Vampirjagd: Roman (German Edition)
Mannes zu widersprechen.
»Ich bin Ferdinand Rubanter junior. Du kannst Ferdl zu mir sagen«, stellte dieser sich Daniela vor.
Sie musterte ihn mit einem abweisenden Blick. »Ich werde es bei Herrn Rubanter belassen. Und jetzt bitte ich Sie, sich wieder an Ihren Tisch zu setzen. Wenn ich Gesellschaft wünsche, suche ich sie mir selbst aus.«
»So kannst du mit mir nicht reden!«, fuhr Rubanter junior auf.
Daniela hob nur die Augenbrauen. »Wenn Sie nicht gehen, muss ich den Ober auffordern, Sie aus dem Kaffeehaus zu weisen!«
Der junge Mann packte sie mit einem festen Griff an der Schulter und grinste. »Du glaubst doch wohl selber nicht, dass der sich das traut! Mit einem Rubanter legt sich keiner hier in Österreich an!«
Nun dämmerte es Daniela, wer dieser junge Bursche war. Ferdinand Rubanter senior war ein steinreicher Industrieller und Großgrundbesitzer, der sich vor einigen Jahren zum Vorsitzenden einer kleinen Splitterpartei hatte wählen lassen. Diese saß inzwischen dank großer Werbekampagnen in vier Landesparlamenten. Es schien sicher zu sein, dass Rubanters Partei bei der nächsten Nationalratswahl nicht nur die Vierprozenthürde überspringen, sondern wahrscheinlich sogar die dritte Kraft im Parlament werden und das Zünglein an der Waage spielen konnte. Trotzdem hatte der Sohn nicht das Recht, sich so aufzuführen.
»Lassen Sie mich los«, forderte Daniela diesen leise, aber nachdrücklich auf.
Ferdinand lachte jedoch nur und versuchte sie jetzt an sich zu ziehen und zu küssen.
Das war Daniela nun doch zu viel. Da sie ihre hypnotischen Fähigkeiten nicht auf den Mann anwenden wollte, griff sie nach unten, packte den Rottweiler beim Genick und brachte ihn unter ihre geistige Kontrolle.
Das Tier schnappte nur leicht zu, doch seine Zähne waren scharf genug, um Ferdinands Wade blutig zu ritzen.
»Aua! Bist du närrisch«, kreischte der junge Mann auf und versetzte dem Hund einen Fußtritt.
Jetzt musste Daniela zu Ferdinands Gunsten eingreifen, denn der gereizte Hund wollte auf seinen eigenen Herrn losgehen, und das war trotz des unverschämten Auftretens dieses Kerls nicht in ihrem Sinne.
Rubanter junior starrte auf sein Bein und jammerte, als habe der Hund ihm ein paar Pfund Fleisch herausgerissen.
»Schnell! Holen Sie den Krankenwagen«, forderte er den Ober auf.
»Sofort, der Herr!« Der gute Mann war froh, den unangenehmen Gast auf so leichte Art und Weise loszuwerden. Nachdem er die Rettung alarmiert hatte, half er ihm hinaus auf die Terrasse und setzte ihn dort auf einen Stuhl. Dabei beäugte er immer wieder den Rottweiler, der jetzt neben seinem Herrn auf dem Boden lag und misstrauisch die Passanten musterte.
Daniela spottete in Gedanken über das wehleidige Gehabe des jungen Mannes. Austeilen schien Ferdinand Rubanters Leidenschaft zu sein, doch mit dem Einstecken haperte es. Dann aber erinnerte sie sich wieder an den unbekannten Vampir, den sie unbedingt finden musste, und vergaß den aufdringlichen Burschen.
Unterdessen hatte Ferdinand sein Hosenbein hochgekrempelt und gemerkt, dass er im Grunde nur ein paar Schrammen davongetragen hatte. Sein gekränkter Stolz schmerzte weit mehr als seine Wade, denn noch nie hatte eine Frau ihn so abblitzen lassen. Dazu hatte sein Hund ihn in aller Öffentlichkeit bis auf die Knochen blamiert.
»Dich hat wohl der Teufel gebissen, Rasso!«, schimpfte er mit dem Rottweiler.
»Vielleicht hätten Sie dem Hund doch einen Maulkorb anlegen sollen«, merkte der Ober vorsichtig an.
Das war eigentlich Pflicht für einen Hund dieser Rasse, das wusste auch Ferdinand. Doch solche Regeln galten für gewöhnliche Menschen, nicht aber für einen Rubanter. Daher brummte er nur ärgerlich und musterte dann Daniela finster durch die offen stehende Tür des Kaffeehauses. Das elende Weibsstück würde noch bereuen, ihn abgewiesen zu haben. Mit dem Gedanken winkte er den Ober erneut zu sich, um ihn über die junge Frau auszufragen.
Ohne auf die beiden Männer auf der Terrasse zu achten, betrat Dilia das Hawelka und ließ sich mit verkniffener Miene an Danielas Tisch nieder. »Ich habe ihn kurz gespürt, dann aber wieder verloren. Ich schätze, er war in einem Bus oder einer U-Bahn, die in meiner Nähe vorbeigefahren ist. Wenn ich die Linie herausfinde, wissen wir wenigstens, in welcher Richtung wir suchen müssen.«
»Wenn er unterwegs nicht umsteigen muss«, wandte Daniela ein.
»Darum hoffe ich ja auf heute Abend! Der Vollmond ist unser Verbündeter«,
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