Vampirjaeger
Sekunden an, schaltete sie dann wieder aus und ging im Mondlicht weiter.
Manchmal stellte ich fest, dass ich viel zu dicht auffuhr und musste etwas mehr Abstand lassen. Dann wieder war sie recht weit weg und ich trat auf das Gaspedal, um ihr wieder näher zu kommen. Wenn sie auf Hindernisse oder einen Untergrund traf, der Probleme bereiten könnte, winkte sie mir und leitete mich in eine andere Richtung. Obwohl unsere Route mittlerweile zahllose Schlenker und Kurven aufwies, konnten wir dennoch immer weiter fahren. Was ja auch Sinn der Sache war.
Wenn wir nur lange genug vorwärts fuhren, mussten wir schließlich auf eine Straße treffen. Hoffentlich.
Während ich gedankenverloren vor mich hin fuhr, stellte ich mir immer wieder vor, wie Cat sich plötzlich umdrehte, zum Wagen zurück rannte und rief:
»Ich habe sie gefunden! Eine Straße! Direkt voraus!« Und ich würde schreien:
»Ja!«
Als sie sich dann wirklich plötzlich umdrehte und zum Wagen rannte, dachte ich, sie hätte eine Straße gefunden.
Ich fuhr ihr entgegen.
Ich wünschte, sie würde langsamer werden. So wie sie mir mit voller Geschwindigkeit entgegen rannte, hüpfte und sprang, hatte ich den Eindruck, sie musste jeden Moment ausrutschen und der Länge nach hinfallen.
»Ganz ruhig«, murmelte ich.
Und erkannte plötzlich, dass sie nicht so aussah, als hätte sie eine erfreuliche Nachricht zu überbringen; sie rannte wie jemand, der vor etwas floh.
Im letzten Moment hielt ich den Wagen an. Sie riss die Beifahrertür auf, sprang hinein und knallte sie wieder zu. Cat schnappte nach Luft.
»Was ist passiert?«
»Da ist jemand«, keuchte sie.
»Was?«
»Da ist ein Kerl!«
»Da draußen ist ein Mann?«
»Ja.«
»Wo?«
»Direkt voraus. Ich… Gott. Er hat mich zu Tode erschreckt.«
Ich starrte durch die Windschutzscheibe und sah dieselbe verlassene, mondgraue Wüste. So sehr ich mich auch anstrengte, den Fremden zu erspähen, konnte ich doch nichts außer Büschen, Kakteen, verkrüppelten Bäumen und Felsen entdecken.
»Was hat er gemacht?«, fragte ich.
»Nichts. Er stand einfach nur so da.«
»Allein?«
»Ja.«
»Hatte er einen Wagen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hatte überhaupt nichts. Er… stand einfach nur so da. Ich habe zuerst gar nicht erkannt, dass es ein Mensch war. Ich dachte, es wäre ein… Baum oder ein Kaktus oder so was. Denn er hat sich überhaupt nicht bewegt. Hat nicht mal gezuckt, sondern stand einfach nur so da. Aber als ich dann näher kam und ihn mit der Taschenlampe anstrahlte… hatte er ein Gesicht. Und seine Augen waren offen. Er… starrte mich an.«
»Hat er etwas gesagt?«
»Nein. Äh. Nichts. Er hat überhaupt kein Geräusch von sich gegeben und sich nicht bewegt. Er hat mich einfach nur… angestarrt. Und so komisch… gelächelt.«
»Hast du etwas zu ihm gesagt?«, fragte ich.
»Machst du Witze? Ich war kurz davor, laut loszuschreien. Ich bin gerannt so schnell ich konnte. Du hättest ihn sehen sollen. Er sah aus wie… ich weiß nicht.«
»Wie war das Gelände da vorn?«
»Was hast du vor?«
»Weiterfahren, schätze ich. Ihn mir ansehen.«
»Wir sollten das vielleicht lieber nicht tun.«
»Möglicherweise kann er uns helfen. Wenn er sich hier auskennt…«
»Das ist kein Kerl, mit dem man sich anlegen sollte. Glaub mir. Das ist ein Freak.«
»Er ist direkt voraus?«, fragte ich.
»Ja. Siehst du den großen Felsen dort?«
Ich sah ihn und nickte. Der Felsblock lag etwa dreißig Meter vor uns und hatte die Größe eines kleinen Hauses.
»Er ist gleich auf der anderen Seite«, sagte Cat.
»Es sieht nicht so aus, als wäre er dir gefolgt.«
»Vielleicht schleicht er sich ja an.«
»Du hast gesagt, er hätte sich überhaupt nicht bewegt?«, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf.
»Bist du sicher, dass es keine Vogelscheuche oder Schaufensterpuppe war?« Sie antwortete nicht sofort. »Wenn dieser Kerl nicht echt ist, dann ist er gut genug, um bei Madame Tussaud zu stehen. Ich glaube sogar, dass seine Augen geschimmert haben.«
»Also gut, du bist dir wirklich sicher, dass er echt ist.« Ich wollte es nicht in Frage stellen.
»Verdammt sicher.«
»Aber warum hat er sich nicht bewegt? Warum hat er nichts gesagt?«
»Weil er ein Freak ist.«
»Bist du dir sicher, dass er am Leben war?«
Erneut schwieg Cat für eine Weile. Dann antwortete sie: »Ich weiß es nicht. Ich meine, er sah lebendig aus. Er stand auf seinen eigenen Füßen. Er starrte mich an wie ein verdammter Wahnsinniger
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