Vampirnacht
offizielle Gefährtin von Roman, dem Sohn der Vampirkönigin Blodweyn.
Unser aller Leben ist ziemlich kompliziert geworden, unsere erweiterte Familie groß und vielfältig. Eigentlich ist immer zu viel los, aber wir schaffen es, auch inmitten all der blutigen Hässlichkeiten ein bisschen Spaß zu haben, und wir stehen einander bei. Wir sind eine Familie.
Es gibt einen alten chinesischen Fluch, der nur zu gut auf uns passt:
Mögest du in interessanten Zeiten leben.
Zumindest ist uns nie langweilig. Aber manchmal wäre etwas Langeweile eine nette Abwechslung.
»Ich kann nicht nach Y’Elestrial …«, begann Camille, doch die Königin hob die Hand.
»Dazu kommen wir noch, Kind. Trenyth und ich müssen uns erst um einige Details kümmern. In der Zwischenzeit …«
»In der Zwischenzeit sollt ihr euch kennenlernen. Ihr werdet in den nächsten Wochen engen Kontakt halten, also sorgt dafür, dass ihr euch versteht.« Trenyth warf mir einen warnenden Blick zu, den ich sehr deutlich verstand –
Vertragt euch, sonst …
Die Königin und ihr Berater verließen den Saal, und wir waren mit dem Trio allein. Trillian und Darynal waren schon die besten Kumpel, doch die beiden anderen wirkten reserviert bis hochmütig.
Camille, Delilah und ich warteten darauf, dass jemand das Eis brach. Wir brannten darauf, die Köpfe zusammenzustecken und zu rätseln, was unser Vater wohl von uns wollte, doch es erschien mir nicht klug, das vor Fremden zu tun. Schließlich entschied ich, die Sache in die Hand zu nehmen. Camille warf Taath finstere Blicke zu, und Delilah runzelte die Stirn, als überlegte sie angestrengt, was sie sagen könnte, um ein Gespräch in Gang zu bringen.
Ich fing Qualls Blick auf. »Ihr geht also nach Rhellah? Auf welcher Route?«
Er zeigte auf einen Punkt auf der Karte. »Erst springen wir durch die Portale nach Ceredrea, dann schlagen wir uns zu Fuß nach Rhellah durch. So besteht weniger Gefahr, von irgendwem belästigt zu werden. Außerdem ist es in der Wüste glühend heiß. Wir müssen uns akklimatisieren, ehe wir da hineinmarschieren.«
Ich kniff die Augen zusammen und spekulierte. »Eines verstehe ich nicht. Du bist offensichtlich ein Albino. Warum schicken sie dich in die Wüste? Wird die Sonne dich nicht fast so schlimm verbrennen wie mich?«
»Ich bin kein
Vampir.
«
Okay, diese verächtliche Antwort war Beleidigung Nummer eins. Ich ignorierte sie, starrte ihn durchdringend an und gab ihm zu verstehen, dass ich eine vernünftige Antwort erwartete.
Nach ein paar Augenblicken bekam ich sie. »Ich bin kein richtiger Albino, obwohl meine Haut einen deutlichen Mangel an Pigmenten aufweist. Und ja, die Sonne ist tatsächlich gefährlich für mich. Aber ich bin der Beste, und Königin Asteria weiß das. Ich bin nicht nur einer der bestangesehenen Meuchler, der sich frei außerhalb der Gilden bewegt. Ich war auch schon eine Weile in Ceredrea stationiert, wo ich nachts gearbeitet und mich tagsüber verkrochen habe. Ich kenne die Gebräuche der Südlichen Ödlande sehr genau.« Er verschränkte die Arme und streckte die Beine vor sich aus, was mich sehr an Vanzir erinnerte, damals, als wir ihn kennengelernt hatten.
»Wie hast du es ohne Gilde so weit gebracht? Ich dachte, die hätten sämtliche Meuchler praktisch im Würgegriff. Diebe können damit durchkommen, unabhängig zu arbeiten, zumindest solange sie Kleinkriminelle bleiben und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber Meuchler werden doch in den Städten von den großen Gilden vereinnahmt.« Vor Jahren hatte ich einmal eine der mächtigen Gilden infiltrieren müssen und war nur knapp mit dem Leben davongekommen. Aber ich hatte viel über die Hierarchie und Abläufe in der Meuchlergilde gelernt. Und die waren nicht nett zu Leuten, die sich ihnen nicht anschließen wollten.
Qualls Augenbraue zuckte, und er neigte den Kopf zur Seite. »Du hast also deine Hausaufgaben gemacht. Schoßhündchen der Königin zu sein, hat seine Vorteile. Die Gilden hier oben sind klug genug, mich in Ruhe zu lassen. Und ich habe gefälschte Referenzen, mit denen ich Schwierigkeiten aus dem Weg gehen kann, wenn ich auf einer Mission bin.«
Er warf einen Blick auf Chase und schnaubte. »Jetzt beantworte mir eine Frage. Seit wann halten Vampire, seien sie nun Windwandler oder nicht, Händchen mit Vollblutmenschen?« An Chase gewandt, fügte er hinzu: »Deinesgleichen sieht man hier selten.«
Chase war sichtlich verärgert, hielt aber den Mund. Ehe Delilah oder ich
Weitere Kostenlose Bücher