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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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der Hochzeit nicht erzählt hatte, dass sie sich in ein Tier verwandeln kann. Aber Don hätte auch nicht auf sie schießen sollen, als er es herausfand. Man legt nicht einfach das Gewehr an und schießt auf die Person, die man liebt.
    »›Vielleicht‹ ist kein gutes Wort«, erwiderte ich. »Mit ›vielleicht‹ ist man schnell bei Adam und Eva und der Schlange angelangt.«
    Bernie lachte, und Sam blickte auf. Ein Blick, in dem ich einen Schimmer seines früheren Selbst erkennen konnte. Die bittere Wahrheit stieg mir die Kehle herauf wie Galle. Der Preis dafür, dass ich Sam von den Toten zurückgeholt hatte, war, dass er nicht mehr ganz derselbe Mensch war wie zuvor. Die Erfahrung des Todes hatte ihn verändert, vielleicht für immer. Und vielleicht hatte es auch mich verändert, dass ich ihn wiederauferweckt hatte.
    »Wie fühlst du dich körperlich?«, fragte ich. »Du wirkst ein bisschen wacklig auf den Beinen.«
    »So kann man’s auch ausdrücken«, erwiderte er. »Am ersten Tag, als Mom kam, musste sie mir beim Gehen helfen. Es war merkwürdig. Mir ging’s gut, als ich an dem Abend mit dir zurückfuhr und auch als ich am nächsten Morgen dann nach Hause gefahren bin. Aber danach war es, als müsste mein Körper manches erst wieder neu lernen. So wie … nach einer langen Krankheit. Ich habe mich so schlecht gefühlt, und ich kann nicht begreifen, warum.«
    »Zum Teil ist das wohl der Trauerprozess.«
    »Der Trauerprozess?«
    »Na ja, wäre doch nur natürlich«, sagte ich. »Du weißt schon. Jannalynn?«
    Sam sah mich an. Diesen Ausdruck in seinem Gesicht hatte ich so nicht erwartet; Verwirrung und Verlegenheit stand darin. »Was ist mit ihr?«, fragte er, und ich war absolut überzeugt, dass seine Verwirrung echt war.
    Ich sah zu Bernie hinüber, die genauso verständnislos (aber aus viel nachvollziehbareren Gründen) dreinblickte wie Sam. Klar, sie war auch nicht auf der Rudelversammlung gewesen und hatte bis jetzt mit keinem anderen geredet, der dort gewesen war. Sie hatte Jannalynn kennengelernt, auch wenn ich nicht sicher war, ob sie verstanden hatte, dass die Werwölfin mit Sam zusammen gewesen war. Jannalynn hatte Seiten gehabt, die nur wenige Männer ihre Mom sehen lassen wollten.
    »Die Werwölfin, die bei uns zu Hause aufgetaucht ist?«, fragte Bernie. »Die, bei der Sam so tat, als wäre er gar nicht mit ihr zusammen?«
    Es war alles furchtbar peinlich. »Ja, die Jannalynn«, erwiderte ich.
    »Ich hab mich schon gefragt, warum ich gar nichts von ihr höre«, sagte Sam rasch. »Aber angesichts all der schlimmen Dinge, die ihr vorgeworfen wurden – und der Tatsache, dass ich von ihrer Schuld überzeugt war –, hatte ich sowieso nicht vor, mich noch mal mit ihr zu treffen. Irgendwer hat mir erzählt, dass sie nach Alaska gegangen ist.«
    Es war leider keine Psychologen-Hotline zur Hand. Und ich wusste nicht, wie ich das handhaben sollte.
    »Sam, erinnerst du dich, was dir an dem Abend passiert ist? Erinnerst du dich noch, warum wir dort waren?« Immer am Anfang anfangen.
    »Nicht genau«, gab er zu. »Es ist ziemlich verschwommen. Jannalynn wurde vorgeworfen, Alcide irgendwas angetan zu haben, oder? Ich erinnere mich noch, dass ich wütend wurde und mich ziemlich schlecht gefühlt habe, weil ich sie so sehr mochte am Anfang unserer Beziehung.Aber gewundert hat’s mich auch nicht wirklich. Ich hatte also wohl schon begriffen, dass sie im Grunde … kein guter Mensch war. Ich erinnere mich noch, dass ich mit dir zu Alcides Farm gefahren bin und dass ich dort Eric, Alcide und das Rudel gesehen habe. Und war da nicht auch … ein Swimmingpool? Und Sand?«
    Ich nickte. »Ja, ein Swimmingpool und ein Sandplatz für Volleyball. Und woran erinnerst du dich noch?«
    Jetzt wirkte Sam etwas verlegen. »Ich erinnere mich noch an den Schmerz.« Er klang heiser. »Und an irgendetwas mit dem Sand. Er war überall … Und ich erinnere mich an die Rückfahrt im Pick-up, mit dir am Steuer.«
    Oh, Mist. Ich hasste es, die designierte Überbringerin schlechter Nachrichten zu sein. »Du hast da ein paar Dinge vergessen, Sam«, begann ich so sanft wie möglich. Ich hatte schon einmal gehört, dass Menschen traumatische Erlebnisse vergaßen, vor allem wenn sie schwer verletzt gewesen waren: Menschen in Autowracks, Menschen, die angegriffen wurden. Und Sam hatte alles Recht der Welt, fand ich, ein oder zwei Dinge auszublenden, schließlich war er richtig gestorben.
    »Was hab ich vergessen?« Sam sah mich mit den großen

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