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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Lippen auf seine, und unsere Fangzähne kratzten aneinander. Seine Zunge an meiner, sein Duft, seine silbrigen Augen, die im Lauf der Jahrhunderte so hell geworden waren … er war der schillernde Mann, der so lange schon viel mehr war als ein Mann. Und nun zog er mich an sich, badete mich in seinem Blut, reinigte mich. In unserer Raserei hatten wir eine heilige Vereinigung geschaffen – wie dunkle Götter, der Sohn einer Vampirkönigin und die Tochter eines wahnsinnigen, sadistischen Meisters.
    Dann lockte mich ein Schimmer, und ich flog darauf zu. Es war beinahe, als schaute ich in die Sonne. Der Schimmer hüllte uns in ein warmes, strahlendes Licht, und ich zog mich näher darauf zu. Roman fickte mich schneller, seine Stöße wurden immer drängender, und dann stieß er ein langgezogenes Heulen aus. Er warf den Kopf in den Nacken, seine Fangzähne fuhren aus, er schlug sie in meinen Hals, und ich kam. Ich schoss empor in das Licht, das wir gemeinsam geschaffen hatten. Ich spürte, wie er ein letztes Mal zustieß und dann zur Ruhe kam. Sein Schwanz pulsierte nur noch sanft in mir.
    Die Musik, die immer lauter geworden war, verklang allmählich. Roman zog sich aus mir zurück und half mir, mich aufzusetzen. Wir hatten beide Prellungen, Schürfwunden, blutige Bissmale, doch die würden rasch heilen, vor allem, da sich das alles in der Traumzeit abspielte. Aber meine Gier war erst einmal gestillt.
    Roman legte einen Arm um meine Schulter, zog mich an sich und küsste mich auf den Scheitel. »Harter Tag, Liebste? Ich habe dich rufen hören. Du hast mich gebraucht, also bin ich gekommen. Was ist geschehen, dass du mich so dringend brauchtest?« Er hob mein Kinn an und sah mir in die Augen. Sein Blick war wieder distanziert und kühl. Doch inzwischen wusste ich, dass sich hinter dieser verhüllenden Kälte vielfältigste Emotionen verbargen.
    Ich hatte gedacht, ich würde darüber sprechen können, ohne mich allzu sehr zu sorgen, doch als ich zu erzählen begann, stolperte ich über die Worte und konnte sie nur mit gesenktem Kopf vor mich hin flüstern.
    »Ich habe heute von einem Freund getrunken. Etwas hat es geschafft, mich zu verzaubern, und ich habe von einem Freund getrunken, um etwas noch Schlimmeres zu verhindern.« Ich verzog das Gesicht vor Reue und berichtete ihm, was in der Anderwelt geschehen war und was uns zu Hause erwartet hatte. Als ich ihm dann von Roz und dem Doppelgänger erzählte, verflog Romans kühle Steifheit, und seine Nasenflügel blähten sich.
    »Das klingt nicht harmlos. Ich kenne dich zu gut, um zu glauben, dass du das jemals willentlich getan hättest. Aber wenn irgendetwas in der Lage ist, einen Vampir zu betören, müssen wir wissen, was das ist. Doppelgängern ist diese Macht nicht angeboren, wenn man das so sagen kann. Jemand muss sie ihm verliehen haben, als er ihn auf diese Ebene der Existenz holte und ihm ein Gesicht gab. Hast du irgendeine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
    Ich biss mir auf die Lippe. Wie viel ich Roman darüber sagen sollte, wogegen wir kämpften, war immer schwer zu entscheiden. Natürlich wusste ich, dass er genug Nachforschungen über mich angestellt hatte, um zumindest ungefähr zu wissen, was ich trieb. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich mich ihm einfach so öffnen und Dinge mit ihm besprechen könnte, über die ich lieber schweigen sollte. Die Geistsiegel konnten auch Vampire nutzen, und wenn ein Vampir eines davon in die Finger bekäme, würde ihn das zu einem unglaublich mächtigen Geschöpf machen.
    Ich vertraute Roman – im Wesentlichen – und hielt ihn für vernünftig genug, die Geistsiegel nicht zu begehren, aber bei seiner Mutter war ich mir nicht so sicher. Ich war Blodweyn nie begegnet, doch die Liste ihrer Feldzüge und Eroberungen war erschreckend lang. Ich wusste es sehr zu schätzen, dass sie aus ihrer langen Abgeschiedenheit hervorgetreten war, um die Vampirgemeinde zu einen, aber ihre Methoden waren oft ganz schön hart. Vampirnester, die sich nicht ihren Regeln unterwarfen, zerstörte sie systematisch.
    »Wir haben einen Anhaltspunkt. Aber lass mich das erst überprüfen, ehe ich dir etwas sage. Ich wollte … na ja, ich glaube, ich wollte mich bei dir vergewissern, dass ich nicht die Kontrolle verliere.«
    »Glaub mir, wenn ich merken würde, dass du die Kontrolle verlierst, würde ich mich darum kümmern. Ich lasse nicht zu, dass Abtrünnige in meinem Territorium frei herumlaufen. Schon gar nicht jetzt, da Mutter

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