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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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schummrig, als ich ihn betrat, doch meine Gartenhandschuhe und den Handspaten fand ich sofort.
    Ich hatte oft genug die › Antiques Roadshow ‹ gesehen, um zu wissen, dass es Leute gab, die alte Farmgeräte und Werkzeuge sammelten. Dieser Geräteschuppen hier wäre eine wahre Fundgrube für so einen Sammler. Meine Familie hatte nie etwas weggeworfen, solange es noch funktionierte. Der Schuppen war zwar vollgestopft, aber absolut aufgeräumt, da mein Großvater ein ordnungsliebender Mann gewesen war. Als mein Bruder und ich zu ihm und Großmutter gezogen waren, hatte er alle häufig gebrauchten Geräte mit einem Umriss versehen. Jedes Mal, wenn wir eins davon benutzt hatten, musste dieses Gerät wieder an seinen Platz gehängt oder gestellt werden, und so war es auch heute noch. Ich konnte blind nach dem Handspaten greifen. Er war schwerer, schärfer und schmaler als seine modernen Pendants, doch daran war ich gewöhnt, und er lag gut in der Hand.
    Wenn es wirklich schon richtig Frühling gewesen wäre, hätte ich mir den Bikini wieder angezogen und das Schöne mit dem Nützlichen verbunden. Doch meine sorglose Stimmung war verflogen, auch wenn die Sonne noch schien. Ich zog mir die Gartenhandschuhe an, weil ich meine Fingernägel nicht ruinieren wollte. Manches Unkraut schien sich geradezu zu wehren. Eins wuchs an einem dicken fleischigen Strunk und hatte spitze Stacheln auf den Blättern. Wenn man es lange genug wachsen ließ, blühte es sogar, so hässlich, wie es war. Man musste es samt Wurzeln entfernen. Und zwischen dem jungen Blumenrohr hier hatten sich bereits einige Exemplare davon breit gemacht.
    Meine Großmutter hätte einen Anfall gekriegt.
    Also hockte ich mich hin und begann mit der Arbeit. Mit der rechten Hand stieß ich den Handspaten in die weiche Erde, lockerte die Wurzel des entsetzlichen Gewächses und zog es mit der linken Hand heraus. Damit die Erde abfiel, schüttelte ich den Strunk noch ordentlich, ehe ich ihn zur Seite warf. Ich hatte mir ein Radio auf die hintere Veranda gestellt, bevor ich mit der Arbeit begann, und schon ein paar Minuten später sang ich mit LeAnn Rimes mit. Meine Sorgen traten allmählich in den Hintergrund. Und bald türmte sich ein ansehnlicher Haufen entwurzelten Unkrauts hinter mir, und ich fühlte mich umstrahlt von einer Gloriole der Rechtschaffenheit.
    Wenn er geschwiegen hätte, wäre alles anders ausgegangen. Doch er war so sehr von sich selbst eingenommen, dass er den Mund nicht halten konnte. Und so rettete sein Hochmut mir das Leben.
    Seine Worte hatte er allerdings auch nicht besonders klug gewählt. »Es wird mir ein Vergnügen sein, dich für meinen Herrn zu töten« ist einfach nicht die übliche Floskel, um sich vorzustellen.
    Ich habe gute Reflexe, und so sprang ich sofort aus der Hocke auf, mit dem Handspaten in der Hand, den ich ihm von unten in den Bauch rammte. Er verschwand einfach darin, als wäre er als Waffe zur Tötung von Elfen gedacht.
    Und genau das war er wohl auch, denn der Handspaten war aus Eisen und der Angreifer ein Elf.
    Ich schrak zurück und ging in Deckung, den bluttriefenden Handspaten noch in der Hand, und wartete ab, was er tun würde. Mit absolut verblüffter Miene sah er auf das Blut hinab, das ihm durch die Finger troff, so als könnte er nicht glauben, dass ich ihm seinen schönen Plan kaputt gemacht hatte. Dann sah er mich an, mit hellblauen, weit aufgerissenen Augen, und sein Gesichtsausdruck glich einem einzigen großen Fragezeichen, so als wäre er nicht sicher, ob ich ihm das wirklich angetan hatte oder ob es sich nicht vielleicht doch um irgendein Missverständnis handelte.
    Langsam zog ich mich rückwärts die Stufen der hinteren Veranda hinauf zurück, ohne ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Doch er war schon längst keine Gefahr mehr. Als ich hinter mich griff und die Fliegengittertür öffnete, sackte mein immer noch völlig überrascht wirkender Möchtegern-Mörder in sich zusammen.
    Ich eilte ins Haus und verriegelte die Tür. Auf wackligen Beinen trat ich ans Fenster über der Küchenspüle, lehnte mich vor, so weit es ging, und spähte hinaus. Von hier aus konnte ich nur einen kleinen Teil des zusammengebrochenen Elf erkennen. »Okay«, sagte ich laut. » Okay .« Er war tot, so sah es jedenfalls aus. Es war aber auch alles so rasend schnell gegangen.
    Als ich nach dem Telefon an der Wand griff, merkte ich erst, wie sehr meine Hände zitterten. Mein Blick fiel auf mein Handy, das ich zum

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