Vampirjagd: Roman (German Edition)
weil es bei Weitem nicht die geforderten hundert Euro waren.
Doch der Mann zählte nicht einmal nach, sondern tätschelte ihr den Kopf. »Und jetzt sieh zu, dass du noch mehr zusammenbekommst. Sonst gibt es am Sonntag keinen Pudding, hast du mich verstanden?«
Stela zauberte einen entsetzten Ausdruck auf ihr Gesicht und nickte heftig.
Ihr Herr grinste noch breiter. »Zur Strafe bekommst du erst wieder heute Abend was zu essen. Vielleicht lernst du dann, dass du das, was ich dir sage, auch zu tun hast!« Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging.
Stela setzte sich auf die Bodenplatten und streckte die Hand aus. »Bittä, mildä Gabä!«, rief sie einem jungen Paar zu, das seinem Aussehen nach nicht aus diesem Land stammte.
Die Frau kicherte und wies auf sie, während der Mann die Kamera zückte und ein paar Fotos von ihr schoss. Als Stela bereits befürchtete, die beiden könnten jetzt einfach weitergehen, steckte die Fremde ihr eine Münze in die Hand. Es war ein ganz neues Zweieurostück. So etwas hatte sie bislang nur selten erhalten.
»Dankä!«, sagte sie lächelnd und nahm es als gutes Omen für diesen Tag.
Drei
Eine alte Rechnung
1
Etwa zur Mittagsstunde betraten Erwin und seine Freunde Jonny und Rainer ein Wirtshaus in der Nähe des Schwedenplatzes. Sie gönnten der Gaststube nur einen kurzen Blick und gingen weiter in ein kleines Nebenzimmer, das der Wirt für besondere Gäste bereithielt.
Dort saß Ferdinand junior vor einem halb leeren Teller Rindergulasch und einem Krügel Roten. Es sah so aus, als speise er gemütlich, doch aus seiner barschen Begrüßung war zu schließen, dass er ungeduldig auf sie gewartet hatte.
»Wir haben dir gesagt, wir kommen gegen Mittag!«, erklärte Erwin unbeeindruckt und setzte sich ihm gegenüber. Als der Kellner hereinkam und beflissen fragte, was die Herren wünschten, wies er auf den Gulaschteller. »Dasselbe und ein Krügel Bier!«
»Das nehmen wir auch!«, riefen Jonny und Rainer wie aus einem Mund.
Erwin grinste. »Man merkt, dass ihr Zwillinge seid.«
Nach derlei Scherzen stand Ferdinand nicht der Sinn. Er verzog das Gesicht, weil seine Rippen immer noch von Danielas Hieb schmerzten, und sah die drei fragend an. »Na, habt ihr es dem Lassky und seinem Miststück gezeigt?«
Während die Zwillinge ein wenig den Kopf einzogen, wartete Erwin, bis der Kellner die Getränke gebracht hatte und wieder verschwunden war. Dann trank er einen Schluck Bier und nickte. »Das kannst du glauben! Denen ist der Schreck in die Glieder gefahren.«
Obwohl Erwin erklärt hatte, er würde allein Bericht erstatten, konnte Jonny den Mund nicht halten. »Eigentlich wollten wir denen die Hütte anzünden, aber das ist uns nicht geglückt. Eine feudale Villa haben die, wenn du mich fragst. Da drinnen würde ich gerne wohnen.«
Ferdinand stieß einen leisen Fluch aus. »Kreuzteufel noch einmal! Ich wünschte, ihr hättet Lasskys Haus angezündet und das Miststück wäre darin umgekommen!«
»Du hast ja eine saubere Wut auf die Frau. Was hat sie dir getan?«, fragte Erwin neugierig.
»Das Miststück hat mich halt geärgert!«
»Das hast du schon gestern Nachmittag gesagt. Was war denn genau?« Erwin musste auf die Antwort warten, da der Kellner das Essen brachte.
Kaum hatte dieser den Raum wieder verlassen, hielt Ferdinand Erwin die geballte Faust unter die Nase. »Mit dem Weibsstück werde ich noch meinen Spaß haben – und ihr ebenfalls. Das schwör ich euch! Einen Rubanter behandelt man nicht so, wie sie es getan hat.«
Sie hat ihm also nicht aus der Hand gefressen, sondern ist wahrscheinlich sogar handgreiflich geworden, dachte Erwin grinsend. Allerdings war die Sache nicht so einfach, wie Ferdinand sich das vorstellte. Als Ehefrau des bekannten Künstlers Lassky gehörte Daniela zur besseren Gesellschaft in Wien.
Es war eine Sache, irgendeine Verkäuferin zu entführen und zu vergewaltigen, aber eine ganz andere, auf diese Weise mit jemandem aus der Hautevolee zu verfahren. Bei den oberen Zehntausend gab die Polizei sich besondere Mühe, den Tätern auf die Spur zu kommen.
Anders als Erwin waren die Zwillinge von dem Vorschlag begeistert. »Also ich hätte nichts dagegen, mich eine Weile mit der Malerfrau zu vergnügen«, erklärte Jonny, und sein Bruder nickte dazu.
»Wenn wir uns die schnappen wollen, muss es gut vorbereitet sein, sonst kommen wir in Teufels Küche. Ich habe keine Lust, so schnell wieder nach Sonnberg gesteckt zu werden«, mahnte Erwin sie
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