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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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obwohl ich es immer noch für einen großen Fehler halte, sich mit denen einzulassen. Aber zumindest ist die Welt nicht zu einem schwarzen Loch implodiert, als sie und Aeval sich begegnet sind.« Sie stellte eine Schüssel Schlagsahne auf den Tisch. »Ich wollte dir etwas anderes sagen. Ich bin froh, dass du gestern Nacht noch ein bisschen Zeit mit Nerissa verbracht hast. Sie war heute Morgen viel fröhlicher und hat so vergnügt über die Hochzeit geredet wie schon seit Wochen nicht mehr.«
    Ich starrte auf meine Hände hinab. »Wenn ich nur nicht so blind gewesen wäre.« Ich warf Iris einen Blick zu. »War sie schon lange so niedergeschlagen? Glaubst du, ich habe unserer Beziehung dauerhaft geschadet?«
    Iris drehte sich um, als die Tür aufging und Smoky und Trillian mit mindestens einem Dutzend großer Schachteln vom Chinesen hereinkamen. Es roch köstlich, aber ein einziger Bissen, und mir würde jämmerlich schlecht werden.
    Morio folgte ihnen. An seiner Jeans und seinem Rolli hingen Schmutz und kleine Zweige, und er trug die Tasche mit seinem Anker darin schräg über der Schulter. Yokai brauchten einen Anker, um sich aus ihrer dämonischen oder Tiergestalt in den Menschen zurückzuverwandeln. Morios Anker war ein Totenschädel. Er streifte sich die Tasche über den Kopf und legte sie neben der Tür zur Speisekammer auf den Boden.
    Iris warf ihm einen Blick zu und tätschelte dann meinen Arm. »Nein, Liebes. Ich glaube nicht, dass du ernsthaften Schaden angerichtet hast. Aber halte ja dein Versprechen, einen Ort für die Feier zu finden. Wenn du sie in dem Punkt enttäuschst, wäre das schlimm. Sehr schlimm.«
    Ich nickte und ging zur Tür. »Ich muss zu Roman. Unternehmt nichts ohne mich, außer es handelt sich um einen Notfall. Ich komme nach Hause, sobald ich kann.« Als ich an Morio vorbeiging, blieb mein Blick an ihm hängen, und ich zögerte. Ich wollte ihm sagen, was ich vorhatte. Immerhin würde sich das auch auf ihn auswirken. Aber im Grunde rückte ich nur etwas gerade, was in Schieflage geraten war. Stellte den Normalzustand wieder her. Also schnappte ich mir wortlos Schlüssel und Handtasche und ging.
     
    Roman wartete schon auf mich, als ich durch den Regen lief und die Stufen zu seiner Villa hochsprang. Das Dienstmädchen, das die Tür öffnete, winkte mich sofort herein. Die junge Frau kannte mich und behandelte mich geradezu ehrerbietig. Ich bräuchte Roman nur zu sagen, sie sei unhöflich zu mir gewesen, und er würde sie töten lassen. Das war mir klar, also beschwerte ich mich nie, niemals auch nur beiläufig über eine seiner Angestellten, auch wenn sie einmal trödelten oder mich Melanie statt Menolly nannten.
    Ich gab ihr meine Jacke – die ich eher aus modischen Gründen denn der Wärme wegen trug – und meine Handtasche. »Hier, Alice. Danke sehr.«
    Sie knickste. »Jawohl, Miss Menolly. Aber das mache ich doch gerne.« Sie wandte sich ab, um meine Sachen aufzuhängen, und fügte hinzu: »Der Herr erwartet Sie im Arbeitszimmer.«
    Ich beeilte mich. Ich war eine Viertelstunde zu spät dran, und Roman war immer ein wenig gereizt, wenn man ihn warten ließ. Ich beschwerte mich nie darüber, dass ich das schon fast neurotisch fand. Immerhin war er der Sohn einer Königin, da galt es gewisse Standards einzuhalten. Doch als ich den Raum betrat, streckte er mir nur die Hände entgegen.
    »Meine Liebe.« Er küsste mich auf die Wange, zog mich dann in seine Arme und presste die Lippen auf meine. »Ich habe schon alles für das Ritual vorbereitet.«
    Ich trat zurück, unsicher, wie ich fragen sollte, was ich ihn fragen wollte. »Roman, ehe wir anfangen … Neulich Nacht, als du und ich und Nerissa … du bist einfach verschwunden. Warum?«
    Roman sah mir mit undurchdringlichem Blick fest in die Augen. Er blinzelte nicht, und seine Miene änderte sich kein bisschen. »Ich wollte ein Teil deines Lebens sein – mehr als bisher. Ich wollte, dass du mehr wirst als meine
offizielle
Gefährtin.« Er umfing mein Kinn mit der Hand. »Jedes Mal, wenn du von ihr sprichst, strahlst du auf eine Art … So habe ich nicht mehr empfunden, seit ich – seit ich jung und lebendig war, und verliebt in ein Bauernmädchen.«
    Meine Lippen zitterten. »Was ist passiert?«
    »Ihr Vater hat sie an einen Reiterkrieger verkauft, der wohl zufällig vorbeikam. Ich wollte sie heiraten, doch ihr Vater verabscheute meine Familie. Ich kam zu spät. Als ich ihr Anwesen erreichte, konnte ich nur noch ferne Schreie

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