Vampirjagd: Roman (German Edition)
an.
»Also gut … Zieh dich aus!«
So schnell hatte Vanessa ihr Nachthemd nur selten abgestreift. Noch während es in eine Ecke flog, legte sie sich für ihren Mann bereit. Berni stieg auf sie und drang ohne Vorspiel in sie ein. Das Gefühl, das sie dabei empfand, war schmerzhaft schön. Vanessa presste die Kiefer zusammen, um ihre Lust nicht hinauszuschreien.
Doch nach in ihren Augen viel zu kurzer Zeit war Berni nach ein paar letzten heftigen Stößen befriedigt und glitt von ihr herab.
»War das schon alles?«, fragte sie enttäuscht.
Berni fuhr wütend herum. »Passt dir meine Potenz vielleicht nicht?«
»Doch, aber …« Vanessa brach ab, denn in diesem Punkt war Berni wie wahrscheinlich die meisten Männer sehr empfindlich. Er hielt sich für einen ausgezeichneten Liebhaber, und bisher hatte es ihr auch gereicht. Doch nun erschien es ihr, als führe ihr Körper ein Eigenleben und verlangte ganz andere Leistungen, als Berni sie eben vollbracht hatte. Das war ihr in letzter Zeit schon zwei- oder dreimal so gegangen, und sie fragte sich unwillkürlich, ob mit ihr etwas nicht stimmte. Mit Berni darüber reden wollte sie jedoch nicht, um ihn nicht zu verärgern. Gerade zog er seinen Schlafanzug wieder an, legte sich auf seine Seite und hüllte sich in seine Bettdecke. Wenige Augenblicke später klangen leise Schnarchgeräusche durch das Schlafzimmer, während Vanessa halb befriedigt im Bett lag und nicht wusste, ob sie sich jetzt über ihren Mann oder sich selbst ärgern sollte.
Unterdessen schnarchte Berni immer lauter. Obwohl sie bereits mehr als ein Jahr verheiratet waren, war ihr das Geräusch noch nie so durchdringend erschienen. Mit angewiderter Miene verließ Vanessa das gemeinsame Schlafzimmer, holte sich eine Decke und legte sich im Wohnzimmer auf die Couch. Als sie endlich wieder einschlief, fand sie sich ansatzlos vor einem See aus Blut wieder und verging fast vor Gier, darin einzutauchen. Doch jedes Mal, wenn sie sich ihm näherte, wurde sie zurückgeschleudert und musste es von Neuem versuchen. Obwohl sie sich sagte, dass es sinnlos war, machte sie immer weiter – und kam sich dabei vor wie ein weiblicher Sisyphos, der auf ewig verdammt war, diesen See zu erreichen und es doch niemals schaffte.
3
Daniela hatte im weiteren Verlauf der Nacht wieder von einem Blutsee geträumt, auf dessen Ufer sie zurannte, ohne von der Stelle zu kommen. Sie warf einen Blick auf ihren schlafenden Ehemann und überlegte, ob sie mit ihm darüber reden sollte. Mittlerweile war sie sicher, dass ihre Träume eine tiefere Bedeutung hatten, aber die Sorge, die der Albtraum in ihr auslöste, würde ihr auch Urban nicht nehmen können. Daher ging sie leise ins Badezimmer, erledigte dort ihre Morgentoilette und betrat noch im Morgenrock das Esszimmer.
Ihre Köchin war bereits dabei, den Frühstückstisch zu decken. Lieserl war über fünfzig, stammte aus dem Waldviertel und war stolz darauf, mit ihren Kochkünsten im Hause des gefeierten Kunstmalers Lassky glänzen zu können.
»Wünschen gnädige Frau Kaffee oder Tee?«, fragte sie.
Diese seufzte. Die Zeit, in der sie beide sich noch geduzt hatten, lag noch nicht lange zurück, doch seit Daniela den Maler geheiratet hatte, bestand Lieserl darauf, sie wie eine vornehme Dame anzusprechen.
»Tee bitte«, sagte sie leise.
Während Lieserl das Frühstückszimmer verließ, um das Verlangte zu holen, überflog Daniela die Post, die Anita ihr bereits hingelegt hatte. Es fiel ihr schwer, sich darauf zu konzentrieren, weil sich immer wieder der Gedanke an Blut in ihre Überlegungen schlich. Daher legte sie jenen Teil der Briefe, die ihr im Augenblick nicht wichtig erschienen, ungeöffnet beiseite. Eine Zeit lang hielt sie sich mit dem Brief einer Pariser Galerie auf, die gerade mehrere von Urbans Bildern ausstellte. Ein chinesischer Geschäftsmann hatte sich ausgerechnet in ein Bild verliebt, das Urban als unverkäuflich bezeichnet hatte, und bot eine unverschämt hohe Summe dafür.
Daniela schwankte, ob sie ihrem Mann zureden sollte, das Bild doch zu verkaufen. Von dem Geld würden sie einige Jahre gut leben können. Andererseits würden sie auch ohne das Geld auskommen. Vielleicht könnten sie die Summe dem Club spenden. Nicht jedes Mitglied war so auf Rosen gebettet wie Urban, sie oder Dilia, die das Modegeschäft weiterführte, das einst ihre Geliebte Andrea Lupacani gegründet hatte.
Da sie sich nicht entscheiden konnte, nahm Daniela den nächsten Brief zur Hand.
Weitere Kostenlose Bücher