Vampirjaegerin inkognito
Der Bund hasst alle übernatürlichen Wesen, Amelie. Wir Zauberer bilden da keine Ausnahme. Und trotzdem haben sie uns lange Zeit in Ruhe gelassen und sich auf Vampire konzentriert . Weil von uns bisher keine Gefahr ausging. Und der willkürliche Mord an harmlosen Zauberern nach außen hin weit schwerer zu rechtfertigen ist als der an menschenaussaugenden Untoten. “
„ Ihr habt ihnen einen Grund geliefert, gegen Zauberer vorzugehen? “ , fragte ich atemlos. „ Wieso? “
„ Du musst dir vor Augen führen, was seit meiner Beschwörung da draußen vorgeht. Der Bund macht Jagd auf Zauberer – und auch auf Hexen, da ihnen der Unterschied nicht klar ist . Was wiederum die Zauberer und Hexen gegen den Bund aufbringt. “
Mit offenem Mund hatte ich ihr gelauscht. Ich ahnte, worauf sie hinauswollte. „ Ihr habt einen Krieg angezettelt. “
„ Schön wäre es, wenn das so einfach ginge. Aber wir arbeiten daran. “ Ihre Augen leuchteten.
„ Der Bund ist da draußen und tötet wahllos Zauberer und Hexen, Serena. Verstehst du, was ihr getan habt? “
„ Natürlich verstehe ich das. Und mir tut es Leid um jeden einzelnen von ihnen. Aber verstehst du, was der Bund schon seit Jahrhunderten anrichtet? Wie viele Vampire, von denen keine Gefahr ausging, er getötet hat? “
Ich öffnete den Mund, um zu sagen, dass man das nicht vergleichen könne. Das ein Vampirleben mitnichten so viel wert war, wie ein Zauberer- oder Hexenleben. Ein Menschen leben. Doch ich sprach es nicht aus. Weil ich plötzlich gar nicht mehr wusste, ob ich selbst noch dieser Meinung war.
„ Und jetzt? “ , fragte ich, um mich von dem irritierenden Gedanken abzulenken. „ Wie gedenkt Lucian, seinen Krieg in Gang zu bringen? “
„ Im Moment geht es erstmal darum, möglichst viele Mitstreiter zu versammeln. Einige Zaube rer und Vampire sind schon eingetroffen und noch mehr werden erwartet . Jeder Abend beginnt für Lucian damit, dass er die neuen Gäste begrüßt , ihnen von der Schwächung des B unds berichtet und sie dazu aufruft, zusammen in den Krieg zu ziehen . Aber einige der Zauberer wollen ihm einfach nicht glauben, dass der Bund sich nun auch gegen sie gestellt hat. Momentan versucht er, irgendwo einen Zeugen für den Mord an einem Zauberer herzubekommen. Nebenbei plant er natürlich schon die nächsten Schritte und wird von Tag zu Tag ungeduldiger , weil ein paar von den erwarteten Verbündeten einfach nicht auftauchen . W enn das noch länger so weiter geht, wird er irgendjemanden umbringen. “ Ihr Blick fiel auf mich.
I ch hob die Augenbrauen .
„ Oh, nicht dich! Tut mir leid, i ch meinte das auch mehr metaphorisch. Trotzdem solltest du mit ihm reden. Vielleicht kannst du ihn von seinen Racheplänen an dir abbringen. “
„ Er ist beschäftigt “ , gab ich trocken zurück.
Serena stand auf.
„ Wohin gehst du ? “ , fragte ich leicht beunruhigt.
„ So kann das nicht weitergehen! Nur , weil ihr beide so stur seid, wird er möglicherweise bald etwas tun, das er später bereuen wird. Ihr müsst miteinander reden! “
Die Eigendynamik , die dieses Gespräch entwickelte, löste leise Panik in mir aus. „ Ich hab e dir bereits gesagt, dass ich das nicht will “ , sagte ich mit Nachdruck.
„ I ch weiß, was du gesagt hast “ , antwortete Serena, während sie mit großen Schritten auf die Tür zu schritt . „ Aber jetzt werde ich die Sache in die Hand nehmen . Ihr benehmt euch wie zwei Kleinkinder! “
„ Serena! “
D och d a hatte die Zauberin schon das Zimmer verlassen.
Kapitel 9
Fassungslos starrte ich die geschlossene Tür an . Tat Serenas wirklich gerade, was ich dachte, das sie tat? Naive, idealistische Zauberin! Glaubte sie tatsächlich, wenn sie Lucian und mich nur zusammenführte, würden wir uns verzeihend in die Arme fallen und alles wäre gut ? War ihr denn nicht klar, dass sie Lucians Racheakt nur beschleunigte? Ich ballte die Hände als mir klar wurde, dass ich möglicherweise innerhalb der nächsten halben Stunde das erste Mal von einem Vampir gebissen werden würde. Wenn das die Form der Rache war, für die Lucian sich entschieden hatte. Wenn nicht … nun ja. Ich war mir sicher, dass auch alle anderen Racheformen, die Lucians Phantasie entsprangen, nicht ansprechender wären.
Ich sprang auf. Eine Waffe! Ich musste mich wehren können. Leicht würde ich es Lucian nicht machen.
Schon meinte ich , Schritte auf dem Flur vor meiner Zimmertür zu hören. Mit klopfendem Herzen und angehaltenem Atem
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