Vampirnacht
einsetzen zu können.
»Was ist mit mir?« Delilah richtete sich auf. »Ich bin nicht magisch begabt.«
Carter hob abwehrend die Hand. »Nein, Delilah – das ist gar keine gute Idee. Aber selbst wenn ihr fünf zusammen das Tor angreift, werdet ihr nicht viel ausrichten. Das Kraftfeld dieses Dämonentors kann nur ein sehr mächtiger Hexer stören. Keiner von euch ist dazu in der Lage. Derjenige braucht nicht ganz so mächtig zu sein wie der Hexer, der das Tor geöffnet hat. Aber niemand von euch ist auch nur annähernd mächtig genug dazu.«
Ich blieb einen Moment lang ganz still sitzen. Ein Gedanke machte sich in meinem Kopf breit, und ich wünschte sehr, er würde wieder verschwinden. Diese Idee bedeutete nämlich, dass ich jemanden um einen Gefallen bitten müsste, den ich nie wiedersehen wollte. »Wie mächtig?«
»Mächtig genug, um die Energie von Geistern stark zu stören. Er muss also schon sehr, sehr lange Magie ausgeübt haben. Und es kann kein Sterblicher sein – außer derjenige wäre um die tausend Jahre alt.«
Aufgeregt stand ich auf und lief hin und her. »Ich wüsste vielleicht jemanden, aber ich muss erst telefonieren. Darf ich dazu in deine Küche?«
»Du kannst dich in mein Wohnzimmer zurückziehen.« Carter führte mich in einen kleinen Nebenraum. Ich war noch nie hier gewesen und entdeckte zu meiner Überraschung einen Fernseher und einen Stapel DVD s. Spielfilme aller möglichen Genres. Ich warf Carter einen verwunderten Blick zu.
»Filme? Fernsehen? Du?
Im Ernst?
«
Carter lächelte verlegen. »Ich habe auch meine Schwächen, Menolly. Mir ist schon öfter aufgefallen, dass du dir zu schnell aus deinen Annahmen ein Bild machst. Das ist eine Eigenschaft, an der du vielleicht arbeiten könntest.« Der Tadel klang sanft, und ich warf ihm so einen
Tja-was-soll-ich-machen?
-Blick zu.
»Ich bin eben, wie ich bin, Carter. Ich gebe mir Mühe, aber …«
»Aber du ziehst gern voreilige Schlüsse. Du handelst erst und überlegst später, und ich glaube, das ist einfach deine Art, Mädchen.« Er ging zur Tür, hielt noch einmal inne und blickte zu mir zurück. »Wenn ich kritisiere, dann nur mit den besten Absichten. Dank deiner Kraft und der Tatsache, dass du ein Vampir bist, wäre es nur allzu leicht, übereilt zu handeln und es später zu bereuen. Und aus irgendeinem Grund glaube ich, dass Reue sehr schwer auf deinen Schultern lastet, wenn sie einmal da ist.«
Damit ging er hinaus. Ich starrte die Tür an, die er hinter sich geschlossen hatte. Er hatte recht. Ich verfügte über große Kraft und besondere Fähigkeiten, und es wäre so leicht, sie zu missbrauchen. Diesen Mangel an Selbstbeherrschung hatte ich schon bei anderen Vampiren gesehen, und auch die blutigen Folgen.
»Vielleicht hast du recht«, flüsterte ich der Tür zu, ehe ich mein Handy hervorholte. Ich wählte Mallens Nummer und verzog dann das Gesicht. Um die Uhrzeit würde ich ihn aus dem Schlaf reißen, wenn er schon wieder zurück vom Tangleroot Park war, aber es half nichts.
Nach dem dritten Klingeln meldete er sich. »Menolly, ganz reizend. Weißt du, wie spät es ist?«
Ich hatte Mallen noch nie so missmutig erlebt. »Bitte entschuldige die Störung. Ist alles in Ordnung?«
Er seufzte tief. »Nein. Wir haben heute drei Patienten verloren. Und wir haben keine Ahnung, warum – na ja, wir wissen, woran sie gestorben sind, aber wir können nichts für sie tun. Charlotine hat mir gesagt, dass sie ausgezehrt wurden. Offenbar von etwas, das ihnen nicht nur die Lebenskraft aussaugt – was tödlich sein kann –, sondern auch magische Fähigkeiten und Energie.«
Ich blickte starr geradeaus. »Ja, das wissen wir.« Ich traf eine Entscheidung und erzählte ihm von den Bhutas. »Die ersten Todesfälle waren die Wachen auf unserem Grundstück.«
»Und es werden sicher noch mehr. Für morgen ist jeder Termin vergeben, und die Leute klagen alle über dieselben Symptome. Ich weiß nicht, was wir tun sollen. Sharah muss ein bisschen kürzertreten wegen des Babys. Die Schwangerschaft kostet sie viel Kraft – sie ist so zierlich.« Mallen war normalerweise nicht so gesprächig. Das machte mir Sorgen, denn es sagte mir, dass es steil bergab ging.
»Vielleicht haben wir eine Möglichkeit gefunden, diese Seuche einzudämmen. Wir haben neue Informationen. Aber wenn wir es schaffen, die Wurzel dieses Übels zu finden, werden wir Hilfe brauchen, um es abzustellen. Offenbar ist niemand von uns stark genug dafür.« Ich
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