Vampirnacht
zögerte.
»Wie kann ich helfen?«
Ich schluckte meinen Stolz herunter. »Deine Freundin Charlotine – hast du nicht gesagt, sie sei eine mächtige Zauberin? Wir brauchen sie. Würdest du mit ihr reden und sie bitten, mich anzurufen?«
Mallen kicherte dumpf. »Menolly, das ist das Letzte, was ich von dir erwartet hätte.«
»Geht mir genauso«, brummte ich.
[home]
Kapitel 16
A ls wir nach Hause kamen, waren alle schon zu Bett gegangen. Ich hatte den anderen von Charlotine erzählt, und wir waren uns einig, dass wir ihr eine Chance geben wollten. Aber erst einmal mussten wir die Höhle finden. Morgen würden die anderen mit der Recherche nach Orten anfangen, wo Gulakah die Bhutas beschwören könnte.
Ich spähte leise in den Salon. Nerissa schlief auf dem Sofa. Marion und Douglas waren in ein kleines Zimmer im zweiten Stock gezogen, das Delilah nicht nutzte – wir hatten ihnen ein Luftbett hineingestellt, und ihre Katze, Snickers, hatte sich schon eingelebt. Delilah und Snickers vertrugen sich erstaunlich gut, und in Katzengestalt hatte sie Spaß daran, ihn zu jagen. Er wehrte sich nie und lief ihr im Gegenteil mit großen, runden Augen überallhin nach, sowohl in ihrer Katzen- als auch in ihrer menschlichen Gestalt. Misty, Camilles Geisterkatze, mischte inzwischen auch mit – die drei rasten kreuz und quer durch das ganze Haus, warfen alles Mögliche um und kletterten an den Vorhängen hoch.
Ich schlich zum Sofa hinüber. Nerissa hatte sich unter eine dicke Steppdecke gekuschelt, und die langen, dunkelblonden Locken fielen ihr ganz entzückend ins Gesicht. Wach mochte sie eine starke Frau sein, doch im Schlaf wirkte sie jung und verletzlich. Ich schmolz dahin, setzte mich neben sie und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
»Schlaf schön«, flüsterte ich leise, um sie doch nicht zu wecken – sie wirkte so friedlich. Die Tüten und Schachteln lagen in einer Ecke, und ich beschloss, einen Blick hineinzuwerfen. Aber erst schürte ich das Feuer im Kamin, und da ich kein Licht machen wollte, zündete ich ein paar Vanilleduftkerzen an.
Ich schlich in die Ecke, setzte mich in die Mitte von Nerissas Ausbeute und nahm mir vorsichtig eine Tüte nach der anderen vor. Die erste enthielt Schuhe – zwei Paar in Silber, eines in Nerissas, eines in meiner Größe. Ihre waren Pumps mit Pfennigabsätzen, meine Riemchensandaletten mit Blockabsatz. Lächelnd legte ich sie zurück in ihre Schachteln und stellte sie beiseite.
Die nächste Schachtel enthielt ein Neckholder-Kleid in sattem Pflaumenblau aus einem umwerfenden Samt. Ich schmiegte das Gesicht daran und spürte den weichen Stoff an meiner Haut. Nerissa würde darin wunderschön aussehen. Sorgfältig legte ich es wieder zusammen und nahm mir die nächste Schachtel. Mein Kleid. Mit einem lautlosen »Oh« hielt ich die Seidenkreation hoch. Es hatte geraffte Schultern, einen V-Ausschnitt, und die Ärmel waren mit kleinen Schleifen so an den Schultern angesetzt, dass sie wie drapiert wirkten. Die Farbe erinnerte an Flieder im Frühling, an hellen Lavendel. Das Kleid war sanft tailliert und in mehreren durchscheinenden Schichten gearbeitet, die einen sehr zarten Effekt ergaben.
Ich war ein wenig enttäuscht und wusste nicht genau, warum. Das Kleid war wunderschön, aber irgendetwas nagte an mir. Das würde Nerissa allerdings nie erfahren. Sie würde nur hören, wie sehr mir alles gefiel, was sie für mich ausgesucht hatte.
Ich legte das Kleid zurück in die Schachtel und stellte sie beiseite. Die restlichen Tüten enthielten elfenbeinfarbene Dessous – BH , Strapse, Strümpfe – in Nerissas Größe, und dasselbe noch mal in kühlerem Weiß für mich. Handtaschen und Schmuck vervollständigten die Ausbeute. Während ich all die Pracht um mich herum betrachtete, war ich auf einmal furchtbar traurig. Mir wurde klar, was mich so bedrückte, und ich ging langsam zu Nerissa hinüber und kniete mich vor sie hin.
»Nessa, Baby? Wach auf.« Sanft schüttelte ich sie wach und betrachtete gierig ihre Lippen, während sie benommen die Augen öffnete.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Drei Uhr früh?« Sie richtete sich zum Sitzen auf, und ihr Unterhemd dehnte sich über ihren runden Brüsten. Ich sog ihren Anblick in mich auf, und ihr Duft machte mich so scharf, dass ich kaum stillhalten konnte. Ihr bloßer Anblick genügte, vor allem, wenn sie so vom Schlaf zerzaust war. Ich setzte mich neben sie und nahm sie in die Arme. Sie war warm, und ihre Haut war so
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