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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Angst und die heraufbrodelnde Wut wahrnehmen, die gleich hinter diesen Gedanken lauerten. Whit kannte sowieso nur eine einzige Reaktion auf alles, was er nicht verstand: Er hasste es, und Hass ist ansteckend. Er sah seinen Trinkkumpan an, und die beiden wechselten düstere Blicke.
    In Arlenes Hirn purzelten die Gedanken herum wie die Lotteriebälle in der Kugel vor der Ziehung. Es war schwer zu sagen, welcher zuerst zum Vorschein kommen würde.
    »Herrgott, schlagt ihn tot!«, brach es plötzlich aus ihr heraus. Der Lotterieball Hass hatte gewonnen.
    Ein paar Leute riefen: »Oh, Arlene!«,... aber sie hörten ihr zu.
    »Es ist gegen Gott und die Natur!«, schrie Arlene wütend, und ihr rot gefärbtes Haar schien unter der Wucht ihrer Worte geradezu zu erzittern. »Sollen eure Kinder etwa umgeben von diesen... diesen Kreaturen leben?«
    »Unsere Kinder haben immer umgeben von diesen Kreaturen gelebt«, erwiderte Holly ebenso laut. »Wir wussten es nur nicht. Und es ist noch nie jemandem etwas passiert.« Jetzt stand auch sie vom Stuhl auf.
    »Gott wird uns strafen, wenn wir die nicht totschlagen«, rief Arlene und zeigte theatralisch auf Tray. Inzwischen war ihr Gesicht fast ebenso rot wie ihr Haar. Whit sah sie zustimmend an. »Ihr versteht nicht! Wir landen alle in der Hölle, wenn wir denen die Welt nicht wieder entreißen! Seht doch hin, wen die sich geholt haben, um uns Menschen in Schach zu halten!« Sie fuhrwerkte mit dem Zeigefinger in der Luft herum, um auf Bill und Clancy zu deuten. Da die beiden jedoch längst wieder auf ihren Stühlen saßen, verlor sie etwas an Boden.
    Jetzt setzte ich mein Tablett auf dem Tresen ab und trat einen Schritt vor, die Hände zu Fäusten geballt. »Wir hier in Bon Temps kommen alle miteinander aus«, sagte ich, und es gelang mir, ruhig und sachlich zu sprechen. »Du scheinst die Einzige zu sein, die damit nicht klarkommt, Arlene.«
    Arlene warf finstere Blicke in die Runde und versuchte, verschiedenen Gästen direkt in die Augen zu sehen. Dass die Leute ihre Reaktion nicht teilten, schockierte sie zutiefst. Sam setzte sich vor Arlene hin und blickte sie mit seinen hübschen Hundeaugen an.
    Ich trat noch einen weiteren Schritt auf Whit zu, nur für den Fall. Whit überlegte gerade, was er tun sollte, und dachte daran, sich auf Sam zu stürzen. Aber wer würde ihm dabei helfen, einen Collie zu verprügeln? Sogar Whit sah ein, wie absurd das war. Doch seinen Hass auf Sam steigerte das nur umso mehr.
    »Wie konntest du nur?«, schrie Arlene Sam an. »All die Jahre hast du mich belogen! Ich hab dich für einen Menschen gehalten, nicht für einen gottverdammten Supra!«
    »Er ist ein Mensch«, sagte ich. »Er hat im Moment nur eine andere Gestalt, das ist alles.«
    »Und du!«, schrie sie und spuckte mir die Worte förmlich entgegen. »Du bist die verrückteste, die unmenschlichste von all denen!«
    »Hey, hey«, mischte Jason sich ein und sprang auf. Nach kurzem Zögern gesellte sich Mel zu ihm. Seine Freundin sah beunruhigt drein, während Jasons Begleiterin lächelte. »Lass meine Schwester in Frieden. Sie hat früher immer auf deine Kinder aufgepasst, bei dir sauber gemacht und jahrelang all deinen Mist hingenommen. Was für eine Sorte Freundin bist du eigentlich?«
    Jason sah mich nicht an. Ich war starr vor Staunen. Das war ein sehr Jason-untypisches Verhalten. Sollte er etwa doch langsam erwachsen werden?
    »Die Sorte, die nichts mit widernatürlichen Geschöpfen wie deiner Schwester zu tun haben will«, erwiderte Arlene, riss sich die Schürze ab und schrie dem Collie noch ein »Ich kündige!« zu, ehe sie in Sams Büro davonstiefelte, um ihre Handtasche zu holen. Vielleicht ein Viertel der Leute im Merlotte's wirkten beunruhigt und bestürzt. Die Hälfte war fasziniert von dem Drama. Blieb noch das letzte Viertel, das nicht recht einzuordnen war. Sam winselte wie ein trauriger Hund und steckte die Schnauze zwischen die Vorderpfoten. Und weil das ein allseitiges Lachen auslöste, legte sich das Unbehagen des Augenblicks. Ich sah Whit und seinem Kumpel hinterher, die sich unauffällig durch die Vordertür verdrückten, und entspannte mich erst, als sie draußen waren.
    Es war zwar höchst unwahrscheinlich, dass Whit sich ein Gewehr aus seinem Pick-up holen würde, dennoch warf ich Bill einen Blick zu. Er glitt sogleich durch die Tür, ihm hinterher. Einen Augenblick später war er schon zurück und gab mir mit einem kurzen Nicken zu verstehen, dass die BdS-Typen weggefahren

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