Vampirherz
Bild liegen. Sie wollte Francis ansprechen, aber als ihr Blick auf das Bild fiel, blieben ihr die Worte im Hals stecken. Sie hatte das Gefühl, als würde sie in ihr eigenes Gesicht sehen, mit dem Unterschied, dass die Frau auf dem Bild rotes Haar hatte und leuchtend grüne Augen. Und sie war wunderschön.
„Wer ist das, Francis?“
Langsam wandte er sich um. Ein seltsamer Blick lag in seinen Augen, sehr nachdenklich, mit einem Anflug von Trauer und Schmerz; es war ein Blick, der Dana seltsam berührte.
„Sie war meine Frau“ sagte er leise und seufzte. „In einem anderen Leben.“
„Bevor du ein Vampir wurdest?“
Er nickte langsam.
„Was ist mit ihr passiert?“ bohrte Dana vorsichtig nach.
„Wir wurden von Vampiren überfallen, und sie haben ein Schlachtfest veranstaltet mit dem Kutscher und Martha.“
Entsetzt blickte Dana ihn an. „Das ist...grauenhaft.“ sagte sie heiser.
„Das war es. Bitte, Dana, ich möchte nicht weiter darüber reden“ antwortete er leise und wandte den Blick ab.
Dana schluckte.
„Ich – ich lasse dich dann mal alleine mit ihr“ sagte sie heiser.
Er blickte wieder auf und Dana stellte erleichtert fest, dass die Trauer aus seinen Augen verschwunden war.
„Das brauchst du nicht. Ihr Tod ist schon zu lange her, um noch zu schmerzen. Aber an ihrem Geburtstag tut es doch noch manchmal weh.“
Sein Blick fiel auf die Wanduhr an der anderen Wand. „Ich muss jetzt gehen.“
„So früh?“
Francis lächelte.
„Mein Vorgesetzter wünscht, mich noch vor dem Konzert zu sehen.“
„Hast du was ausgefressen?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Na, dann wünsche ich dir viel Spaß.“
Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss, und Dana war allein. Was sollte sie tun? Ihr Blick fiel auf das Klavier, und plötzlich bekam sie große Lust, ein wenig darauf herum zu klimpern. Ihr Vater war ein begnadeter Klavierspieler, und er hatte ihr schon mit fünf Jahren das Klavierspielen beigebracht. Der Klavierdeckel war offen, und auf der Notenablage lag ein Blatt, auf das jemand ein paar Noten geschrieben hatte. Ob es das Lied war, das sie heute Vormittag geweckt hatte?
Sie setzte sich auf den Klavierschemel und spielte die Noten nach. Es war tatsächlich das Lied von heute Vormittag. Aber irgendetwas fehlte noch. Zuerst klimperte sie einfach herum und genoss die schönen, satten Klänge des Klaviers. Gab es noch mehr Noten? Sie nahm das Notenblatt von der Ablage, aber sie fand keine weiteren Noten. Dafür lag noch ein Bogen Papier auf der Notenablage. Das musste ein Songtext sein. Das Blut schoss in ihre Wangen, als sie ihn las. Dort war die Rede von honigfarbenen Augen, die hell und warm leuchteten wie die Sonne. Schrieb er wirklich von ihren Augen? Sie las weiter und errötete noch mehr. Es war ein Liebeslied, und es war wirklich für sie. Die Worte waren so schön gewählt, dass ihr fast die Tränen kamen. Auf einmal juckte es Dana heftig in den Fingern, noch etwas dazu zu schreiben. Sie schloss nur kurz die Augen und dann kamen schon die Worte. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, als sie anfing, zu schreiben. Als sie gerade lesen wollte, was sie geschrieben hatte, überfiel sie plötzlich ein heftiges Schwindelgefühl. War wohl doch ein wenig anstrengend gewesen. Sie nahm sich das Blatt und legte es auf dem Wohnzimmertisch ab. Dann legte sie sich auf die Couch.
„Mal sehen, was die hier so im Fernsehen haben.“
Sie nahm die Fernbedienung vom Tisch und schaltete ein.
Als Francis die Wohnung betrat, sah er einen Lichtschein aus dem Wohnzimmer dringen. War Dana noch auf? Leise ging er ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief noch, und sie lag auf der Couch und schlief. Anscheinend war das Fernsehprogramm ziemlich einschläfernd gewesen. Er setzte sich zu ihr, um sie zu wecken, aber sie sah so friedlich und entspannt aus, dass er es noch nicht wagte. Sein Blick fiel auf den Tisch. Dort lag der Zettel, auf dem er ein paar Fragmente des Textes für seinen neuen Song aufgeschrieben hatte. Er nahm ihn in die Hand und stellte erstaunt fest, dass noch jemand etwas dazu geschrieben hatte.
„Mal sehen, was Dana eingefallen ist“ dachte er und begann zu lesen.
„...Seine Augen sind so blau wie das Meer an seiner tiefsten Stelle und
ich habe das Gefühl, er könne mit ihnen bis in die Tiefen meiner Seele
sehen. Und wenn ich die Augen schließe, sehe ich noch immer dieses Blau und
versinke darin. Ich sehne mich nach seinen Lippen und nach seinen Händen
auf meiner
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