Vampirjagd: Roman (German Edition)
barsch.
Zwar dämpfte er Ferdinands Revanchegefühle mit diesen Worten nicht, brachte ihn aber zum Nachdenken. »Irgendwann werden wir sie kriegen«, murmelte er trotzig.
Erwin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sah die drei anderen auffordernd an. »Wir haben derzeit Wichtigeres zu tun! Wie es ausschaut, kann mein guter alter Freund Berni seine Schulden bei mir nicht bezahlen. Also müssen wir uns etwas für ihn einfallen lassen.«
»Seine Sekretärin könnte mir gefallen, so quasi als Vorspeise für die Malersfrau!« Während Jonny Vanessas Formen mit den Händen beschrieb, lachte sein Zwillingsbruder erwartungsvoll auf.
»Gegen die hätte ich auch nichts! Wenn der Mattuschek nicht zahlen kann, müssen wir uns halt an seinem übrigen Besitz schadlos halten.«
»Das werden wir!«, versprach Erwin ihm und wandte sich wieder an Ferdinand. »Hast du was über Berni herausgefunden?«
»Alles, was du wissen willst. Seine Kontonummer samt Kontostand, seinen Wohnsitz und seine gesamten persönlichen Daten. Er ist verheiratet, und seine Schwägerin lebt bei ihm und seiner Frau.«
»Das ist wohl eine Dreierbeziehung, was?«, sagte Jonny lachend.
Erwin musterte Ferdinand skeptisch. »Wie bist du daran gekommen?«
»Wenn ein Rubanter was fragt, kriegt er eine Antwort«, erklärte Ferdinand selbstgefällig.
Manchmal war das ins Extreme gesteigerte Ego des jungen Mannes kaum zu ertragen, dachte Erwin. Der junge Rubanter tat so, als müsse er zur ganzen Welt nur Frosch sagen, und diese würde für ihn hüpfen. »Ich hoffe, du warst so vorsichtig, dass deine Nachfrage keinem nachträglich auffällt, wenn Berni und seiner Frau etwas zustößt!«
Ferdinand machte eine wegwerfende Handbewegung. »Keine Sorge, ich habe da meine Kanäle. Wegen der anderen Sache habe ich übrigens sogar mit dem Herrn Chefinspektor Cerny höchstpersönlich gesprochen. Der glaubt, eine osteuropäische Bande hätte die Banken überfallen und sich inzwischen längst wieder in die Walachei verzogen. Jetzt hat er den größten Trottel unter seinen Leuten mit der Nachforschung beauftragt. Der Mann hat in den letzten Jahren keinen einzigen Fall aufklären können.«
»So einen Kriminaler lass ich mir gefallen«, sagte Jonny glucksend.
Erwin zog jedoch die Stirn kraus. Wenn Rubanter junior so weitermachte, würde er eines Tages auf die Schnauze fallen, und dann halfen ihm auch seine guten Beziehungen oder, besser gesagt, die seines Vaters nicht mehr. Bis dorthin aber musste er selbst den Staub dieses Landes von den Füßen geschüttelt haben. Gerade deshalb fand er es doppelt fatal, dass Berni nicht das Geld besaß, das er von ihm forderte. Er durfte den Kerl nicht ungeschoren davonkommen lassen, sonst meinten auch andere, mit ihm Schlittenfahren zu können.
2
An diesem Morgen bemühte Berni sich, gelassen zu erscheinen. Vanessa spürte zwar, dass er aufs Äußerste angespannt war, fühlte sich aber nicht in der Lage, ihn danach zu fragen. Ihr Magen schmerzte, und wenn sie die Augen schloss, sah sie frisches, rotes Blut vor sich, das nur darauf wartete, von ihr getrunken zu werden. Gleichzeitig wurden ihre Ohren, ihre Nase und ihre Augen immer empfindlicher. Helles Sonnenlicht ließ die Augen tränen, und sie roch jedes einzelne Teil, das es in der Nachbarwohnung zum Frühstück gab. Auch den Ehestreit in jener Wohnung bekam sie in allen unangenehmen Facetten mit, und sie schwor sich, niemals so eine keifende Ehefrau zu werden wie die Nachbarin.
Nachdem Berni eine Tasse Kaffee getrunken hatte, verließ er grußlos die Wohnung.
Vanessa ärgerte sich darüber ebenso wie über die Tatsache, dass er sich nicht einmal nach ihrem Befinden erkundigt hatte.
Im Gegensatz zu Berni interessierte Stephanie sich für ihre Schwester. »Du schaust nicht gut aus. Bist du krank?«
»Nein, es ist nichts.«
»Wirklich nicht?«, bohrte Stephanie nach.
»Selbstverständlich nicht! Nur der Magen ist ein bisschen nervös. Ich werde gleich eine Tablette nehmen!«
Vanessa machte dieses Vorhaben sofort wahr, aber sie hätte ebenso gut ein Bonbon schlucken können, denn das Medikament zeigte keinerlei Wirkung. Trotzdem achtete sie darauf, ihre Schwäche vor Stephanie zu verbergen. Nach einer Weile fiel ihr auf, dass sie sich im Grunde genauso dumm benahm wie ihr Ehemann, der sich auch nicht anmerken lassen wollte, wie es um ihn stand.
Unterdessen legte Berni den Weg ins Büro vor Angst zitternd zurück. Als er am Stubentor die U3 verließ und kurz darauf
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