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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Leiche zu Staub in keiner Weise ungewöhnlich zu finden.
    »Nein, Sir. Ich bin bloß völlig fassungslos. Ich meine, erst habe ich hier schön in der Sonne gelegen, dann bin ich mit Claude und Claudine beim Lunch gewesen, und jetzt sitze ich hier.« Ich konnte den Blick einfach nicht von der sich allmählich pulverisierenden Leiche abwenden.
    »Du hast in der Sonne gelegen und Gartenarbeit gemacht. Wir mögen die Sonne und den Himmel«, sagte Niall, als wäre das der schlagende Beweis für meine Verwandtschaft mit dem Elfenzweig meiner Familie. Er lächelte mich an. Hach, wie wunderschön er war. In seiner Nähe fühlte ich mich immer wie ein Teenager, wie ein Teenager mit Akne und Babyspeck. Doch jetzt fühlte ich mich wie ein Killerteenager.
    »Werdet ihr seine ... Überreste einsammeln?« Ich stand auf, um mir einen munteren und entschlossenen Anstrich zu verleihen. Wenn ich etwas tat, würde ich mich gleich besser fühlen.
    Zwei fremdartige Augenpaare starrten mich verständnislos an.
    »Warum?«, fragte Dillon.
    »Um ihn zu begraben.«
    Beide wirkten entsetzt.
    »Nein, nicht in den Erdboden tun.« Niall bemühte sich, weniger aufgeregt zu klingen als er war. »So machen wir es nicht.«
    »Was wollt ihr sonst damit machen?« Mittlerweile lag schon ein ansehnlicher Haufen glitzernden Staubs auf meiner Auffahrt und im Blumenbeet, obwohl sein Rumpf immer noch übrig war. »Ich will ja nicht drängeln, aber Amelia könnte jede Sekunde auftauchen. Und ich kriege zwar nicht viel Besuch, aber gelegentlich kommt der UPS-Fahrer mit einem Paket vorbei, und dann ist da auch noch der Stromableser.«
    Dillon sah meinen Urgroßvater an, als hätte ich plötzlich japanisch gesprochen. Niall erklärte: »Sookie teilt ihr Haus mit einer anderen Frau, und diese Frau könnte jeden Moment wiederkommen.«
    »Wird sonst noch irgendwer hinter mir her sein?«, fragte ich, schon wieder abgelenkt von meiner anderen Frage.
    »Möglich ist es«, sagte Niall. »Fintan hat dich besser beschützt als ich bislang, Sookie. Und er hat dich sogar vor mir beschützt, dabei wollte ich dich nur kennenlernen.« Zum ersten Mal, seit ich Niall kannte, wirkte er traurig, zerquält und müde. »Ich habe versucht, dich aus all dem herauszuhalten, und dachte, ich könnte mich noch mit dir treffen, ehe es ihnen gelingt, mich zu töten. Deshalb habe ich unser erstes Treffen durch den Vampir arrangiert, damit es nicht so sehr auffällt. Doch mit diesem Treffen habe ich dich in Gefahr gebracht. Meinem Sohn Dillon hier kannst du vertrauen.« Niall legte dem jüngeren Elf den Arm um die Schulter. »Wenn er dir eine Nachricht überbringt, ist sie garantiert von mir.« Dillon lächelte charmant und ließ dabei seine übernatürlich weißen und spitzen Zähne sehen. Zugegeben, er war furchterregend, auch wenn er Claude und Claudines Vater war.
    »Ich melde mich bald wieder bei dir«, sagte Niall und gab mir einen Kuss. Das feine, hell schimmernde Haar berührte meine Wange. Herrje, wie gut er roch - ein Markenzeichen der Elfen. »Es tut mir leid, Sookie. Ich dachte, ich könnte sie alle zwingen zu akzeptieren, dass... Nun, es ist mir nicht gelungen.« Seine grünen Augen leuchteten liebevoll und voller Bedauern. »Hast du - ja, einen Gartenschlauch? Wir könnten die Überreste natürlich einsammeln, aber es wäre vermutlich praktischer, wenn du sie einfach... wegwäschst.«
    Er schloss mich in die Arme und drückte mich, und Dillon salutierte spöttisch vor mir. Und dann gingen die beiden zurück zur Baumgrenze und verschwanden einfach im Wald wie sonst nur Rotwild, wenn man es aufgescheucht hat.
    Das war's also. Und da stand ich jetzt, im sonnigen Garten, mutterseelenallein und mit einem beträchtlichen Haufen glitzernden Staubs in Form eines Elfenkörpers auf dem Kies.
    Und wieder etwas, das auf meine Liste all der seltsamen Dinge gehörte, die ich an diesem Tag schon getan hatte. Ich hatte mit der Polizei gesprochen, in der Sonne gelegen, mich mit zwei Elfen in einem Einkaufszentrum getroffen, Unkraut gejätet und jemanden getötet. Jetzt war also Staubleichen-Entsorgungszeit. Und der Tag war noch längst nicht zu Ende.
    Na denn. Ich drehte den Wasserhahn auf und wickelte den Gartenschlauch so weit ab, dass er bis in den richtigen Bereich des Gartens reichte. Und dann richtete ich den Sprühkopf einfach auf den Elfenstaub.
    Ich stand irgendwie ganz seltsam neben mir. »Man sollte annehmen, so langsam wäre ich dran gewöhnt«, sagte ich laut und erschrak fast

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