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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sah sie wieder auf. »Ich kann ebenso gut wieder nach Texas zurückfahren«, sagte sie auf einmal. »Heute Nacht bleibe ich noch, um sicherzugehen, dass es ihm schon besser geht, ehe ich morgen abfahre.«
    Ihre Entscheidung überraschte mich. Sam schien von einer Genesung noch weit entfernt zu sein. »Er wirkt ziemlich unglücklich.« Ich versuchte, keinen vorwurfsvollen Ton anzuschlagen.
    »Ich kann ihn nicht glücklich machen«, erwiderte Bernie. »Ihm steht alles Rohmaterial zur Verfügung. Er muss nur daran arbeiten. Es wird ihm wieder gut gehen.« Sie nickte einmal kurz, so als müsste sie die Worte nur aussprechen, damit es auch so kam.
    Bernie hatte auf mich immer wie eine realistische patente Frau gewirkt; doch ich fand, dass sie Sams emotionale Genesung nicht ernst genug nahm. Aber ich konnte schwerlich darauf bestehen, dass sie blieb. Sam war schließlich schon über dreißig.
    »Okay«, sagte ich ungewiss. »Dann noch einen schönen Abend, und ruf an, wenn du mich brauchst.«
    Bernie stand vom Stuhl auf und kniete sich vor mich hin. »Ich schulde dir ein Leben«, sagte sie. Dann sprang sie wieder auf die Beine, viel leichter, als es mir gelungen wäre, obwohl sie beinahe doppelt so alt war wie ich. Und weg war sie.
Anderswo
in Bon Temps
    »Sie hat Nein gesagt«, erzählte Arlene Fowler dem großen Mann und dem Durchschnittsmann. In dem alten Wohnwagen war es heiß, und die Tür stand offen. Es war muffig darin und unaufgeräumt. Hier hatte schon eine Weile lang niemand mehr gewohnt. Sonnenlicht drang durch die Einschusslöcher herein und kreierte seltsame Lichtmuster an der gegenüberliegenden Wand. Arlene saß auf einem alten Küchenstuhl aus Chrom und Kunststoff, während ihre beiden Gäste vorn auf der Kante eines zerschlissenen Sofas hockten.
    »Sie wussten doch, dass es so kommen würde«, erwiderte der Durchschnittsmann, ein wenig ungeduldig. »Das haben wir erwartet.«
    Arlene blinzelte. »Warum musste ich dies Gespräch dann überhaupt führen? Ich fühl mich einfach fürchterlich. Und es ist von der Zeit abgegangen, die ich für meine Kinder hatte.«
    »Ich bin überzeugt, die beiden haben sich gefreut, Sie zu sehen?«, sagte der Durchschnittsmann, die hellen Augen auf Arlenes gealtertes Gesicht geheftet.
    »Ja«, erwiderte sie mit einem schmalen Lächeln. »Sie haben sich richtig gefreut. Chessie nicht so sehr. Sie liebt die Kinder. Sah aus, als hätten sie sich gut dort eingelebt. Und sie sind beide richtig gut in der Schule.«
    Keiner der beiden Männer war auch nur im Geringsten am Fortkommen und dem Wohlergehen der Kinder interessiert, doch sie gaben anerkennende Laute von sich.
    »Und Sie haben dafür gesorgt, dass Sie durch die vordere Tür der Bar gegangen sind?«, fragte der große Mann.
    Arlene nickte. »Ja, und ich hab mit drei Leuten gesprochen. Wie Sie gesagt haben. Hab ich’s jetzt hinter mir?«
    »Sie müssen nur noch eine weitere Sache für uns tun«, sagte der große Mann mit aalglatter Stimme und doppelt einschmeichelndem Tonfall. »Und es ist ganz leicht.«
    Arlene seufzte. »Was denn?«, fragte sie. »Ich muss mich nach einer Wohnung umsehen. Hier kann ich mit den Kindern nicht bleiben.« Sie sah sich um.
    »Wenn wir nicht eingegriffen hätten, wären Sie jetzt gar nicht in Freiheit und könnten Ihre Kinder nicht mal sehen«, sagte der Durchschnittsmann sanft, doch seine Miene war ganz und gar nicht sanft.
    Arlene beschlich ein ungutes Gefühl. »Sie drohen mir«, erwiderte sie, aber so als würde sie das kaum überraschen. »Was soll ich tun?«
    »Sie waren gut mit Sookie befreundet«, sagte der große Mann.
    Sie nickte. »Richtig gut befreundet.«
    »Dann wissen Sie also, wo sie außerhalb des Hauses einen Extraschlüssel aufbewahrt«, sagte der Durchschnittsmann.
    »Ja, weiß ich«, gab Arlene zu. »Wollen Sie einbrechen?«
    »Es ist nicht wirklich ein Einbruch, wenn man einen Schlüssel hat, nicht wahr?« Der Durchschnittsmann lächelte, und Arlene versuchte, das Lächeln zu erwidern.
    »Wohl nicht«, meinte sie.
    »Nun, wir möchten jedenfalls, dass Sie diesen Schlüssel benutzen und hineingehen. Öffnen Sie die Kommodenschublade im Schlafzimmer, in der sie ihre Halstücher aufbewahrt. Und dann bringen Sie uns ein Halstuch, das Sie sie schon einmal haben tragen sehen.«
    »Ein Halstuch«, sagte Arlene. »Was haben Sie damit vor?«
    »Nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten«, sagte der große Mann. Auch er lächelte. »Aber Sie können sicher sein, dass ihr das

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