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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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widerstehen, doch auch sie waren Sklaven des Lichts.
    Ich nahm ihre Hand und küsste sie. »Danke, kleine Mama. Was macht die Morgenübelkeit?«
    Iris war nicht nur morgens schlecht, sondern praktisch immer. Sie verdrehte die Augen. »Ach, die ist
wunderbar.
Ich wollte schon immer mal im Bad leben. Aber nach den ersten drei Monaten müsste sie nachlassen. Zumindest sage ich mir das ständig. Ach, ehe du gehst – ich kann es dir ebenso gut gleich sagen. Bei den anderen warte ich, bis sie sich ein bisschen ausgeruht haben. Bruce und ich werden einen Wohnwagen mieten und ihn in den Garten stellen, bis unser Haus fertiggebaut ist. Ich liebe dieses Haus, aber inzwischen wohnen einfach zu viele Leute hier, und Hanna verdient endlich ein eigenes Zimmer.«
    Ich wollte ihr widersprechen, aber sie hatte recht – es wurde wirklich zu eng hier drin. Und sie und Bruce würden ja nur wenige Schritte entfernt sein.
    »So ist es wahrscheinlich am besten. Aber ich werde dich unter diesem Dach vermissen. Und lass ja Camille und Morio den Wohnwagen mit zusätzlichen Bannen sichern. Mit seiner Hilfe dürfte ihr Zauber nicht danebengehen. Und jetzt muss ich wirklich schlafen.«
    Mir wurden die Lider schwer, und ich konnte dem magnetischen Sog der Sonne nicht mehr widerstehen. Ein Teil von mir hätte zu gern noch aus dem Fenster gespäht, um den Morgen heraufziehen zu sehen. Das konnte ich, aber dann würde es verdammt knapp werden, und es stand zu viel auf dem Spiel, um etwas zu riskieren.
    Ich schwenkte das Bücherregal in der Küche von der Wand weg und schloss die Stahltür dahinter auf. Nachdem ich hinter mir wieder abgeschlossen hatte, stieg ich die Treppe zu meinem Schlafzimmer hinunter, zog mich aus und warf meine mit Blut und Dreck verschmierte Jeans und den Rolli in den Wäschekorb in dem, was wir als Badezimmer bezeichneten.
    Nun ja, es war ein Bad, aber die Toilette benutzte ich natürlich nie. Wir hatten sie nur für den Fall installiert, dass andere meinen Unterschlupf einmal als sicheres Versteck brauchen sollten. Aber die Dusche – großzügig, bodentief, sehr schick – war wunderbar, wenn ich mich nach dem Trinken oder Kämpfen säubern wollte. Ich spürte zwar nicht, ob das Wasser heiß oder kalt war, wenn ich mich nicht absichtlich darauf konzentrierte, aber ich fühlte mich gern sauber, und ich genoss es, unter dem großzügigen Wasserstrahl zu stehen.
    Ich ließ mich nassregnen, seifte mich mit Duschgel mit Himbeerduft ein und spülte es wieder ab. Während ich mich abtrocknete, dachte ich über Roz nach und das, was vorhin passiert war. Ich musste irgendwie sicherstellen, dass so etwas nie wieder geschah. Es musste irgendetwas geben, was verhinderte, dass ich je wieder so einem Einfluss erlag. Denn ich würde nicht mit mir leben können, wenn ich einen meiner Freunde umbrachte – oder gar eine meiner Schwestern.
    Das waren meine letzten Gedanken, als ich unter meine hübsche grüne Bettdecke schlüpfte, das Licht ausschaltete und mich im Dunkeln verborgen von der Sonne in den Schlaf singen ließ.

[home]
    Kapitel 6
    I ch stand im Nebel. Wohin ich auch sah, stieg er langsam um mich auf, und die Welt verschwamm in Grau. Ich gewöhnte mich rasch an diese Umgebung und lief los.
    Vor langer Zeit hatte Camille mich einmal gefragt, ob Vampire träumten. Ich hatte ja gesagt. Im Schlaf wandelten wir in der Traumzeit umher, abgeschnitten von der wachen Welt, eingeschlossen in unser privates Universum. Wir konnten unsere Körper nicht verlassen, aber in einer Art schläfriger Trance durch den Äther streifen. Manchmal wandelten wir auch in der Vergangenheit, erlebten Tage aus unserem Leben noch einmal, und manchmal auch aus der Gegenwart.
    Doch mir waren die Nächte immer am liebsten gewesen, in denen ich in der Vergessenheit versank, mein Geist sich abschaltete und ich in himmlischer Dunkelheit wirklich Ruhe fand. Es war eine Erleichterung, vom ständigen Nagen des Hungers befreit zu sein, der immer in mir lauerte. Denn alle Vampire waren Raubtiere, ohne weiteres fähig, uns in wilde Bestien zu verwandeln – die Monster aus Sagen und Legenden.
    Doch heute Nacht wollte ich mit Roman sprechen, also rief ich nach ihm, während ich durch den Nebel rannte. Ich suchte in der Traumzeit nach ihm.
    Eine leise Blues-Melodie drang an meine Ohren, und ich blinzelte. Roman war in der Nähe, kein Zweifel. Er legte immer einen Auftritt hin, den man nicht ignorieren konnte. Die Musik – jetzt erkannte ich
Every Planet We Reach

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