Vampirjagd: Roman (German Edition)
dessen Mitglieder unternommen, sondern erst einmal Vanessa gejagt. Doch auch das schien nicht so abzulaufen, wie der geheimnisvolle Gegner es geplant hatte.
Erleichtert wandte Daniela sich Dilia und Urban zu. »Wie es aussieht, ist Vanessa keine Vampirin, die wahllos tötet, sondern ist auf einige ganz spezielle Leute aus, und zwar auf die, die auch uns angegriffen haben.«
»Aber warum hat sie sich uns nicht anvertraut?«, fragte Dilia ablehnend, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine erst kürzlich verwandelte Vampirin sich so gut unter Kontrolle hatte.
»Hättest du das an ihrer Stelle getan?«, antwortete Daniela mit einer Gegenfrage. »Ich nicht! Wahrscheinlich hätte ich mich gefragt, ob wir nicht womöglich auch zu den Feinden gehören.«
Dilia nickte nachdenklich. Zwar misstraute sie Vanessa nicht weniger als Urban, aber sie beschloss abzuwarten, was sie und Daniela herausfanden, bevor sie ein endgültiges Urteil fällte.
»Was sollen wir deiner Meinung nach tun?« Urban wurde das Ganze ein wenig zu komplex, um aus dem Stegreif heraus Entscheidungen treffen zu können. Was ihn betraf, so wollte er keinen Vampir am Leben lassen, der bereits gemordet hatte.
»Dilia, Stela und ich werden Vanessa folgen und sie im Auge behalten. Du gehst nach Hause und achtest darauf, ob der Feind etwas gegen uns unternimmt.«
Daniela wollte losgehen, doch Urban hielt sie zurück. »Ist es nicht zu gefährlich für euch, alleine durch die Stadt zu ziehen?«
»Wenn es hart auf hart kommt, habe ich meine Pistole. Außerdem darfst du Stela nicht vergessen. Sie ist in dieser Gestalt schon mit einem scharfgemachten Rottweiler fertig geworden.«
Die Zufriedenheit, die Daniela mit einem Mal ausstrahlte, versetzte Urban in Sorge. Zwar begriff er, dass seine Frau sich freute, weil Vanessa keine aus Lust mordende Vampirin war, sondern einen harten Kampf gegen einen Feind auszufechten schien, der auch den Club als Ganzes bedrohte. Aber er ging dennoch nicht so weit, sie für eine Verbündete zu halten, die es zu unterstützen galt.
»Auf geht’s!«, sagte Daniela zu Dilia, warf ihrem Mann noch eine Kusshand zu und marschierte los.
»Ich schicke euch Istvan!«, rief Urban seiner Frau und Dilia zu.
Daniela kicherte. »Man merkt, dass Urban in eine Zeit hineingeboren worden ist, in der die Männer das Wort Emanzipation nicht einmal buchstabieren konnten! Er glaubt immer noch, wir Frauen wären das schwächere Geschlecht!«
»Was zumindest bei uns Vampiren nicht stimmt. Wir beide sind stärker als jeder von den anderen – Urban eingeschlossen.« Obwohl Dilia ebenso wie der Maler aus dem neunzehnten Jahrhundert stammte, war sie dem Gedankengut jener Zeit nicht verhaftet, sondern freute sich an der Freiheit, selbstständig ein Geschäft führen und mit Cynthia als Partnerin zusammenleben zu können.
11
Ohne zu ahnen, dass sie verfolgt wurde, fuhr Vanessa bis Ober-St.-Veit und verließ dort die U-Bahn. Als sie sich kurz darauf Martins Wohnung näherte, konnte sie kaum glauben, dass sie diese vor kaum mehr als vierundzwanzig Stunden verlassen hatte. Zu viel war in dieser Zeit auf sie eingeströmt, und sie war nun endgültig zu einem widernatürlichen Ungeheuer geworden, nein, noch schlimmer – zu einer Mörderin.
Selbst der Gedanke, dass Florian und Jonny nur für ihre grausamen Taten gebüßt hatten, brachte keine Erleichterung. Müde und ausgebrannt öffnete Vanessa die Wohnungstür und sah Martin bereits recht munter am Computer sitzen. Bei ihrem Anblick leuchteten seine Augen auf, und er eilte ihr entgegen.
»Ich habe gewusst, dass du wiederkommst!« Mit diesen Worten umarmte er sie und drückte sie an sich. Für einen kurzen Moment gab Vanessa sich ihrer Schwäche hin, schüttelte diese dann aber ab und sah Martin an. »Wie geht es dir?«
»Ausgezeichnet! Der Anfall ist so gut wie vorbei. Eigentlich fühle ich mich sogar besser als vorher. Möchtest du etwas essen?«
Vanessa hatte keinen Hunger, wollte jedoch unbedingt den Blutgeschmack loswerden.
»Ja, gerne«, sagte sie daher, ließ es aber nicht zu, dass Martin in die Kochnische ging, sondern holte einen Topf aus dem Hängeschrank und begann Spaghetti zu kochen.
Berni hatte keine Nudeln gemocht, und so hatte sie lange auf ihre Lieblingsspeise verzichten müssen. Jetzt freute sie sich darauf, merkte aber bald, dass alles zwei Seiten hatte. Die Tomatensoße, die sie mit Gewürzen anreicherte, erinnerte sie an Blut und brachte sie fast dazu, aufs Essen zu
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