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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hinter ihr her. Sicher auf dem Felsen angekommen, drehte sie den Kopf und schien sich einen Überblick zu verschaffen. Dann winkte sie zu mir herunter. »Kommst du?«, rief sie.
    »Ja.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich hatte einen Autounfall.«
    »Lass dich davon nicht aufhalten.«
    »Ich bin auf dem Weg«, sagte ich.
    »Ich werde hier warten.«
    Sie stand an der Kante des Felsens, eine Hand an die Hüfte gestützt, und wartete auf mich. Ich nahm einen Weg, der mich in einem fast rechten Winkel zu ihr führen würde. Aber ich ließ mir Zeit. Schließlich waren wir aus dem Wagen raus und in Sicherheit. Selbst wenn White plötzlich auftauchen sollte, würde es nicht ganz einfach für ihn werden, zu uns aufzuschließen.
    Abgesehen von meinen Schmerzen hatte ich noch einen weiteren Grund, mich nicht zu beeilen, denn die Aussicht war so großartig, dass ich sie genießen wollte. Ich ging langsam, kletterte näher an Cat heran und genoss ihren Anblick , wie sie da stand in ihrer mit Farbe bekleckerten abgeschnittenen Jeans, die tief auf ihrer Hüfte saß, wie sie ihre Daumen in die Gürtelschlaufen gehakt hatte und ihr Hemd hinter ihr flatterte.
    Selbst in meinem erbärmlichen Zustand wünschte ich mir, ein großer Künstler zu sein und Leinwand und Farbe und alle Zeit der Welt zu haben, um Cat so festzuhalten, wie sie da auf dem verlassenen Felsbrocken stand.
    Oder wenn ich einfach ein Foto schießen könnte…
    Es ging beides nicht, aber meine Enttäuschung darüber verschwand, als mir bewusst wurde, dass ich dieses Bild für immer in meinem Geist festhalten würde. Und es würde mir allein gehören. Mein ganz privates, geheimes Portrait von Cat, das niemand sonst je zu sehen bekommen würde, das niemals durch Flut oder Feuer zerstört werden konnte, das mir allein für den Rest meines Lebens gehören würde.
    Als ich näher kam, sah ich, dass sie nach Luft schnappte. Trotz des starken Windes schimmerte der Schweiß auf ihrer Haut. Schließlich, nur noch einen Felsbrocken von ihr entfernt, konnte ich erkennen, dass ihre Beine mit Staub bedeckt waren. Ich sah, wie ihr der Schweiß im Gesicht, am Hals und am Oberkörper herunterlief.
    Füge das dem Portrait hinzu, sagte ich zu mir selbst. Und die schräge, alte Narbe auf ihrer Wange, die sie schon gehabt hatte, als wir noch Kinder waren. Bevor ich auf ihren Felsbrocken sprang, trat sie ein paar Schritte zurück. Ich landete und taumelte ihr entgegen. Sie breitete die Arme aus, fing mich an den Oberarmen und hielt mich fest. Sie hielt mich noch eine Weile, während mein Herz donnerte und ich nach Luft schnappte. In wahren Bächen lief mir der Schweiß über das Gesicht und brannte in den Augen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Cat.
    Ich nickte. Sie ließ meine Arme los. Ich hob mein Hemd und wischte mir damit das Gesicht ab.
    »Wir sind beinahe da«, sagte sie.
    »Beinahe wo?«
    »Sieh dir das an.« Sie drehte mich um und trat an eine vertikale Felswand, die etwa schulterhoch war. Sie wies mit einer Hand nach oben und sagte: »Voila!«
    »Schatten!«
    »In der Tat!«
    »Okay!«
    »Wer geht vor?«, fragte sie.
    »Wenn du vorgehst«, sagte ich, »dann schieb ich dich an.«
    Sie grinste mich schief an. »Glaubst du, dass ich das nötig habe?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich würde es gern machen.«
    »Würdest du, ja?« Sie lächelte. »Okay.«
    Ich trat vor die Wand, hockte mich hin und legte meine Hände zu einem Steigbügel für Cat zusammen. Sie setzte eine Sandale hinein, griff mit den Händen nach der Kante und stieß sich ab. Ich gab ihr noch ein wenig zusätzlichen Schub. Sie flog fast hinauf.
    Ich sah, wie sie von der Kante wegkrabbelte und aufstand. Sich umdrehend fragte sie: »Schaffst du das? Oder soll ich wieder runterkommen und dir Schwung geben?«
    »Sie einfach zu und bewundere meine Geschicklichkeit.«
    »Aber gern.« Sie grinste. Sie beugte sich vor und wischte Staub und feinen Sand von ihren Knien. Ich war schon bereit, konnte meinen Blick aber nicht von ihr abwenden. Nicht bevor sie fertig war, sich die Beine zu säubern.
    Dann konzentrierte ich mich, sprang und packte die Kante mit beiden Händen. Irgendwie bekam ich ein Knie hinauf. Und das war auch alles. Voller Schmerzen und entsetzlich schwach, aller Schwung verpufft, fand ich mich halb auf der Kante und halb herunterhängend wieder. Ich unternahm einen Versuch mich umzudrehen und wäre beinahe wieder ganz heruntergerutscht, aber Cat machte einen Satz nach vorn, bekam mich zu fassen und zog mich mit

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