicher auch die verschiedenen Wergeschöpfe akzeptieren. Das hoffe ich zumindest.«
    Mel stieg, in der Hose und dem Sporthemd, die er täglich in dem Markt für Autozubehör trug, aus seinem Auto und kam zu uns herüber. Mir fiel auf, dass er es tunlichst vermied, Calvin anzusehen, obwohl Jason immer noch direkt neben dem Pick-up des Werpanthers stand. »Dann stimmt es also«, sagte Mel.
    »Sie ist tot, Mel«, erwiderte Jason.
    Mel klopfte Jason verlegen auf die Schulter, so, wie Männer es tun, wenn sie andere Männer trösten müssen. »Komm, Jason. Du musst nicht hier bleiben. Fahren wir zu dir nach Haus und trinken was, Kumpel.«
    Jason nickte, er wirkte benommen. »Okay, fahren wir.« Nachdem die beiden in ihre Autos gestiegen und nacheinander abgefahren waren, setzte ich mich in meinen eigenen Wagen und fischte die Zeitungen der letzten Tage vom Rücksitz. Ich nahm sie meistens auf dem Weg in die Arbeit aus dem Briefkasten am Ende meiner Auffahrt, warf sie hinten hinein und versuchte, wenigstens die erste Seite relativ bald zu lesen. Doch seit Sam weg war, hatte ich vor lauter Arbeit im Merlotte's noch keinen Blick in die Nachrichten werfen können, nachdem die Wergeschöpfe an die Öffentlichkeit getreten waren.
    Ich sortierte die Zeitungen nach Datum und begann zu lesen.
    Von Panik bis Gelassenheit war alles an Reaktionen dabei. Viele Leute behaupteten, sie hätten schon immer vermutet, es gebe auf der Welt noch mehr als Menschen und Vampire. Die Vampire selbst standen zu hundert Prozent hinter ihren pelzigen Brüdern, zumindest in der Öffentlichkeit. Meiner Erfahrung nach hatten die beiden größten übernatürlichen Gruppen ein sehr wechselvolles Verhältnis zueinander. Die Gestaltwandler und die Werwölfe machten sich über die Vampire lustig und die Vampire verspotteten die anderen genauso. Aber anscheinend hatten die Supranaturalen sich darauf geeinigt, der Welt eine geschlossene Front zu präsentieren, zumindest eine Zeit lang.
    Die Reaktionen der Regierungen unterschieden sich beträchtlich. Die Haltung der Vereinigten Staaten war vermutlich von in Ministerien arbeitenden Werwölfen formuliert worden, weil sie so überwältigend positiv ausfiel. Es gab starke Tendenzen, die Wergeschöpfe als völlig normale Menschen anzuerkennen und ihnen dieselben Bürgerrechte als Amerikaner einzuräumen, die sie besaßen, als noch niemand von ihrer Zweigestaltigkeit wusste. Darüber konnten die Vampire nicht allzu erfreut sein, denn ihnen waren noch immer nicht alle gesetzlichen Rechte und Privilegien zugestanden worden. Die rechtmäßige Heirat und das Erben von Grund und Boden wurde ihnen in manchen Bundesstaaten bis heute verwehrt, und in bestimmten Geschäftszweigen durften Vampire nicht als Eigentümer auftreten. Die Kasino-Lobby der Menschen hatte zum Beispiel erfolgreich verhindert, dass Vampire als Eigentümer von Spielhallen aller Art auftreten konnten, was ich immer noch nicht verstand; und Vampire durften zwar Polizisten oder Feuerwehrmänner werden, Vampirärzte aber bekamen nirgends eine Stelle, wo Patienten mit offenen Wunden behandelt wurden. In sportlichen Wettkämpfen wurden Vampire auch nicht zugelassen. Das konnte ich allerdings verstehen, sie waren einfach zu kraftvoll. Doch es gab bereits jede Menge Sportler, die von voll- oder halbblütigen Wergeschöpfen abstammten, denn der Sport entsprach ihrer natürlichen Begabung. Und auch in den Reihen des Militärs waren viele Männer und Frauen, deren Großeltern den Vollmond angeheult hatten; darunter sogar einige vollblütige Werwölfe, auch wenn es in diesem geregelten Dienstablauf schwierig war, sich drei Tage im Monat zurückzuziehen.
    Die Sportseiten der Zeitungen waren voll mit Bildern von halb- und vollblütigen Wergeschöpfen, die berühmt geworden waren. Ein Footballspieler der New England Patriots, ein Baseballspieler der St. Louis Cardinals, ein Marathonläufer ... sie alle hatten zugegeben, Wergeschöpfe dieser oder jener Gestalt zu sein. Ein Olympiasieger im Schwimmen hatte soeben herausgefunden, dass sein Vater ein Werseehund war, und die Nummer eins der britischen Tennisrangliste der Frauen hatte offiziell zugegeben, dass ihre Mutter eine Werleopardin war.

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