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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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heraus, wie sie diesen Fluch weitergeben konnte. Sie lernte, andere ebenfalls zu verwandeln. Doch es waren nicht die Dämonen, die sich mit ihren Opfern vereinigten, sondern ein kleiner Teil ihrer eigenen untoten Kraft bewirkte die Verwandlung. So war sie die erste Meisterin. Sie ist unser aller Mutter.«
    Das klang ebenfalls logisch. Vampire galten als mindere Dämonen. »Was ist aus ihr geworden? Aus Kesana?«
    »Das weiß niemand. Sie ist im Nebel der Geschichte verschollen.«
    »Glaubst du, sie lebt noch?«
    Roman schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Wenn ja, müsste sie sich sehr verändert haben. In manchen Ritualen rufen die uralten Vampire sie noch wie eine Göttin an, aber das ist eher Ritus als Glaube.«
    Ich dachte darüber nach. Es erschien mir natürlich, der Mutter unserer Spezies in Ritualen Tribut zu zollen. »Ich habe mich schon immer gefragt, wie unsere Art wohl entstanden ist. Aber was hat das mit Morio und mir und unserem Band zu tun? Hat es überhaupt damit zu tun?«
    »In sehr begrenztem Sinne hast du Morio erweckt, als ihr ihm dein Blut eingeflößt habt. Das versuche ich dir gerade zu erklären – es ist nicht deine Seele, die deine Kinder erweckt, sondern dein Blut. Verändert man das Blut, ist das Band gelöst.«
    Ich starrte den Dolch an, dann ihn. Allmählich begriff ich, was er vorhatte, und Panik stieg in mir auf. »Ich will die Verwandlung nicht noch einmal durchmachen!«
    Als ich aufspringen wollte, hielt Roman mich an den Handgelenken fest. »Nein, davon spreche ich nicht. Du kannst nicht mehr sterben, nur den letzten Tod. Folglich kann das Ritual auch nicht deine Erweckung nachspielen.«
    »Ich könnte das nicht noch einmal durchleben.« Vor lauter Panik hörte ich kaum mehr, was er sagte. Ich sah nur noch Dredges Hände und Dredges Blut und Dredges Dolch und die finstere Höhle. Rasend vor Angst riss ich mich los. »Ich kann das nicht.«
    Roman sprang auf, zog mich in seine Arme und drehte mich herum, so dass ich ihn ansehen musste. »Menolly, halt!« Er sprach mit einer Stimme, deren Befehl man sich nicht entziehen konnte, und ich erstarrte und wurde mir meiner Umgebung wieder bewusst. »Ich würde dich niemals bitten, diese Zeit noch einmal zu durchleben, oder dich etwas auch nur annähernd Ähnlichem aussetzen. Ich bin ein harter und grausamer Herr, aber ich bin kein Sadist.« Er beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. »Mädchen, ich habe Dinge getan, die Dredge wie einen Kindergärtner aussehen lassen, und es gab Zeiten, da ich boshaft war und mich nichts interessierte außer das, was ich dem Leben noch abringen könnte. Aber ich bin älter und weiser geworden, und die Blutlust ist zu einem Aspekt meines Lebens geworden, den ich kontrolliere und nutze, wo es angemessen ist.«
    Ich nickte und zwang mich zu entspannen. Er ließ mich los, führte mich mit einer Geste zurück zum Altar und bat mich, wieder niederzuknien. »Durch dieses Ritual wirst du zum Teil meiner Linie. Ich werde dich gewissermaßen teilweise ›adoptieren‹, so dass du nicht mehr ganz und gar Dredges Tochter sein wirst. Diese Veränderung deines Blutes wird genügen, um das Band zwischen Morio und dir zu trennen, denn es hängt an deinem Blut, wie es jetzt durch deine Adern fließt. Anderes Blut, andere Bande.«
    »Wie … wie machen wir das?«
    »Vertrau mir. Ich kann dir das Ritual nicht erklären – du musst es durchschreiten. Aber ich verspreche dir, dass der Schmerz minimal sein wird. Und dafür erhältst du … Meine Liebe, du wirst nicht mehr nur Dredges Tochter sein, mit seiner Kraft in deinen Adern, sondern auch die meine, durchströmt von meiner Kraft. Du wirst mit den Jahrhunderten einer der ältesten Vampire werden – stark und weise, hoffe ich, und brillant.«
    »Ich weiß, dass das vermutlich eine dumme Frage ist«, sagte ich. »Aber wird das etwas für uns verändern? Wirst du dann noch mein Liebhaber sein?«
    Er lächelte, und die feinen Fältchen um seine Augen vertieften sich. »Oh, es wird unsere Beziehung verändern, aber du wirst weiterhin meine Gefährtin sein. Vielleicht noch enger verbunden durch das Band des Blutes. Und ehe du fragst, nein, das sollte keinen Einfluss auf deine Gefühle für Nerissa haben. Ich habe dir versprochen, dass ich mich in eure Beziehung nicht hineindrängen werde.«
    Ich nickte. Mehr Garantien würde ich nicht bekommen. Was das Ritual tatsächlich bewirkte, würde ich erst wissen, wenn ich es durchlaufen hatte, und damit

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