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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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richtig beruhigend. Doch bis zum Einbruch der Dunkelheit war er noch tot.
    Ein Anflug von Melancholie ergriff mich, als ich an Bills dunkle Augen dachte, und ich gab mir einen Klaps auf die Wange. Herrje, das war doch einfach bloß albern. Ich würde mich nicht von reiner Einsamkeit zurück in die Arme eines Exfreunds treiben lassen. Ich erinnerte mich selbst daran, dass ich dem Vampirgesetz nach immer noch Eric Northmans Ehefrau war, auch wenn er zurzeit nicht mit mir redete.
    Es widerstrebte mir zwar aus verschiedenen Gründen, Eric noch einmal zu kontaktieren (ich habe meinen Stolz, und der war verletzt), doch ich hatte es satt, zu warten und mich zu fragen, was in der geschlossenen Gesellschaft der Vampire wohl vor sich ging.
    Oh, sicher, dachte ich, sie freuen sich, mich zu sehen, wenn ich mit einem guten Mordplan zu ihnen komme, aber wenn ich ein Beziehungs-Update haben will, höre ich von keiner einzigen Seele etwas.
    Nicht dass ich verbittert war oder so was. Oder wütend, oder verletzt. Oder wusste, ob Vampire überhaupt Seelen hatten.
    Ich spürte, dass ich am ganzen Körper zitterte wie ein Hund, der aus einem Teich kam. Bedauern, Ungeduld, alles fiel von mir ab. Musste ich mir irgendwelche Gedanken über ihre Seelen machen? Nein. Das lag in den Händen einer höheren Macht.
    Als ich aus dem Fenster sah, bemerkte ich, dass es eben ganz dunkel geworden war. Und noch ehe ich einen weiteren Gedanken fassen konnte, hatte ich zu meinem Handy gegriffen und per Kurzwahltaste Eric angerufen. Ich musste es tun, sonst hätte ich vollständig die Nerven verloren.
    »Sookie«, sagte er nach dem zweiten Klingeln, und ich war ziemlich überrascht. Ich hatte tatsächlich damit gerechnet, dass er nicht drangehen würde.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte ich, stark darum bemüht, ruhig zu klingen. »Seit meinem Besuch im Fangtasia ist mir klar, dass du mir aus dem Weg gehst. Du hast mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich im Club nicht auftauchen soll. Und bei dir zu Hause soll ich vermutlich auch nicht vorbeikommen. Aber du weißt, dass wir ein Gespräch führen müssen.«
    »Dann rede.«
    Okay, das lief ziemlich miserabel. Ich musste nicht erst in den Spiegel sehen, um zu wissen, dass ich verärgert aussah. »Von Angesicht zu Angesicht.« Es klang, als würde ich jedes Wort einzeln ausspucken. Zu spät dachte ich noch einmal darüber nach. Das Ganze würde unsagbar schmerzlich werden. Wäre es da nicht besser, unsere Beziehung einfach auslaufen zu lassen – und das Gespräch zu vermeiden, das ich fast mit Bestimmtheit schon voraussagen konnte?
    »Ich kann heute Abend nicht vorbeikommen«, sagte Eric. Er klang, als wäre er auf dem Mond, so distanziert wirkte er. »Es sind reihenweise Leute hier, die mich sehen wollen, und es ist viel zu tun.«
    Und dennoch war seine Stimme leer. Ich ließ meinen Ärger verrauchen, auf diese plötzliche Art, die ich hatte, wenn ich angespannt war. »Dann kommen wir also erst an zweiter Stelle. Aber du könntest wenigstens so tun, als würde es dir leidtun«, sagte ich, jedes einzelne Wort vernehmlich und bitter.
    »Du hast keine Vorstellung, wie ich mich fühle«, sagte Eric. »Morgen Abend.« Und damit legte er auf.
    »Ach, scheiß doch auf ihn und auf das Pferd, auf dem er hierhergeritten kam«, fluchte ich.
    Nach all meiner Vorbereitung auf ein Marathongespräch ließ Erics rasches Abwürgen mich mit viel überschießender Energie zurück.
    »Das ist nicht gut«, sagte ich zu dem stillen Haus. Ich schaltete das Radio an und begann zu tanzen. Das immerhin konnte ich tun, und im Moment zählte nicht einmal, wie gut ich mich dabei anstellte. Es war die Bewegung, auf die es ankam. Ich warf mich mit aller Energie darauf. Vielleicht könnten Tara und ich ein Tanz-Workout-Programm zusammen machen, dachte ich. Wir beiden hatten in der Highschoolzeit gemeinsam trainiert, und für Tara wäre es leicht, so wieder in Form zu kommen (was ich allerdings besser nicht ansprechen sollte, wenn ich es ihr vorschlug). Zu meinem Entsetzen schnaufte und keuchte ich nach weniger als zehn Minuten, ein nicht allzu subtiler Hinweis darauf, dass ich selbst ein regelmäßiges Training brauchen konnte. Ich zwang mich, noch eine Viertelstunde weiterzumachen.
    Als ich aufs Sofa sank, fühlte ich mich entspannt, erschöpft und genau so, als ob ich noch eine weitere Dusche vertragen konnte. Während ich alle viere von mir gestreckt schwer atmend dalag, sah ich, dass mein Anrufbeantworter blinkte. Er

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