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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Aufladen des Akkus auf den Küchentresen gelegt hatte. Und weil dies eine Krise war, die definitiv nach dem Oberboss verlangte, drückte ich die Kurzwahltaste mit der supergeheimen Telefonnummer meines Urgroßvaters für Notfälle. Die Situation schrie geradezu danach, fand ich. Ein Mann, nicht Niall selbst, nahm den Anruf entgegen. »Ja?«, sagte er in verhaltenem Ton.
    »Äh, ist Niall da?«
    »Ich könnte ihn erreichen. Kann ich Ihnen helfen?«
    Ruhig , sagte ich mir. Ganz ruhig . »Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass ich einen Elf getötet habe, der jetzt in meinem Garten liegt, und dass ich nicht weiß, was ich mit der Leiche machen soll?«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen.
    »Ja, das werde ich ihm ausrichten.«
    »Ziemlich bald, hoffe ich doch? Denn ich bin allein und krieg hier gleich die Panik.«
    »Ja. Ziemlich bald.«
    »Und Sie schicken jemanden her?« Herrgott, ich klang ja total weinerlich. Ich gab mir einen Ruck. »Ich meine, ich könnte ihn natürlich in mein Auto laden oder den Sheriff anrufen.« Ich wollte diesen Unbekannten wenigstens damit beeindrucken, dass ich nicht völlig aufgeschmissen und hilflos war. »Aber da ist ja diese ganze Sache mit dem Geheimnis um euch Elfen, eine Waffe schien er auch nicht zu haben, und wie genau soll ich beweisen, dass der Kerl gesagt hat, es sei ihm ein Vergnügen, mich zu töten?«
    »Sie... haben einen Elf getötet?«
    »Das habe ich doch gesagt . Schon vorhin.« Mr Schwer-von-Kapee. Ich spähte noch einmal aus dem Küchenfenster. »Ja, er bewegt sich immer noch nicht. Mausetot.«
    Diesmal hielt das Schweigen derart lange an, dass ich schon dachte, ich hätte irgendwas nicht mitgekriegt. »Äh, Entschuldigung?«
    »Sie wollen sich entschuldigen? Wir sind umgehend bei Ihnen.« Und damit legte er auf.
    Ich konnte nicht hinsehen, ich konnte es einfach nicht ertragen. Leichen hatte ich schon öfter gesehen, sowohl von Menschen als auch von Supras. Und seit ich Bill Compton im Merlotte's kennengelernt hatte, waren es mehr als genug Leichen gewesen. Was natürlich nicht heißen sollte, dass das an Bill lag.
    Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper.
    Ungefähr fünf Minuten später traten Niall und ein anderer Elf aus dem Wald. Dort draußen musste irgendeine Art Portal liegen. Vielleicht hatte Scotty sie ja heraufgebeamt. Oder herunter. Aber vielleicht war ich auch bloß nicht mehr ganz bei Trost.
    Die beiden Elfen blieben stehen, als sie die Leiche sahen, und wechselten ein paar Worte. Sie wirkten erstaunt. Aber sie hatten weder Angst, noch verhielten sie sich so, als könnte sich dieser Kerl jeden Moment wieder erheben und sie angreifen. Also schlich auch ich mich über die hintere Veranda und öffnete die Fliegengittertür.
    Sie wussten, dass ich hinausgekommen war, wandten ihre Blicke jedoch nicht von der Leiche ab.
    Mein Urgroßvater hob einen Arm, und ich schmiegte mich an ihn. Er drückte mich an sich, und als ich ihm ins Gesicht blickte, sah ich ihn lächeln.
    Okay, das hatte ich nicht erwartet.
    »Du machst unserer Familie Ehre. Du hast einen meiner Feinde getötet«, sagte er. »Ich habe ja so recht, was die Menschen betrifft.« Er wirkte stolz wie Oskar.
    »Ist das etwas Gutes?«
    Der andere Elf lachte und sah mich zum ersten Mal an. Sein Haar hatte die Farbe von Karamellbonbons und seine Augen ebenfalls, was derart unheimlich war, dass ich es geradezu erschreckend fand - auch wenn er wie alle Elfen, die ich bislang kennengelernt hatte, einfach prachtvoll war. Ich musste ein Seufzen unterdrücken. Unter Vampiren und Elfen war ich dazu verdammt, das hässliche Entlein zu sein.
    »Ich bin Dillon«, stellte er sich vor.
    »Oh, Claudines Vater. Freut mich, dich kennenzulernen. Dein Name bedeutet sicher auch etwas Bestimmtes, oder?«
    »Blitz«, erklärte er und warf mir ein besonders gewinnendes Lächeln zu.
    »Wer ist das?«, fragte ich und deutete mit dem Kopf auf die Leiche.
    »Das ist Murry«, sagte Niall. »Ein enger Freund meines Neffen Breandan.«
    Murry sah sehr jung aus. Nach menschlichen Maßstäben war er vielleicht achtzehn gewesen. »Er hat gesagt, dass er sich schon darauf freue, mich zu töten«, erzählte ich den beiden.
    »Und stattdessen hast du ihn getötet. Wie hast du das gemacht?«, fragte Dillon, als wollte er wissen, wie ich Blätterteig ausrollte.
    »Mit dem Handspaten meiner Großmutter«, sagte ich. »Er ist schon seit langer Zeit im Besitz meiner Familie. Nicht, dass wir aus unseren Gartengeräten einen Fetisch machen

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