Vampirjaegerin inkognito
hat, wäre sie frei gewesen . Sie hätte ihren eigenen Platz in der Vampirgesellschaft eingenommen , indem sie Lucians Nachfolge angetreten hätte . Ich bin mir sicher, die Entscheidung ist Marcelle nicht leicht gefallen. Sie hängt sehr an Lucian, er ist ihr ein guter Meister. Aber Marcelle war schon immer eine starke Frau und überaus freiheitsliebend. Eine Ironie des Schicksals, dass sie nicht dazu bestimmt ist, ein ebenso starker Vampir zu werden. Lucian versteht sie , hat vielleicht sogar damit gerechnet, dass ihn irgendwann verraten würde . Er kennt sein Geschöpf schließlich am besten. “
„ Also stimmt es, dass Lucian in Marcelles Geist eindringen kann? Dass es ihr im Grunde gar nicht möglich ist, ihn zu hintergehen? “
„ Ja und nein. Marcelle kann Lucian hintergehen, ihn verraten und anlügen. Aber sobald Lucian einen Verdacht hat, kann er in ihrem Geist nach der Wahrheit suchen und herausfinden, was sie im Schilde führt. Genau das hat er getan. “
„ Es muss schrecklich sein zu wissen, dass jemand wie Lucian jederzeit freien Zugang zu den eigenen Gedanken hat. “ Ich verzog das Gesicht. Nicht nur beim Gedanken daran, was Marcelle für ein Leben haben musste, sondern auch vor Schmerz. Mein Kopf fühlte sich plötzlich an, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer von innen gegen die Schädeldecke hämmern.
„ Du bist noch lange nicht gesund “ , stellte Serena fest und stand auf. „ Ich mache dir noch einen Kräutersud. Der wird deine Schmerzen lindern. “
„ Warte. “ Es gab noch eine Frage, die ich unbedingt beantwortet haben musste. „ Was wird Lucian … ich meine … “ Ich gab mir einen Ruck und fragte direkt: „ Wie wird seine Rache aussehen? “
Serena wich meinem Blick aus. „ Was diese ganze … Geschichte mit dir und ihm angeht , kann ich Lucian nur schwer einschätzen . “
„ Du musst doch einen Verdacht haben “ , drängte ich.
„ Es gibt viele Möglichkeiten. Lucian ist wirklich wütend, Amelie. U nd obwohl er selten etwas vollständig Unüberlegtes tut, würde ich es ihm im Moment zutrauen. “
„ Und was genau könnte dieses Unüberlegte deiner Meinung nach beinhalten? “
„ Blut “ , sagte die Zauberin nur.
Ich sah sie verständnislos an, bis der Groschen fiel. „ Von mir? “ , fragte ich mit schriller Stimme.
Serena nickte. „ Lucian weiß schließlich, wie sehr dir der Gedanke, einen Vampir von dir trinken zu lassen, zuwider ist. Vielleicht denkt er darüber nach, mich als langfristige Blutquelle durch dich zu ersetzen . Es wäre wirklich am b esten, wenn du mit ihm reden würdest . “ Sie sah mich eindringlich an.
Ich schüttelte nur den Kopf.
Die Zauberin wandte sich resigniert ab.
Ich sah ihr nach, wie sie das Zimmer verließ und die Tür hinter sich zuzog.
Ein kratzendes Klickgeräusch ertönte. Serena hatte mich eingeschlossen.
Nachdem ich eine Tasse des Kräutersuds getrunken hatte , schlief ich wieder ein. Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte. D och als ich aufwachte, war die Sonne vor meinem Fenster verschwunden. Ein Blick an mein Fußende zeigte mir, dass Sassa noch immer schlief. War der, seit er mich nach meinem Befinden gefragt hatte, überhaupt schon mal wach gewesen? Ich versuchte aufzustehen, doch kaum saß ich auf der B ettkante, wurde mir schwarz vor Augen. Ich wartete, bis ich wieder klarer sehen konnte und legte mich zurück. Auch der hämmernde Schmerz in meinem Kopf meldete sich zurück. Wo war Serena, wenn man sie brauchte? Ich hatte Hunger und Schmerzen und konnte nicht mal selbst auf die Toilette, wenn ich gemusst hätte . Frustriert krallte ich meine Hände in die Bettdecke. Es wurde immer dunkler im Zimmer . Wo war der Lichtschalter?
„ H allo? “ , rief ich mit meiner krächzenden Stimme . Keine Antwort. Woher auch? Es würde wohl kaum jemand vor meiner Zimmertür stehen, der n ur darauf wartete, dass ich irg endetwas von ihm wollte.
Im nächsten Moment hörte ich, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Die Tür schwang auf . E in grauhaariger Mann in schwarzem Anzug betrat das Zimmer . „ Sie wünschen? “
Ich starrte ihn schweigend an .
„ Mademoiselle? “
„ Was haben Sie vor meiner Tür gemacht? “
Der Mann verbeugte sich knapp. „ Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit . Mein Name ist Jacques. Mir wurde aufgetragen, vor Ihrer Tür bereitzustehen . F ür den Fall, dass Mademoiselle etwas benötigt. K ann ich Ihnen irgendwie behilflich sein? “
„ Könnten Sie das Licht
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