Vampirjagd: Roman (German Edition)
kam zwar rasch, doch glaubte dessen Fahrer anscheinend, ihnen eine Rundfahrt durch Wien bieten zu müssen.
Daniela erwürgte den Mann in Gedanken und stellte sich für einen Augenblick vor, dass es die rechte Strafe für ihn wäre, wenn sie ihn in den Hals beißen und um einen halben Liter Blut erleichtern würde.
Der Gedanke erschreckte sie. Wie es aussah, strahlte der andere Vampir – oder die Vampirin, wenn es sich um jenes Wesen handelte, dem Dilia und sie auf der Spur waren – etwas aus, das auch ihren Bluthunger anheizte.
»So, da wären wir!«
Die Stimme des Taxifahrers riss Daniela aus ihren Überlegungen. Sie griff wahllos in das Portemonnaie und streckte ihm einen Schein hin.
»Stimmt so.« Damit öffnete sie die Tür, wand sich aus dem engen Wagen heraus und rannte zum Eingang des Hauses, in dem Dilia und Cynthia wohnten. Die junge Vampirin hatte sie wohl vom Fenster aus gesehen, denn ein Schnarren zeigte an, dass die Türverriegelung aufgehoben war.
Daniela war mit einem Satz im Haus, sauste die Treppe ins erste Obergeschoss und trat durch die offene Tür in die Wohnung der beiden Modemacherinnen. Noch auf dem Flur kam ihr Cynthia entgegen.
»Es geht Dilia ein wenig besser. Aber sie fühlt sich immer noch recht elend.«
»Das kann ich mir vorstellen!«, sagte Daniela keuchend. »Wo ist sie?«
»Im Schlafzimmer. Sie musste sich hinlegen.« Cynthia öffnete die Tür.
Dilia wirkte noch sehr blass, hob aber jetzt den Kopf und blickte ihr erleichtert entgegen. »Danke, dass du so schnell gekommen bist! Es war wie ein Hammerschlag auf den Kopf. Die arme Cynthia wusste sich nicht mehr zu helfen. Es tut mir leid, dass ich immer wieder zusammenklappe.«
»So schlimm ist es doch nicht. Außerdem mache ich das gerne«, versicherte ihre Geliebte.
»Ich weiß ja, dass du alles für mich tust!« Dilia lächelte Cynthia dankbar zu und versuchte dann aufzustehen. Sofort waren die beiden anderen Frauen bei ihr, um ihr zu helfen.
Dilia stieß ein kurzes Lachen aus. »Jetzt weiß ich, was mir damals erspart geblieben ist, als die schwarze Königin meine magischen Sinne vernebelt hat. Ich glaube, unter der Wucht dessen, was ich damals ohne diese Betäubung gefühlt hätte, wäre ich gestorben.«
»Glaubst du, es ist die Absicht unseres Feindes, dich auf diese Weise auszuschalten?«, fragte Daniela nervös.
»Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler. Gestern habe ich geglaubt, es wäre eine Vampirin umgekommen, doch heute spüre ich sie wieder. Das ist wirklich komisch. Noch seltsamer ist es, dass ich direkt mitbekommen habe, wie die Frau ihr Opfer überfallen hat. So deutlich war das Gefühl bei früheren Vampirangriffen nicht. Es muss in dieser Richtung gewesen sein!« Dabei zeigte Dilia nach Südwesten, schüttelte dann aber verwirrt den Kopf.
»Oder doch nicht? Ich weiß es nicht mehr. Es kann auch diese Richtung sein!« Ihre Hand wanderte nach Norden.
»Das ist in Richtung unseres Hauses«, antwortete Daniela verwundert.
»Das kann nicht sein. Vorhin habe ich die Vampirin im Südwesten gespürt. Mit eurem Haus muss es etwas Besonderes auf sich haben, denn meine Sinne driften schon das zweite Mal in diese Richtung ab«, rief Dilia entsetzt aus.
»Vorher sind sie immer wieder auf den Stephansdom abgelenkt worden«, antwortete Daniela gedankenverloren.
Dilia konzentrierte sich, brach dann aber mit einem Wehlaut ab. »Tut mir leid! Heute bringe ich nichts mehr zustande. Meine Nerven sind einfach nicht stark genug für eine weitere Suche.«
»Liegt der Stephansdom nicht ungefähr in der gleichen Richtung wie euer Haus, Daniela?«, fragte Istvan, der den letzten Teil der Diskussion mitbekommen hatte.
Daniela wiegte den Kopf, schloss die Augen und ließ ihre magischen Fühler wandern. Seltsamerweise sah sie sofort ihren eigenen Garten.
»Gib mir den Stadtplan«, forderte sie Cynthia auf und zog, als diese ihn ihr aufgeschlagen hatte, eine gerade Linie von der Himmelpfortgasse zu ihrer Villa. Der Stephansdom stand leicht versetzt dazu.
»Das ist ein Rätsel, das ich auf die Schnelle nicht lösen kann«, erklärte sie und nahm sich vor, noch an diesem Abend mit Urban darüber zu sprechen. Es konnte kein Zufall sein, dass ihre und Dilias magische Fühler immer wieder beeinträchtigt wurden.
16
Als Daniela mit Dilia, Cynthia und Istvan die Villa erreichte, kam Urban ihr entgegen und schloss sie in die Arme. »Wie geht es dir, mein Schatz?«
»Es ist mir schon besser gegangen – und Dilia auch.
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