Vampirjagd: Roman (German Edition)
nächstes Geschäft. Wenn das gelaufen ist, dann …«
»Was dann?«, fragte Erwin spöttisch.
»Dann könnte ich dir noch ein paar tausend Euro mehr geben als jetzt.«
»Aber keine Dreihunderttausend! Außerdem will ich nicht warten. Also lass dir was einfallen, Berni. Übermorgen um dieselbe Zeit bin ich wieder da, und dann will ich Cash sehen! Hast du mich verstanden?«
Unwillkürlich nickte Berni, obwohl er nicht die leiseste Ahnung hatte, wie er bis dorthin dreihunderttausend Euro loseisen sollte.
Erwin stand auf, winkte seinen beiden Kumpanen, mitzukommen, und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Übermorgen, Berni, um dieselbe Zeit! Merk dir das und besorg das Geld. Sonst werde ich sehr ungemütlich!«
Mit diesen Worten verließen er und seine Begleiter das Büro, und Bernhard Mattuschek blieb starr vor Angst und Verzweiflung zurück.
Erst nach einer ganzen Weile wagte er es, sich wieder zu rühren. Zuerst schüttelte er sich wie ein nasser Hund, dann starrte er in sein Kontobuch. Doch dort standen nur die siebzigtausend Euro verzeichnet, die er dringend benötigte, um seine Geschäfte am Laufen zu halten. Seine eisernen Reserven betrugen etwa dreißigtausend, dazu konnte er noch einige Dinge aus seinem Lagerhaus zu Geld machen.
»Fünfzigtausend krieg ich noch zusammen, aber mehr geht nicht. Damit muss der Erwin fürs Erste zufrieden sein«, sagte er laut zu sich selbst, um sich Mut zu machen.
Kurz überlegte er, ob er Vanessa einweihen sollte, schüttelte dann aber den Kopf. Von seiner Bekanntschaft mit Erwin durfte sie ebenso wenig erfahren wie von den zwei Jahren, die er selbst in Sonnberg gesessen hatte. Zunächst einmal war es wichtig, dass seine nächsten Geschäfte Gewinn abwarfen. Irgendwie, sagte er sich, würde er sich Erwin und dessen Kumpane schon vom Hals halten. Notfalls musste er sich wieder wie früher als Hehler betätigen. Aber das war ebenfalls nichts, was er seiner Frau beichten konnte.
Mit diesem Gedanken machte er Feierabend und kehrte nach einem längeren Abstecher in seine Stammkneipe nach Hause zurück.
13
Daniela wachte mit schmerzendem Kopf auf und mit einem Gefühl, als hätte sie drei Tage lang durchgesoffen. Das Licht, das durch die Jalousien fiel, stach ihr schmerzhaft in die Augen, und sie hätte sich am liebsten noch einmal umgedreht, um weiterzuschlafen. Ein Blick auf den Wecker zeigte ihr jedoch, dass es elf Uhr vorbei war.
Hatte sie nicht um die Zeit das Frühstück bestellt? Sie sprang auf und sah, dass Urban das Schlafzimmer bereits verlassen hatte. Hoffentlich braucht er nicht zu lange im Badezimmer, dachte sie. In dem Moment erinnerte sie sich an die junge Hündin, die ihr in der Nacht zugelaufen war, und beschloss, sich erst einmal um die Kleine zu kümmern.
Doch als sie die Kammer erreichte, in der sie dem Tier einen Schlafplatz zurechtgemacht hatte, war der Raum leer. Es wunderte sie nicht, dass die Hündin es geschafft hatte, die Tür zu öffnen, denn das Tier war ihr sehr intelligent erschienen. Doch wo war sie abgeblieben?
Daniela trat auf den Flur und sah sich um. Die vordere Tür stand offen, und sie hörte Anita im Frühstückszimmer hantieren. In der anderen Richtung waren alle Türen verschlossen bis auf die zu Urbans Atelier. Diesem Raum wandte Daniela sich zu.
»Na, Kleine, wo bist du denn?«, fragte sie lockend und entdeckte im nächsten Augenblick die nur angelehnte Tür, die in den Garten führte. Verwundert trat sie zu diesem Eingang und sah hinaus. Draußen regte sich nichts. Seufzend musterte Daniela die Blumenrabatten, auf die Urban so stolz gewesen war und die nun von Polizistenstiefeln zertrampelt worden waren.
»Ich hätte die Sache gestern Abend doch selbst regeln sollen«, sagte sie mit einem tiefen Seufzer und rief erneut nach der Hündin. Doch da war kein rotfelliges Hundemädchen zu sehen, und sie vernahm auch keinen Laut, der die Anwesenheit des Tieres verriet. Als sie schnupperte, bekam sie keinen Hundegeruch in die Nase. Dabei überstieg ihr Riechvermögen das jedes normalen Menschen um ein Vielfaches.
Daniela schritt den gesamten Garten ab und durchsuchte mit ihren Sinnen auch die Nachbarschaft, so weit sie es vermochte. Doch die Hündin blieb verschwunden. Daniela bedauerte es, denn sie war dem Tier dankbar, weil es zu ihren Gunsten eingegriffen und den auf Kampfhund dressierten Rottweiler vertrieben hatte. Allein wäre es ihr schwergefallen, sich sowohl gegen Ferdinand Rubanter wie auch gegen dessen
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