Vampirherz
zu helfen.“
„Na ja, eigentlich schon. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie und ihre Eltern gemacht hätte. Wahrscheinlich wäre ich durchgedreht“ sagte Dana leise und fühlte sich auf einmal wieder unendlich müde und deprimiert. Und sie spürte Angst in sich aufsteigen, Angst, diese Aufgabe, die sie sich gestellt hatte, nicht meistern zu können, und noch mehr Angst, dass es für ihre Mutter zu spät sein könnte. Sie seufzte schwer auf.
„Ich habe solche Angst, dass die ganze Sache schief geht.“
Ihre Hände glitten von Francis Händen, und sie wischte sich mit einer fahrigen Bewegung die Tränen aus den Augen. Sanft strich Francis über ihr Haar.
„Nicht weinen. Wir schaffen das schon. Und jetzt kümmere ich mich um deine Wunde.“
Francis schob ihr Haar zur Seite, und als seine Fingerspitzen dabei ihren Nacken berührten,
stellten sich Danas Nackenhärchen auf, und sie konnte nicht vermeiden, dass ihr ein Seufzer heraus rutschte.
„Habe ich dir wehgetan?“
Eine heiße Welle zog über Danas Gesicht.
„N-nein.“
Verdammt, sie machte sich völlig lächerlich. Seine Nähe hinter ihrem Rücken und dieser schwere, sinnliche Lilienduft, den seine Haut verströmte, benebelten ihren Verstand.
„Jetzt wird es aber ein wenig wehtun, wenn ich das Pflaster entferne.“
Seine Hände näherten sich ihrer Schulter und bevor sie irgendetwas denken konnte, riss er es mit einer Bewegung von ihrer Haut. Ein scharfer Schmerz durchfuhr ihre Schulter und ihr kamen beinahe die Tränen.
„Tut mir leid, aber es muss schnell gehen. Wenn ich lange herum mache, ist es schlimmer.“
„Ist schon gut“ antwortete Dana, als sie wieder klar sah.
„Wie sieht es aus?“
„Schon ganz zufriedenstellend. Aber heute verpasse ich dir noch einmal ein Pflaster und vorher noch
Tinktur.“
Kurz darauf spürte sie etwas schrecklich Kaltes auf ihrer Schulter und dann einen heftigen brennenden Schmerz, der ihr erneut die Tränen in die Augen trieb.
„Was zum Teufel hast du da getan? Willst du mich umbringen?“ pfiff sie ihn empört an.
„Nein. Das Zeug ist zwar höllisch, aber es sorgt dafür, dass sich die Wunde nicht infiziert“ antwortete er und half ihr wieder beim Anziehen.
Dana drehte sich wieder zu ihm.
„Was glaubst du, wann wir zu diesem Elysion fahren können?“
„Nicht vor übermorgen.“
„Aber...“
„Keine Widerrede. Erstens musst du gesund sein, um deinem Vater eine Hilfe zu sein und zweitens müssen wir gut vorbereitet sein. Wir werden den ganzen Tag unterwegs sein, und wir müssen das Territorium der Strigoi durchqueren, um zum Elysion zu kommen.“
Dana war müde wie ein Bergarbeiter, obwohl sie nur gegessen und geredet hatte. Sie seufzte.
„Ich glaube, du hast Recht. So richtig fit bin ich noch nicht. Ich muss mich nochmal aufs Ohr legen.“
„Schadet bestimmt nicht“ antwortete Francis und stand auf.
„Musst du heute arbeiten?“
Er lächelte. „Ich habe diese Woche schichtfrei. Aber ich gebe heute Abend ein Konzert. Glaubst du, du kommst klar?“
„Sicher. Wenn ich mich an deinem Bücherregal bedienen kann.“
„Fühl dich wie zu Hause.“
Kaum berührte Danas Kopf das Kissen, war sie schon eingeschlafen.
Als Dana erwachte, fühlte sie sich schon ein wenig kräftiger. Wie lange hatte sie geschlafen? Seufzend setzte sie sich auf und gähnte herzhaft. Die Uhr sprach halb fünf. Wo war Francis? Auf einmal hörte sie jemanden in einem anderen Zimmer rumoren. Als sie die Bettdecke zurückschlug, fröstelte es sie heftig. Sie hob die dicken Socken auf, die auf dem Boden lagen, und zog sie an. Es war ihr aber immer noch verdammt kalt. Wozu sollte es auch in der Wohnung eines Vampirs warm sein? Dana ging zu dem Kleiderschrank am anderen Ende des Raums.
Vielleicht hatte Francis doch irgendetwas Brauchbares, das wärmte. Zögernd öffnete sie den Schrank. Ob es ihm recht war, dass sie in seinen Klamotten herum wühlte? Auf einem Bügel fand sie eine Sweatshirt-Jacke. Die sah wenigstens ein bisschen warm aus. Dana nahm sie vom Bügel. Sie strömte einen leichten Lilienduft aus; Francis musste sie wohl mal angehabt haben. Sie zog sie sich über, krempelte die Ärmel zweimal hoch und ging aus dem Raum. Dana verließ die Küche und ging ins Wohnzimmer. Als sie es betrat, sah sie Francis vor der Kommode mit dem Bild stehen. Er war so in Gedanken versunken, dass er Dana nicht herantreten hörte. Als sie ihm über die Schulter blickte, sah sie eine weiße Lilie und eine rote Rose vor dem
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