Vampirjaeger
und schloss die Tür hinter mir. Dann sah ich mich in den Spiegeln. Ich erinnerte an den Mann mit den zwei Hälften: mein Rücken war fast sauber, meine Vorderseite über und über rot verschmiert. Das Blut in meinen Haaren, auf meinem Gesicht und meinem Hals – aus Elliots Mund und Magen – war wahrscheinlich bis kurz nach Mitternacht noch durch Cats Adern geflossen. Das Blut auf meiner Brust und auf meinem Bauch stammte aus Elliots Wunden; und das auf meinem rechten Arm war wohl mein eigenes. Natürlich war überall auf meinem Körper etwas vom Blut von jedem von uns gelandet. Das meiste Blut in meinem Gesicht allerdings war von Cat. Ich wusste es und ich spürte es.
Das gab mir irgendwie ein gutes Gefühl. Womit ich meine, dass ich nichts dagegen hatte, ihr Blut in Augen, Mund und Nase zu haben. Ich würde nicht sagen, dass ich begeistert davon war, aber wenn ich schon mit Blut durchtränkt sein musste, dann empfand ich es doch als angenehmer, wenn es ihres war. Es hatte irgendwie etwas Intimes an sich.
Dann erinnerte ich mich daran, dass das meiste davon bereits in Elliots Magen Zwischenstation gemacht hatte, bevor dieser es in mein Gesicht gespuckt hatte. Was die Angelegenheit irgendwie weniger angenehm machte.
AIDS kam mir in den Sinn, machte mir aber keine Angst. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, dass Cat oder Elliot infiziert sein könnten. Außerdem war ich gerade um Haaresbreite dem Tod entronnen. Wenn man dem Sterben einmal so nahe war und entkommt, dann macht man sich über die entfernte Zukunft keine Sorgen mehr.
Ich fühle mich von all dem, was geschehen war, benommen. Benommen, erstaunt, aufgeregt, irgendwie euphorisch, erschreckt, angeekelt, zittrig… und noch vieles mehr. Ich stand noch immer mindestens zwei Schritte neben mir. Nur beiläufig registrierte ich, wie ich in die Badewanne kletterte, das Wasser andrehte, die Glastür schloss und duschte.
Dann traf das heiße Wasser auf die Wunden an meinem Arm und mir entfuhr ein Schrei. Aber der Schmerz dauerte nur einen kurzen Moment lang an. Das kleine Loch in meiner Brust tat fast überhaupt nicht weh.
Nach einer Weile verlor das Wasser, das meine Füße umspülte, seine rote Färbung.
Ich pellte mich aus meinen Shorts und kickte sie an das andere Ende der Wanne, damit sie nicht den Abfluss verstopften.
Dann untersuchte ich meinen Arm. Elliots Zähne waren tief eingedrungen, aber nur seine Stahlfänge hatten meine Haut wirklich durchstoßen. Sie hatten zwei Einstichstellen oben auf meinem Unterarm hinterlassen und noch einmal zwei etwas weiter unten. Diese Wunden waren tief. Sie schmerzten und so lange ich duschte, trat weiterhin Blut aus.
Ich ließ mir Zeit. Fertig werden hieß, wieder in Cats Schlafzimmer zurückkehren und das Durcheinander und vor allem Elliots Leiche beseitigen zu müssen.
Ich überlegte, was wir mit ihm anstellen sollten.
Aber hauptsächlich dachte ich über Cat nach. Grübelte, während ich unter der heißen Dusche stand, mich einseifte und dann die Seifenlauge wieder abbrauste. Es gibt da etwas Seltsames zwischen mir und Cat: Wenn wir zusammen sind, kann ich sie problemlos wie jeden anderen normalen Menschen auch behandeln. Aber sobald wir getrennt sind, und sei es nur durch eine Badezimmertür, drehe ich durch, als wäre ich besessen von ihr.
Es gab wahrscheinlich eine einfache Erklärung dafür. Dass ich wahnsinnig war, zum Beispiel.
Ich war jedenfalls begierig darauf, wieder mit ihr zusammen zu sein. Und der Gedanke, dass Cat mit der Leiche allein war, gefiel mir gar nicht. Also wusch ich mir schnell noch die Haare und drehte das Wasser ab.
Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, griff ich in die Wanne und nahm meine Shorts heraus. Ich wrang sie aus und begutachtete sie. Ein Großteil des Blutes war herausgewaschen worden, aber nicht alles. Ich zog sie trotzdem wieder an. Der Stoff klebte an mir und ich konnte fast hindurchsehen, also wickelte ich mir zusätzlich ein Handtuch um die Hüfte.
Das Badezimmer war heiß und voller Dampf. Ich wollte da raus, aber mein Arm blutete noch immer.
Im Arzneischrank fand ich mehrere Dosen mit Heftpflaster. Ich öffnete eine, nahm vier Bandagen heraus, pellte sie aus der Verpackung und klebte sie auf meine Bisswunden. Dann warf ich die Verpackung weg.
Ich nahm die Dose mit, öffnete die Tür und trat in das angenehm kühle Schlafzimmer.
Die Kerzen brannten noch und die Zwillingslampen auf den Nachttischen erhellten den Raum mit zusätzlichem Licht.
Hinter dem Bett
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