Vampirjagd: Roman (German Edition)
aufstellten. Doch sie wusste nicht, ob sie wütend auffahren oder resignieren sollte. Sie hatte seine Anweisungen bis aufs letzte i-Tüpfelchen befolgt und fragte sich, ob sie sich nicht besser einen neuen Hausarzt suchen sollte. Vielleicht kam ein Jüngerer ihrer rätselhaften Krankheit auf die Spur.
Unterdessen tippte der Mediziner ein Rezept in den Computer ein und reichte ihr den Ausdruck. »Hier! Nehmen Sie das. Sie werden sehen, das hilft!«
»Danke schön, Herr Doktor!«, sagte Vanessa, doch da war er bereits zur Tür hinaus, um sich der nächsten Patientin zu widmen. Sie verließ den Behandlungsraum, vereinbarte mit der Arzthelferin einen Termin für die Blutuntersuchung und machte sich auf den Weg zur Apotheke. Dort holte sie die Medikamente und kehrte nach Hause zurück. Als sie die Pillen nahm, fühlte sie sich tatsächlich ein klein wenig besser.
Mit einem Mal hielt sie es in der Wohnung nicht mehr aus. Sie raffte ihre Handtasche an sich und eilte zum nächstgelegenen Fleischergeschäft. Zwar hatte sie alles für das Abendessen und das nächste Frühstück besorgt, doch sie hatte Appetit auf ein großes Stück Blutwurst und konnte sich kaum beherrschen, noch an Ort und Stelle darüber herzufallen.
Kaum zu Hause angekommen schnitt sie die Wurst in fingerdicke Scheiben und begann, eine nach der anderen mit Genuss zu verzehren. Wie durch ein Wunder verschwanden das Magendrücken und die Schwindelgefühle. Aber nun sah sie den fragenden Blick ihrer Schwester auf sich ruhen.
»Seit wann isst du denn so etwas?«
Vanessa schob sich die letzte Scheibe Blutwurst in den Mund und kaute es diesmal besonders lange. »Ich habe halt Appetit darauf«, erklärte sie nach einer kurzen Pause.
»Ich ziehe Salami vor!« Ihre Schwester trat an den Kühlschrank, holte mehrere Scheiben heraus und steckte sie sich in den Mund.
»Wie war es in der Schule?«, fragte Vanessa, um das Thema zu wechseln.
»Wie immer! Ich frage mich nur, warum wir so viel Unsinn lernen müssen, den wir in unserem Leben nie mehr brauchen. Wen interessiert es denn, welcher sumerische König wann und wo irgendwelche Tontafeln hat beschriften lassen. Die Lehrer sollten sich auf das beschränken, was wirklich wichtig ist. Dann wäre meine Schultasche auch nicht so schwer.« Stephanie schnaubte kurz, stibitzte ein paar weitere Salamischeiben und sah ihre Schwester dann neugierig an.
»Wie war es im Büro? Benimmt sich dein Mann immer noch so komisch?«
»Was meinst du damit, dass er sich komisch benimmt?«
»Das hat man ihm doch angemerkt!«, behauptete Stephanie.
Vanessa hob verwundert die Augenbrauen. Bisher hatte ihre Schwester immer so getan, als beachte sie Berni gar nicht. »Er war ein paar Tage nicht gut drauf, weil eines der Geschäfte nicht so gelaufen war, wie er es erwartet hatte. Aber heute geht es ihm deutlich besser!«
Hoffentlich, dachte sie, da sie schon wieder ein dumpfes Gefühl im Magen verspürte, als sie an Berni dachte. Irgendetwas war mit ihrem Mann nicht in Ordnung, und er wollte nicht, dass sie davon erfuhr.
»Was magst du zum Abendessen?«, fragte sie Stephanie, um sich nun selbst abzulenken.
Ihre Schwester überlegte kurz und begann dann zu lachen. »Fast hätte ich gesagt, ein Stück Blutwurst. Aber die hast du ja selbst verputzt. Vielleicht hast du noch ein Stück Fleisch, das du mir braten kannst. Irgendwie hast du mich mit deiner Esserei angesteckt.«
Auch Vanessa lachte und hoffte, dass ihr Leben doch wieder in halbwegs geregelten Bahnen münden würde.
4
Auf der anderen Seite der Stadt schwitzte Ferdinand Rubanter im Fitnesscenter. Auch er war beim Arzt gewesen, doch dieser hatte außer einer Prellung und ein paar Hämatomen nichts feststellen können. Ein starkes Schmerzmittel machte die Sache erträglich, und so war Ferdinand zur gewohnten Stunde im Studio erschienen. Allerdings schonte er seine Brustmuskulatur und unterhielt sich nach den ersten Übungen lieber mit seinen beiden besten Freunden.
»Es wird Zeit, dass wir wieder mal was aufreißen«, erklärte Toni Oberhuber gerade.
»Aber es müsste schon einen richtigen Kick geben. Bloß irgendwo eine Schlampe aufgabeln und durchbumsen ist doch witzlos«, warf Florian Grametz ein.
Ferdinand dachte an Erwin und dessen Rache an Bernhard Mattuschek und grinste. Das würde mit Sicherheit ein Heidenspaß werden, und er fragte sich, warum er den nicht mit seinen Freunden teilen sollte.
»Also, ich wüsste was«, sagte er gedehnt und sah sich im nächsten
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