Vampirjagd: Roman (German Edition)
einen halben Kopf größer, einen halben Zentner schwerer und bis über die Oberarme tätowiert waren.
»Ich glaube, ich habe sie aus der Tür da herauskommen sehen«, sagte der Dritte, der wie ein Spiegelbild des zweiten Sprechers wirkte.
Erwin stieg die letzten Stufen hinauf und blickte auf das Türschild. »Bernhard Mattuschek, Export – Import« stand dort zu lesen. »Das scheint tatsächlich Bernis Betthupferl zu sein! Wundert mich nicht, denn er hatte schon immer eine Vorliebe für hübsche Mädchen, und die hier hat besonders lecker ausgesehen. Wer weiß, vielleicht lernen wir sie noch besser kennen!«
Lachend trat er auf die unverschlossene Bürotür zu und öffnete sie, ohne anzuklopfen. Mit einem raschen Blick überflog er den Raum. Berni Mattuschek saß hinter einem großen Schreibtisch und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Seitlich davon stand ein kleinerer Schreibtisch, der im Gegensatz zu dem anderen aufgeräumt wirkte. Dazu gab es eine kleine Anrichte, auf der ein Kaffeeautomat stand, einen Kühlschrank und zwei Stühle für Besucher.
»Servus, Berni, da bin ich. Du kannst dir gewiss denken, warum ich gekommen bin. Meine Briefe hast du ja wohl gekriegt«, begann Erwin und angelte sich einen der beiden Stühle. Sein Kumpel Jonny nahm sich den anderen, während Rainer den Bürosessel hinter dem zweiten Schreibtisch vorrollte und darauf Platz nahm.
Bernhard Mattuschek schluckte beim Anblick seiner Besucher und krallte die Finger in die Schreibtischkante, damit keiner sah, wie sehr sie zitterten.
»Grüß dich, Erwin«, würgte er mühsam hervor.
»Schön hast du es dir hier eingerichtet, beinahe wie ein richtiger, seriöser Firmenchef. Du verdienst wohl einen Haufen Geld, was?« Erwin grinste, als er sah, wie sein Gegenüber das Gesicht verzerrte.
»Leider nicht. Ich habe ein paarmal Pech gehabt und ein paar Lieferungen nicht erhalten. Da musste ich Konventionalstrafe an meine Kunden zahlen. Außerdem …«
»Jetzt tu nicht so, als ob du am Hungertuch nagen müsstest«, unterbrach Erwin ihn höhnisch. »Immerhin hast du dir damals ein hübsches Eigenkapital unter den Nagel gerissen. Darf ich dir übrigens meine Freunde vorstellen? Das hier ist der Jonny und das der Rainer. Sie sind Zwillingsbrüder, aber das siehst du ja.«
»Grüß Gott!«, sagte Vanessas Mann in Richtung der beiden Männer, die einander wie ein Ei dem anderen ähnelten und die selbst Erwin nur anhand einiger abweichender Tattoos auseinanderhalten konnte.
»Ich hab die beiden bei meinem Kuraufenthalt in Sonnberg kennengelernt«, fuhr Erwin fort, »zu dem du mir verholfen hast!«
Berni schüttelte heftig den Kopf. »Damit hatte ich nichts zu tun!«
»Ich glaube schon!« Lächelnd beugte Erwin sich nach vorne und fasste Berni am Kinn. »Polizisten sind auch nur Menschen, und manchmal platzt ihnen was heraus. Daher weiß ich sehr genau, dass du ihnen damals den Tipp gegeben hast, wo sie mich erwischen können.«
»Das stimmt nicht!«, quetschte Berni hervor, doch sein Gesichtsausdruck verriet ihn.
»Weißt du, Berni, fünf Jahre Justizanstalt Sonnberg können arg lang sein, ohne Ausgang …«
»… und ohne Weiber!«, mischte sich Jonny mit rauer Stimme ein.
»Ja, und ganz ohne Weiber. Das tut weh, Berni, vor allem, wenn man weiß, dass man das unfreiwillige Zölibat einem guten Freund zu verdanken hat, der nicht mit einem teilen wollte.«
Erwins Griff wurde härter, und für Augenblicke glaubte Berni, der andere würde ihm den Kiefer brechen.
Doch da ließ sein Besucher ihn los. »Du bist mir was schuldig, Berni. Meinen Anteil von damals samt Zins und Zinseszinsen, und dann die Entschädigung für die fünf Jahre in Sonnberg.«
»Ich habe kein Geld!« Bernhard Mattuschek starrte seinen einstigen Kumpel verzweifelt an, doch Erwin lachte nur.
»Dann sieh zu, dass du an welches kommst. Bis übermorgen möchte ich dreihunderttausend Euro haben! Hast du mich verstanden?«
»Ich gebe dir alles, was ich auftreiben kann«, bot Berni ihm an. »Aber so viel ist nicht drin.«
Erwin schüttelte den Kopf. »Dreihunderttausend und keinen Cent weniger!«
»Du bist ja verrückt!«
»Fünf Jahre in Sonnberg sind nicht billig, Berni. Das musst du verstehen.«
»Ich habe es nicht, und ich bekomme auch nicht so viel Kredit!« Verzweifelt schob Berni Erwin einen Aktenordner hin. »Schau her! Da sind meine Einnahmen und Ausgaben aufgeführt. Ich habe gerade mal siebzigtausend flüssig, aber die brauche ich für mein
Weitere Kostenlose Bücher