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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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mir nie ganz erklären können, warum ihm so viel am Kampf gegen Schattenschwinge lag.
    Dredge hatte mir übel mitgespielt, aber Roz noch viel übler. Er hatte seine ganze Familie ausgelöscht, als Roz noch klein gewesen war. Und Roz hatte das in allen grässlichen Einzelheiten mitansehen müssen, während er in seinem Versteck darum gebetet hatte, dass Dredge ihn nicht finden würde. Deshalb war er Fährtenleser geworden. Einige Jahrhunderte später hatten Zeus und Hera seine Ehe zerstört, ihn in einen Inkubus und seine Frau in einen Sukkubus verwandelt, und seither hatte Rozurial seine Jagd auf Dredge noch intensiver betrieben.
    »Tja, deine Hilfe ist unschätzbar wertvoll. Und wenn ich je die Grenze überschreite …« Ich verstummte und sah ihn an. »Ich habe Camille darum gebeten, aber jetzt bitte ich auch dich. Falls ich je die Grenze überschreiten sollte, wie Sassy es getan hat, falls ich je wirklich zu dem Monster werde, das ich nach Kräften im Zaum zu halten versuche …«
    »Alles klar, Menolly.« Seine Stimme klang barsch, doch ich hörte die Tränen, die er damit unterdrückte. Er rieb sich hastig die Augen. »Falls es so weit kommt, sollst du stolz auf mich sein können. Aber es wird nicht dazu kommen. Du wirst in Würde altern, genau wie Roman. Du wirst es schaffen, deine animalische Natur zu kontrollieren.«
    »Das hoffe ich. Aber das vorhin hat mir Angst gemacht. Ich hatte mir geschworen, niemals von Freunden zu trinken. Von Roman, ja – weil er ein Vampir ist und wir miteinander wirklich extrem werden können. Aber nicht von meinen anderen Freunden. Nicht von meiner Familie oder von meiner Geliebten. Diesen Schwur will ich nie wieder brechen.«
    Roz schlang mir einen Arm um die Taille, und ausnahmsweise ließ ich die Berührung zu. Normalerweise kam nur Nerissa mit so etwas durch. Ich ließ mich einfach nicht gern anfassen, schon gar nicht von Atmern. Der Hunger flammte manchmal in den seltsamsten Augenblicken auf, und ich wollte ihm keine Chance geben, mich in Versuchung zu führen.
    Doch jetzt ließ ich sogar den Kopf an Roz’ Schulter sinken. Er wusste, wie das war, wenn eine überlegene Macht einem das ganze Leben auf den Kopf stellte. Das wussten wir alle, aber ihn hatte es schlimmer getroffen als die meisten anderen.
    Als wir das Haus erreichten, blieben mir nur noch zwanzig Minuten, bis ich nach unten musste. Iris hatte offenbar schon gehört, was passiert war, denn sie nahm mich beiseite. »Brauchst du irgendetwas, ehe du schlafen gehst?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war satt, dank Roz. »Nein. Sie haben dir schon gesagt, was passiert ist?«
    Sie nickte. »Ja, Camille hat mich gewarnt, als sie kurz hier war, um das Nötige für die Erneuerung der Banne zu holen. Menolly, das klang ganz so, als hättest du unter einem Zauber gestanden.«
    »Ja, aber ich habe trotzdem Angst. Das Ding hat Nerissas Gestalt angenommen, und wenn ich nicht wüsste, dass sie sicher auf ihrer Tagung in Bellingham ist, wäre ich längst in Panik unterwegs zu ihr, um mich zu vergewissern, dass ihr nichts passiert ist.«
    »Wahrscheinlich konnte es deine Schwächen ausnutzen – du hast die Person gesehen, der du am meisten vertraust.« Iris lächelte. »Ich habe sie trotzdem angerufen, nur um sicherzugehen. Ich habe sie geweckt, aber es geht ihr gut. In dieser Hinsicht kannst du ganz beruhigt sein.«
    Ich war unendlich erleichtert. »Danke dir … du sorgst immer so gut für mich, Iris. Ich weiß gar nicht, woher du die Energie dazu nimmst.«
    »Das ist einfach das, was ich eben tue. Und jetzt ab in deinen Unterschlupf, du musst schlafen.« Sie gähnte.
    »Ja. Hör mal, richte den anderen aus, dass sie heute so viel recherchieren sollen, wie sie können. Wenn ich aufwache, überlegen wir uns, wie wir die Suche nach Gulakah anpacken. Ich bin sicher, dass er hier ist.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Aber jetzt geh – es wird gleich hell, und du musst sehr müde sein.«
    Das war ich. Wenn die Sonne aufging, bedeutete das für Vampire nicht nur Lebensgefahr. Wir wurden davon auch in einen tiefen, unwiderstehlichen Schlaf gezogen, aus dem wir erst wieder erwachten, wenn die Sonne unterging. Bei Sonnenaufgang wurden wir so schläfrig, dass uns nicht mal eine Atombombe wecken könnte. Während der Tagesstunden waren die Sterblichen vor uns sicher – wir hatten keine Möglichkeit, sie anzugreifen. Nur sehr alte Vampire wie Roman schafften es manchmal, dem Sog dieses Schlafs etwa eine halbe Stunde lang zu

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