Vampirjagd: Roman (German Edition)
Kaffeetasse zurück.
Ihre Schwester sah sie kopfschüttelnd an. »Du hast ja noch nichts gegessen!«
»Ich besorge mir bei der nächsten Fleischhauerei eine Wurstsemmel«, erklärte Vanessa und wunderte sich über ihren plötzlichen Heißhunger auf Fleisch. Bisher hatte sie zum Frühstück Marmelade vorgezogen und nur hie und da eine Käsesemmel gegessen. Wurst mochte sie eigentlich nicht.
Auch Stephanie wirkte verblüfft, tippte sich dann aber an die Stirn. »Wenn ich deine Ehe so betrachte, sage ich mir, dass ich lieber nicht heiraten möchte. Dein Mann behandelt dich wie eine Sklavin, und du Schaf lässt es dir auch noch gefallen.«
Vanessa verkniff sich eine Antwort, denn die wäre sehr drastisch ausgefallen. Stattdessen suchte sie ihre Sachen zusammen und verließ die Wohnung. Unterwegs fiel ihr ein, dass sie kein Pausenbrot für Stephanie vorbereitet hatte, und konnte nur hoffen, dass ihre Schwester selbst daran dachte.
5
Daniela kämpfte den ganzen Tag mit einem unguten Gefühl, das sie auch nicht verließ, als sie mit Urban zusammen das Clublokal aufsuchte, in dem sie sich regelmäßig mit ihren Freunden trafen. Es befand sich immer noch im fünften Kellergeschoss eines alten Hauses in der Nähe des Stephansdoms, war aber seit dem Kampf mit der schwarzen Königin umgebaut worden. Die Bar und die große Sitzgruppe waren neu, und an den Wänden hingen Bilder von jenen Freunden, die damals ihr Leben lassen mussten. Urban hatte sie nicht zuletzt deshalb gemalt, um das Andenken an Andrea Lupacani wachzuhalten.
Mit ihrem Opfer hatte die Modeschöpferin es ihm und Daniela erst ermöglicht, die entartete Supervampirin zu besiegen. Doch auch an Ludwig Terenci und drei weitere ehemalige Mitglieder des Clubs hatten sie gute Erinnerungen. Das sah man ihren Porträts auch an, während der Verräter Florian Mischka und die schwarze Königin von Urban so dargestellt worden waren, wie er und Daniela sie zuletzt gesehen hatten, voller Gier und Hass und ohne jeden Funken Menschlichkeit. Auch von der Schönheit, unter der Monique Prestl ihre wahre Natur verborgen hatte, war zuletzt nur noch wenig übrig geblieben. Auf dem Bild, das allen als Warnung dienen sollte, war sie hager und sehnig, hatte ein scharf geschnittenes Gesicht, rote Augen und lange, spitze Eckzähne.
Daniela betrachtete das Porträt der schwarzen Königin mit angespannter Miene. In der letzten Nacht hatte sie einen Moment lang gefürchtet, so zu werden wie diese Frau.
»So nachdenklich?«, fragte Dilia, als sie neben sie trat.
Die alte Vampirin war nicht nur Danielas beste Freundin, sondern auch neben ihr und Urban die Dritte im Vorstand des Clubs.
Mit einem gezwungenen Lächeln zuckte Daniela mit den Achseln. »Mir gehen so einige Dinge durch den Kopf.«
»Dir auch?«, gab Dilia zurück.
Das war nicht die Antwort, die Daniela erwartet hatte. Sie musterte ihre Freundin ebenso neugierig wie besorgt. »Wieso? Was ist mit dir?«
Dilia drehte die Handflächen nach oben, um ihre Verunsicherung anzudeuten. »Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler. Ich träume in letzter Zeit ständig von Blut und fühle mich hungrig, selbst nachdem ich mich wirklich satt getrunken habe.«
»Mir geht es genauso!« Daniela sah die große, dunkelhaarige Frau mit dem aparten Gesicht Hilfe suchend an. »Ich hatte sogar für einen Moment Angst, ich könnte so wie die Prestl werden!«
»Ich ebenfalls«, bekannte Dilia und legte die Hand auf Danielas Stirn.
Obwohl sie ihre besonderen Spürfähigkeiten einsetzte, bemerkte sie keine Änderung an ihrer Freundin. Nur in einem winzigen, fast versteckten Winkel von Danielas Bewusstsein entdeckte sie die gleichen Gedanken und Gefühle, die auch sie selbst bewegten.
Verwirrt sah sie Daniela an. »Irgendetwas ist im Schwange! Ich weiß nicht, was es ist, aber wir nehmen es beide wahr.«
Daniela war schon lange klar, dass Dilia und sie die stärksten magischen Fähigkeiten im Club besaßen und sogar Urban, den ältesten und erfahrensten Vampir, in den Schatten stellten. Diese Tatsache lud ihnen eine Verantwortung auf die Schultern, die die anderen nicht zu tragen hatten.
»Wollt ihr etwas trinken?«, fragte Cynthia, eine der vier anderen weiblichen Vampire.
Daniela nickte. »Gerne!«
Früher hatte Cynthia selbst an der Bar bedient, doch die Aufgabe hatte mittlerweile Nummer Eins übernommen, die Anführerin der etwa dreißig Affenschlangen, die neben einigen tief unter Wien liegenden und noch nicht vollständig untersuchten
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