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Vampirjagd: Roman (German Edition)

Vampirjagd: Roman (German Edition)

Titel: Vampirjagd: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Volkers
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überflog die Absender. Es waren mehr Umschläge als an den vergangenen Tagen. Vanessa öffnete sie nacheinander und legte sie in die Mappe, die sie Berni hinterher vorlegen musste, so als wäre er ein großer Firmenboss. Bei dem Gedanken lächelte sie bitter. Irgendwie versuchte ihr Mann, jemand darzustellen, der er nicht war. Dabei hätte er auch so zufrieden sein können. Er besaß eine kleine Handelsfirma, die im letzten Jahr fast eine Million Umsatz und einen Gewinn nach Steuern von etwa hunderttausend Euro gemacht hatte. Das war viel Geld, von dem sie zusammen mit Stephanie sehr gut hätten leben können. Doch da waren die Raten für Bernis schwere Limousine abzuzahlen sowie einige andere Kredite, die noch aus Zeiten stammten, in denen sie sich noch nicht gekannt hatten.
    Bei dem Gedanken wurde Vanessa klar, dass sie kaum etwas über das Vorleben ihres Mannes wusste. Sie hatte ihn vor einem guten Jahr kennengelernt und war von seinem Charme und seinem Aussehen fasziniert gewesen. Da sie zu Hause am laufenden Band Ärger gehabt hatte, war sie glücklich gewesen, endlich jemanden zu haben, der sie mochte. Es hatte sie schon gewundert, dass kein einziger Verwandter von Berni zu ihrer Hochzeit gekommen war. Auch hatte er erzählt, er stamme aus dem Mühlviertel, aber nie Anstalten gemacht, ihr seine Heimat zu zeigen.
    Bislang hatte ihr das wenig ausgemacht, doch nun kam ihr der Verdacht, dass ihr Mann einen Teil seines Lebens vor ihr verbarg.
    Während Vanessa sich fragte, warum dies so war, nahm sie das nächste Kuvert zur Hand und wollte es aufschlitzen. Gerade noch rechtzeitig sah sie die Aufschrift ›Persönlich‹. Da Berni fuchsteufelswild werden konnte, wenn sie direkt an ihn gerichtete Briefe öffnete, ließ sie diesen verschlossen und hielt ihn abwägend in der Hand. Er riecht schlecht, dachte sie. Derjenige, der ihn geschrieben hat, konnte kein guter Mensch sein. Im nächsten Moment musste sie über sich selbst lachen. Einem Brief konnte man ja wohl von außen kaum ansehen, von welchem Charakter sein Verfasser war.
    Sie legte das Kuvert so, wie es war, in die Postmappe und wandte sich den eingegangen E-Mails zu. Bei denen brauchte sie nicht darauf zu achten, ob sie an ihren Mann persönlich gerichtet waren. Berni war kein Fan des Internets und tat sich schwer, bestimmte Webseiten aufzurufen. Sie war weitaus geübter als er, und in trüben Augenblicken, wenn er mit verkniffener Miene auf seinem Chefsessel saß und vor sich hinstarrte, sagte sie sich, dass er sie wahrscheinlich nur ihrer Fähigkeiten als Sekretärin und Hausfrau wegen geheiratet hatte und nicht aus himmelsstürmender Leidenschaft.
    »Gibt es was Neues?«, fragte er in geschäftsmäßigem Ton mitten in ihr Grübeln hinein.
    Ich möchte, dass du mich wieder einmal richtig in die Arme nimmst und küsst!, hätte sie am liebsten geantwortet. Ihr Mund blieb jedoch stumm. Stattdessen stand sie auf und legte ihm die Mappe hin.
    »Da ist wieder ein persönlich an dich gerichteter Brief«, sagte sie.
    Berni nahm das Kuvert hastig aus der Mappe und steckte es ungeöffnet in eine Schublade seines Schreibtischs. Die anderen Briefe sah er kurz durch und reichte ihr dann die Mappe zurück.
    »Schreib dem Romeder, dass es leider noch etwas dauert, bevor wir liefern können. Die anderen bekommen die Ware nächste Woche.«
    »Aber der Romeder soll doch heute schon beliefert werden!«, rief Vanessa verblüfft und zeigte auf den entsprechenden Vermerk in ihrer Liste.
    Berni sah ebenfalls darauf und machte dann eine abwiegelnde Handbewegung. »Da habe ich mich eben geirrt. So etwas kann vorkommen. Jetzt schreib endlich die Briefe! Du kannst sie auch gleich zur Post bringen.«
    Das war eine weitere Überraschung für Vanessa, denn bisher hatte sie die Post erst am frühen Nachmittag erledigen müssen. Kopfschüttelnd kehrte sie zu ihrem Schreibtisch zurück, rief das Schreibprogramm ihres Computers auf und verfasste den ersten Antwortbrief.
    Nach und nach erledigte sie alle Schreiben, musste bei Berni aber noch ein paarmal nachfragen. Er antwortete fahrig und korrigierte sich zweimal aufgrund ihrer Einwände. So unkonzentriert hatte sie ihn noch nie erlebt. Nach kurzem Überlegen war sie sicher, dass es mit dem persönlich an ihn gerichteten Brief zusammenhängen musste, der am Morgen in der Post gewesen war. Während sie schrieb, spähte sie immer wieder zu ihrem Mann hinüber. Zwei-, dreimal griff Berni zur Schreibtischschublade, zog sie einmal sogar auf,

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